Mittwoch, 30. Januar 2008

Kapfenberg gegen Simmering - Brutalitaet?

Nach einer Taxifahrt in Kairo haette weiland Karl Qualtinger das Fussballspiel Kapfenberg - Simmering sicher anders kommentiert. So begann der 1. Versuch eines Post heute Abend, in dem ich meine Erlebnisse waehrend einer Taxifahrt beschrieb. Versehen war der Bericht ueber das Leben eines Taxifahrers der, neben seinem Hauptberuf als Beamter im Gesundheitsministeriums, so seine Familie ernaehrt. Bei der Uebertragung ploetzlich ein weisser Bildschirm und Alles war geloescht. Eigenartig. Dies ist schon oefters passiert und unverstaendlich. Eine Fahrt mit dem Taxi ist ein unvergessliches Erlebniss. Ausgestattet mit guten Bremsen, lauten Hupen und einem grossen Gottvertrauen kurven sie durch die meistens verstopften, dunklen Strassen. Natuerlich unbeleuchtet, damit sie ein herankommendes Fahrzeug "besser " sehen. Nur beim Ueberholen wird kurz aufgeblinkt. Irgendwie funktionierts. Wie? Inschallah.
Um seine Familie mit zwei Toechtern zu ernaehren muss der Arme einen zweiten Beruf ausueben. Auch seine Frau arbeitet. Als Lehrerin in einer Volksschule. Er ist schon sehr muede und hungrig. Auf den Strassen werden Fahnen Aegyptens geschwenkt und von Strassenhaendlern angeboten. Heute ist im Rahmen der afrikanischen Meisterschaft ein Fussballspiel der aegypt. Nationalmannschaft. Die Aegypter sind grosse Fussballfanatiker. Auch mein Taxifahrer verzichtet auf weitere Einkuenfte und ist auf dem Weg nach Hause, wie viele der Kairener. Mein Ziel liegt auf seinem Weg. So hat er doch noch eine kleine Einnahme. Fuer 45 Minuten verlangt er 10 l.P. ca.1,2 Euro. Taxifahren ist bei den niedrigen Benzinpreisen sehr guenstig. Die wenigsten Fahrzeuge gehoeren den Fahrern sondern sie muessen eine Miete fuer das Fahrzeug bezahlen und so bleiben ihnen pro Schicht nur 25-30 L.P. Das Auto ist mit verschiedenen Chauffeuren rund um die Uhr unterwegs. Treibstoff bezahlt der Besitzer. Es ist in der Stadt merklich ruhiger geworden... Das Spiel ist aus, ich haette es gerne gesehen. 1:1. Gegen wen? Ich weiss es nicht. Nach einem Sieg fahren viele Autos noch lauter und oefters hupend als sonst durch die Stadt.Es ist lustig im Beduinendorf die Aegypter zu beobachten. Jeder Spielzug wird mit lauten Rufen kommentiert. Mein Tag bestand heute nur aus wandern durch die Stadt, Menschen beobachten, dahintreiben.
Die Pyramiden warten. Drei Wochen in Kairo und ich bin noch nicht dort gewesen. Ehrlich, wann war ich das letzte Mal in Mozarts Geburtshaus? Morgen soll es waermer werden. " Schuld an der Kaelte ist Europa" Originalzitat eines glaeubigen Moslems. Die Kaelte kommt aus dem Norden.
Mit Wehmut habe ich vernommen, dass zahlreiche, mir teure Daheimgebliebene, krank darniederliegen. Ich wuensche Allen eine gute Besserung und baldige Genesung.
Nicht der Muezzin sondern Hunger und Durst rufen mich.

