Montag, 28. Januar 2008

Fahrscheinkauf in Kairo

Viele Dinge koennen kompliziert sein. Karten fuers Edelweisskraenzchen, eine Audienz beim Papst, der Aufstieg in den Himmel. Dies Alles wird uebertroffen vom Kauf einer Fahrkarte der Aegyptischen Eisenbahn.
Zeitig in der Frueh, die Anstrengung des Vortags steckt noch in meinen Muskeln, gegen 13 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof Kairos. Viele Strassen sind mir schon bekannt und nach 30 Minuten erreiche ich den Verkehrsknoten Ramsesplatz. Alle Strassen und Reisende Aegyptens scheinen sich hier zu treffen, um nach einer Phase des Chaos, der Loesung eines Gordischen Knotens , sich wieder in alle vier Himmelsrichtungen ueber die Stadt zu verteilen. Der Schalter ist bald gefunden. Der Falsche natuerlich. Der einzige wars mit einer mir verstaendlichen Aufschrift. Ueberall lange, geduldig wartende Schlangen Reisewilliger. Da kommt die Hilfe in Form eines englischsprechenden Touristenpolizist. Entgegen anderer Behauptungen, ist es moeglich laenger als zwei Tage im Voraus Karten zu kaufen. Hier muss Alles seinen korrekten Lauf nehmen und der Schalterbeamte ist Herr ueber Aufenthalt oder Weiterreise. Gut dass ich heute schon hier bin. Geduldig stellt sich der Uniformierte fuer mich an. Dank seiner Uniform kann er, an allen Wartenden vorbei, den ersten Platz in der Reihe einnehmen. In der Zwischenzeit erzaehlt mir ein Paar aus Hamburg, dass sie seit drei Tagen versuchen aus Kairo wegzukommen. Ich vertraue auf die Hilfe Allahs und des freundlichen Polizisten, der alle paar Minuten kommt um sich des Abfahrtdatums zu vergewissern. Nach 45 Minuten, wohlgemerkt, er war der Erste in der Schlange, kommt er stolz mit dem Ticket in der
Hand. Fuer Sonntag Morgen. Fuer mich eine Enttaeuschung aber: Die erste Moeglichkeit um in den Sueden Aegyptens zu kommen.
Nach einem Backschisch fuer seine Bemuehumgen bin ich stolzer Besitzer einer Fahrkarte nach Luxor. Die beiden Hamburger erzaehlen mir in der Zwischenzeit dass sie einen sehr netten, gutangezogenen Aegypter kennengelernt haben und dieser bereit war ihnen um 250 Aegypt. Pfund die Karten zu besorgen. Sie gaben ihm das Geld und er ward nicht wieder gesehen. Der Polizist verspricht mir, dass er sich um die zwei kuemmert. Polizisten verdienen ungefaehr 350 Pfund monatlich ( 45 Euro) . Gern uebernehnehmen sie daher solche Gefaelligkeiten fuer Fremde. In Aegypten ist im Moment Urlaubszeit und das ganze Land unterwegs. Deswegen sind die Zuege ueberfuellt und Fahrkarten schwer zu bekommen. Auslaender duerfen oder sollen nur mit bestimmten Zuegen fahren. Ich habe einige der anderen Zuege gesehen und verstehe warum. Der Muezzin ruft, in der Bahnhofshalle sind Gebetsteppiche ausgebreitet und viele nehmen am gemeinsamen Gebet teil. Wahrscheinlich beten sie auch um eine Fahrkarte. Inschallah.
Anschliessend fahre ich mit der Metro zur Universitaet am anderen Ufer des Nil. Viele unverschleierte junge Frauen. Es faellt mir auf, dass viel mehr Frauen als junge Maenner zu den Vorlesungen gehen. Die Universitaet erstreckt sich ueber ein sehr grosses Gebiet, fast bis an die Ufer des Nil. Es wird ein langer Fussmarsch. Ich finde die Anlegestelle der Nilschifffahrt und umgeben von einer Schar urlaubender Aegypter geniesse ich die Fahrt ueber den Nil und eine weite Strecke Nilabwaerts. An Bord komme ich mit einem Iraker ins Gespraech, der mir sofort versichert kein aegypt. Haendler zu sein. Er lebt seit einem Jahr hier, sein Leben und das seiner Familie war im eigenen Land nicht mehr sicher. Er kommt aus dem Norden aber nicht aus dem Kurdengebiet. Nach Morddrohungen nahm er gern eine Berufung an die Uni Kairo an. Es ist eine sehr nette und informative Unterhaltung.. Die Sonne geht hinter der Nilpromenade unter und ich mache mich auf den Weg in die Innenstadt.
O Kalifin, Du immerbluehende, nie verwelkende Blume meines Herzens, sei mir gegruesst.

Massalam

4 Kommentare:

ski hat gesagt…

Köstlich!! *g*
Aber was ist Inschallah?

Kalif 08 hat gesagt…

Amore, trotz aller Widrigkeiten im fernen Orient, bist Du doch immer wieder mit dem Segen(?gibts das im Islam?) und der Hilfe Allahs versehen! Stell dir vor, du hättest kein Ticket bekommen! Deine Nilreise wäre wirklich den Nil hinabgeschwommen, das Schiff hätte ohne dich abgelegt! Übrigens- was ist mit der Rückfahrt nach Kairo- da hast du dann nicht mehr soviel Zeit!Nicht dass du dann noch weitere Wochen bleiben musst! Eigentlich habe ich seit gestern mit dem Gedanken gespielt, spontan am Donnerstag nach Luxor zu fliegen,ein Flug ab Sbg um 200euro wäre ein verlockendes Angebot gewesen...ein schwerlösbares Problem ist mein Chef- Urlaubssperre!- bzw die Koordinierung gemeinsamer Tage in Luxor-leider habe ich aus Vernunftgründen bzw aufgrund deiner Anreiseprobleme diese Idee wieder begraben- schade, hätte Spaß gemacht- aber soll nicht sein. Seit heute macht sich auch wieder mein jährliches Hals/Anginaproblem bemerkbar-Allah ist derzeit nicht auf meiner Seite,anscheinend ist er zu sehr mit Dir beschäftigt(worüber ich ja froh bin)!
Falls jemand Lust hat und spontan ist und einen netten,verständnisvollen Chef bzw keinen hat,Donnerstags, 6uhr früh gibt es einen Flug mit Niki nach Luxor!
bis bald die halswehkranke kalifin

chr hat gesagt…

Ja, ich glaube auch, Allah steht mehr unserem reisenden Kalifen zur Verfügung, es sei ihm auch von Herzen gegönnt, denn mich plagt Kopfweh und ein Schnupfen ist im Anmarsch !Der Sturm hat wohl sämtlich Bakterien aufgewirbelt !
Oh Kalif,mit Deinem Scharm schaffst Du selbst orientalische Widrigkeiten aus dem Weg, auch ohne dem Arabischen mächtig zu sein ! Deine Kalifin wäre fast in Deine Arme geflogen, so groß ist schon die Sehnsucht,aber dies nur zu wissen, gibt Dir die Kraft für weitere Reiseabenteuer !liebe schnupfige Grüße chr

mh hat gesagt…

Inschallah, "so Gott will" findes du die Antwort in Kalif's liebsten Lexikon (de.wikipedia.org/wiki/Inschallah).