Samstag, 19. Januar 2008

Freitagsruhe in Kairo

So lebhaft Kairo unter der Woche ist, so ausgestorben am Freitag. Donnerstag abends schallen die Rufe des Muezzins verstaerkt durch die Stadt. Das Arabische hat einen anderen Sprachrythmus als Deutsch, zusaetzliche Laute und dadurch klingen die Rufe fast bedrohlich. Freitag Frueh, eine unglaubliche Ruhe liegt ueber der Stadt. Zumindest in Downtown. Kein Hupen, kein Autolaerm, die Strassen sind ausgestorben, fast alle Geschaefte geschlossen. Als Fussgaenger kommt man sich vor wie bei uns an den autofreien Sonntagen vor 34? Jahren. Nur fuer manche von uns noch in Erinnerung.
Ein idealer Zustand um, nach einem typischen ! Hotelfruehstueck !, finde auf dem arab. Schreibbrett kein Anfuehrungszeichen, bestehend aus 5 trockenen kleinen Brotstangerl, einem Eckerlkaese, angeblich aus Kuh und nicht aus Kamelmilch, sehr suesser Marmelade und einem sehr guten Tee, mich wieder auf den Weg zu machen.Heute will ich das ca. 4 km entfernte islamische Kairo besuchen. Am Weg dorthin ist ein Besuch des Museums Islamischer Kunst vorgesehen. Anscheinend ist der Freitag fuer viele Kairener der Friseurtag oder es gibt wie fuer viele andere Berufe, auch fuer diesen eigene Viertel. Es bleibt mir nichts anderes uebrig als auch zum Friseur zu gehen. Die Verstaendigung klappt vorzueglich, innerhalb weniger Minuten werde ich meine Haarpracht los, Pommade und sonstige Waesserchen mit arabischen Duftnoten verweigerte ich standhaft und dann stehe ich, wie so oft in meinem Leben, vor einem Museum das wegen Restauro geschlossen ist. Anscheinend kundschaften Museumsleute meine Reiseplaene aus um dringende Renovierungen vorzunehmen. Schade. Nach kurzer Zeit bin ich im islamischen Teil der Stadt. Warum in einer islamischen Stadt ein Teil so benannt wird verstehe ich nicht. Es ist der aelteste Teil Kairos, der jetzige Souk war die Hauptstrasse und die beiden maechtigen Tuerme des noch bestehenden Suedtors Eintrittstore und Teil der Stadtbefestigung.
Ist in Kairo bis jetzt manches fremd fuer mich , so ist das dann Erlebte wie ein Kulturschock, den ich aber schnell ueberwinde. Ich fuehle mich ins 18. Jhdt. oder noch frueher versetzt. So muss es bei uns in einer mittelalterlichen Stadt ausgesehen haben. Strassenhaendler die von Frischfleisch ! ueber landwirtschaftliche Produkte bis zu Frischfisch! ungekuehlt alles anbieten was das arabische Herz und Gaumen begehren. Bedeckt mit schwarzen Punkten, die nach naeherer Betrachtung beweglich sind: Fliegen. Die Garkuechen bieten gegrillte Kuhhufe, frittierte Gemueselaibchen bis zu undefinierbare Saucen an . Vom Geruch gar nicht so schlecht, ich konnte aber wiederstehen. Interessanterweise waren es vorwiegend Frauen. Maenner verkaufen nur das Fleisch und Fisch oder sitzen in den Kaffes und rauchen Wasserpfeife. Dazwischen Eselkarren, stinkende Mopeds, Kleinlaster und Pferdefuhrwerke. Das Alles bei 3 bis 4 m Strassenbreite ohne Strassenbefestigung, Erdboden, Loecher, herausragende Kanaldeckel. Gebrauchtes Wasser wird zwischen die Fussgaenger geschuettet. Das hat neben der Entsorgung den Vorteil, dass es nicht so staubt. Alle 30, 40 Meter gibt es Trinkwasser , nicht mit dem Ledersack aus einem tiefen Loch zu schoepfen, sondern Brunnen mit Haehnen und einem angehaengten Blechnapf, aus dem die Vorbeigehenden Ihren Durst loeschen koennen. Es ist eine grosse Ueberwindung nicht von diesem koestlichen Nass, sondern aus meiner Wasserflasche zu trincken. Alle Wohlgerueche Arabiens sind vereint. Der Souk der Einheimischen darf nicht verwechselt werden mit dem in den die Touristen normalerweise gebracht werden. In den ungefaehr 3 Stunden bin ich nur noch einem Auslaender begegnet. Die Marktfrauen sind alle unverschleiert. Wahrscheinlich aus Bequemlichkeit, waehrend die weiblichen Besucherinnen, jung oder alt, fast alle zumindest die Haare bedeckt haben.Ich habe den Eindruck viele Bewohner Kairos decken sich neben den Maerkten im eigenen Viertel hier mit !frischen! Lebensmittel ein. Ueber Allem Wohlgerueche Aegyptens.
Die Menschen sind ungemein freundlich, viele wollen wissen woher ich komme und gluecklicherweise hat keine Haendlertochter an diesem Tag Hochzeit. Es faellt auf, wie viel hier gelacht wird und wie hilfsbereit die Leute sind. Ganz im Gegensatz zu dem was man sonst ueber Aegypter hoert. Das Land aber ist gross und ich habe erst ein Bruchstueck gesehen.Ueber Sonstiges, Auffaelliges, die Sicherheit und die Praesenz der Polizei schreibe ich ein anderes Mal. Beim 1. Versuch war die Leitung ploetzlich unterbrochen.

1 Kommentar:

Bärbl hat gesagt…

also das ist mein dritter vergeblicher Versuch etwas zu posten. Daher nur kurz - Fliegen auf "Frischfisch" ein kürzliches dejavue von der anderen Seite der Erdkugel - Fischstand in Puerto Montt - Foto folgt.
Die Berichte des Kalifen sind Balsam für mein Fernweh