Massalam

Dienstag, 29. Januar 2008

Noch immer Regen und Kaelte in Kairo

Nach den langjaehrigen Durchschnittswerten war heute der letzte Regentag. Wir glauben es, die Meteorologen behaupten es, Inschallah ??? Der Morgen ist ernuechternd. Regen. Dazu kommt eine Kaelte, die fuer Kairo ungewoehnlich ist. Umdrehen und weiterschlafen ist fuer mich die einzige Moeglichkeit. Nach Mittag beschliesse ich wieder auf Erkundigung zu gehen. Der Himmel ist schwarz und die Wolken haengen tief. Die Strassenhaendler erkennen die Situation sofort. Duenne Schals und Blusen werden sofort gegen Wollsocken, dicke Schals und warme Unterwaesche ausgetauscht. Auch ich huelle mich seit heute in ein grosses Beduinentuch. Ich komme mir etwas komisch darin vor, wie bei uns ein Japaner in Lodenmantel. Dafuer waermt es und schuetzt auch vor dem zeitweiligen Regen. Das linke Nilufer, nicht mehr zu Kairo sondern zu Giseh gehoerig, steht auf dem Programm. Mit der Metro fahre ich auf eine der Nilinseln, besichtige von aussen die Oper Kairos und beginne einen endlos langen " Marsch". Der einzige Unterschied zu Kairo ist eine etwas groessere Sauberkeit, saubere und ansprechendere Geschaefte. Das Fleisch haengt aber genauso neben Altreifen und Abfall wie rechts des Nils. Unsere Lebensmittelpolizei haette grosse Freude am Amtshandeln. Die Menschen sind schicker angezogen und die Haarpracht vieler Frauen und Maedchen ist zu bewundern. Es sind hier viele Niederlassungen auslaendischer Firmen und Hotels mit westlichem Standard. Es wird finster. Hier geht die seit Tagen nichtvorhandene Sonne um 5 unter, die Dunkelheit bricht sehr schnell ein. Es ist Stosszeit und inmitten tausender Autos gehe ich, als einer der wenigen Fussgaenger, ueber eine Nilbruecke zurueck. Unter den Nilbruecken sind verschiedene Sportplaetze angelegt und dort wird fleissig trainiert. Auch ein Reitplatz ist zu sehen und das Bewegen und Trainieren der Pferde koennte auch bei uns sein. Es ist gerade eine Springstunde. In den Abendstunden hat es normalerweise sicher angenehmere Temperaturen. Ein unglaubliches, aber geregeltes Chaos spielt sich auf den Hauptstrassen ab. Fuer uns in Mitteleuropa unvorstellbar. Trotzdem kommt es kaum zu Staus und jeder wird rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein. Aegypter essen erst gegen 10 Uhr abends. Die Kairener decken sich mit elektrischen Heizkoerpern ein. Elektrischer Strom ist sehr billig. Ein Haushalt kommt mit ca. 5 Euro im Jahr aus. Der schreckliche Zustand vieler Haeuser haengt mit den Mietgesetzen zusammen. Es gibt einen Mieterschutz wie einst bei uns. Mieterhoehungen sind nicht moeglich, die Hausbesitzer koennen mit den geringen Betraegen die Haeuser nicht erhalten. Viele Aegypter zahlen fuer eine 200 Qu.m. grosse Wohnung nur 2 ( zwei! ) Aegypt. Pfund. Das sind ca. 25 cent. Untervermieten sie aber weiter und haben dadurch ein stattliches Zusatzeinkommen.
Es ist wie frueher ( ? ) bei unseren Hofratswitwen. DieLebenshaltungskosten sind sehr gering. Viele Lebensmittel sind stark preisgestuetzt. 5 Brotstange, wie unsere Salzstangerl, nur suess 0,25 Aeg.P. ca3 cent. 1 Liter Treibstoff 0,12 Euro.
Mit Betrueben habe ich vernommen, dass meine Kalifin mit Fruejahrsverkuehlung darniederliegt. Bitte kuemmert Euch um sie. Fuer die zahlreichen Kommentare zu meinem letzten Blog bedanke ich mich herzlichst.

Massalam

Montag, 28. Januar 2008

Fahrscheinkauf in Kairo

Viele Dinge koennen kompliziert sein. Karten fuers Edelweisskraenzchen, eine Audienz beim Papst, der Aufstieg in den Himmel. Dies Alles wird uebertroffen vom Kauf einer Fahrkarte der Aegyptischen Eisenbahn.
Zeitig in der Frueh, die Anstrengung des Vortags steckt noch in meinen Muskeln, gegen 13 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof Kairos. Viele Strassen sind mir schon bekannt und nach 30 Minuten erreiche ich den Verkehrsknoten Ramsesplatz. Alle Strassen und Reisende Aegyptens scheinen sich hier zu treffen, um nach einer Phase des Chaos, der Loesung eines Gordischen Knotens , sich wieder in alle vier Himmelsrichtungen ueber die Stadt zu verteilen. Der Schalter ist bald gefunden. Der Falsche natuerlich. Der einzige wars mit einer mir verstaendlichen Aufschrift. Ueberall lange, geduldig wartende Schlangen Reisewilliger. Da kommt die Hilfe in Form eines englischsprechenden Touristenpolizist. Entgegen anderer Behauptungen, ist es moeglich laenger als zwei Tage im Voraus Karten zu kaufen. Hier muss Alles seinen korrekten Lauf nehmen und der Schalterbeamte ist Herr ueber Aufenthalt oder Weiterreise. Gut dass ich heute schon hier bin. Geduldig stellt sich der Uniformierte fuer mich an. Dank seiner Uniform kann er, an allen Wartenden vorbei, den ersten Platz in der Reihe einnehmen. In der Zwischenzeit erzaehlt mir ein Paar aus Hamburg, dass sie seit drei Tagen versuchen aus Kairo wegzukommen. Ich vertraue auf die Hilfe Allahs und des freundlichen Polizisten, der alle paar Minuten kommt um sich des Abfahrtdatums zu vergewissern. Nach 45 Minuten, wohlgemerkt, er war der Erste in der Schlange, kommt er stolz mit dem Ticket in der
Hand. Fuer Sonntag Morgen. Fuer mich eine Enttaeuschung aber: Die erste Moeglichkeit um in den Sueden Aegyptens zu kommen.
Nach einem Backschisch fuer seine Bemuehumgen bin ich stolzer Besitzer einer Fahrkarte nach Luxor. Die beiden Hamburger erzaehlen mir in der Zwischenzeit dass sie einen sehr netten, gutangezogenen Aegypter kennengelernt haben und dieser bereit war ihnen um 250 Aegypt. Pfund die Karten zu besorgen. Sie gaben ihm das Geld und er ward nicht wieder gesehen. Der Polizist verspricht mir, dass er sich um die zwei kuemmert. Polizisten verdienen ungefaehr 350 Pfund monatlich ( 45 Euro) . Gern uebernehnehmen sie daher solche Gefaelligkeiten fuer Fremde. In Aegypten ist im Moment Urlaubszeit und das ganze Land unterwegs. Deswegen sind die Zuege ueberfuellt und Fahrkarten schwer zu bekommen. Auslaender duerfen oder sollen nur mit bestimmten Zuegen fahren. Ich habe einige der anderen Zuege gesehen und verstehe warum. Der Muezzin ruft, in der Bahnhofshalle sind Gebetsteppiche ausgebreitet und viele nehmen am gemeinsamen Gebet teil. Wahrscheinlich beten sie auch um eine Fahrkarte. Inschallah.
Anschliessend fahre ich mit der Metro zur Universitaet am anderen Ufer des Nil. Viele unverschleierte junge Frauen. Es faellt mir auf, dass viel mehr Frauen als junge Maenner zu den Vorlesungen gehen. Die Universitaet erstreckt sich ueber ein sehr grosses Gebiet, fast bis an die Ufer des Nil. Es wird ein langer Fussmarsch. Ich finde die Anlegestelle der Nilschifffahrt und umgeben von einer Schar urlaubender Aegypter geniesse ich die Fahrt ueber den Nil und eine weite Strecke Nilabwaerts. An Bord komme ich mit einem Iraker ins Gespraech, der mir sofort versichert kein aegypt. Haendler zu sein. Er lebt seit einem Jahr hier, sein Leben und das seiner Familie war im eigenen Land nicht mehr sicher. Er kommt aus dem Norden aber nicht aus dem Kurdengebiet. Nach Morddrohungen nahm er gern eine Berufung an die Uni Kairo an. Es ist eine sehr nette und informative Unterhaltung.. Die Sonne geht hinter der Nilpromenade unter und ich mache mich auf den Weg in die Innenstadt.
O Kalifin, Du immerbluehende, nie verwelkende Blume meines Herzens, sei mir gegruesst.

Massalam

Sonntag, 27. Januar 2008

Islamisches Kairo

Ca. 40 Gehminuten von der Innenstadt entfernt befindet sich das Islamische Kairo. Ploetzlich ist man in einer anderen Welt. Heute am Sonntag sind interessanterweise die meisten Geschaefte, oder was sich halt so nennt, geschlossen. Die Moslems in diesem Viertel, das voller Moscheen ist, erwarten sich weniger Geschaeft, die Touris sind an diesem Tag wahrscheinlich geschlossen bei denPyramiden. Dafuer werden heute notwendige Ausbesserungsarbeiten an den Fassaden erledigt. Der Nord. bzw Suedeingang des Islamischen Viertels wird durch zwei maechtige Eingangstore aus dem 9.- 14. Jhdt. begrenzt. Bei den Nordtoren sind noch grosse Reste der alten Stadtbefestigung und die alte Stadtmauer zu sehen. Kairo an sich wurde erst im 9. Jhdt gegruendet, im 14. Jhdt. vergroessert und mit staerkeren Befestigungsanlagen versehen. Leider sind die Nebengassen in einem erbaermlichen Zustand. Die alten Haeuser verfallen, was dem Erdbeben zu Beginn der 90er Jahre wiederstand, wird ruecksichtslos fuer den Fremdenverkehr ausgebeutet. Die Gaesslein sind teilweise unbegehbar, Schlamm und Schmutz versperren den Weg. Die Strassen sind unbefestigt. Bald wird alles nur noch eine Kulisse sein.
Nach dem Verlassen des Islamischen Viertels komme ich in eine andere Welt. Laendliches Gefuehl kommt auf. Mitten in einer Grossstadt doerfliches Leben. Staende an denen die wichtigsten Dinge der menschlichen Ernaehrung verkauft werden inmitten von Abfall. Auch hier eine unbefestigte, mit Wasserloechern uebersaehte " Hauptstrasse ", Pferde , am Gemuesestand angebunden bei der Fuetterung, Kamele, keine Ahnung wo die gerade herkommen, Eselskarren, die sich einen Weg durch den nur beschraenkten Durchgang bahnen, Strassenkuechen, die sehr wohlriechende Duefte verbreiten, nichts fuer mich, eine Schar Ziegen und Schafe , geduldig warten sie vor einer Schachterei. Einige Vorbeigehende vordern mich auf sie zu photographieren. Mit grossem Vergnuegen komme ich dem Wunsch nach. Sie sind sehr begeistert ueber ihr Bild am kleinen Display. Die Baecker haben gerade frisches Brot gebacken, die Zuckerbaecker breiten am Boden (!) ihre Koestlichkeiten aus. Andere kaufen Unmengen frisches Brot, um es mit geringem Gewinn weiterzuverkaufen. Durch wieviele Haende geht es wohl, bis es am Esstisch angekommen ist?
Ins buergerliche Kairo zurueckgekommen sind viele Geschaeft noch immer geschlossen. Dafuer haben sich vor deren Auslagen hunderte von Kleinhaendler breitgemacht und bieten alle Arten von Textilien, Babyausstattung, Plastikspielzeug, Tand, Unbrauchbares, am Boden oder auf wackeligen Tischen an. O Kalifin, auch ich konnte nicht wiederstehen.
In der Innenstadt nimmt das staedtische Leben seinen Lauf
Ueber die vielen Kommentare freue ich mich. Dass Thomas ein Schwerenoeter ist, war mir schon immer bekannt. Meine Kalifin fehlt mir, die rasch verwelkenden Blumen des Orients ueben auf mich keine Anziehung aus, eher umgekehrt.


Massalam

Samstag, 26. Januar 2008

Salzburger Wetter in Kairo oder " Hochwasser "




Seit Stunden schuettet es in Kairo. Wie der Salzbuger Schnuerlregen fallen riesige Wassermassen auf die Stadt. Hin und wieder ist ein fernes Donnern zu hoeren. Die Strassen sind ueberflutet. Selten gibt es eine seichte Stelle zum Ueberqueren. Der 3. Regentag seit meiner Ankunft. Die Kairener nehmens gelassen, gehen grosse Umwege zur naechsten Furt. Der Stadt tut es gut. Auf den Daechern und Terrassen sieht man ueberall Menschen, die den Staub und Dreck, aufgeweicht durch den Regen der vergangenen Tage, zusammenkehren und mit Hilfe der neuen Regenfaelle entsorgen. Immer wieder kommt mir der Gedanke, in welchem Zustand unsere Staedte bei nur 6 Regentagen im Jahr waeren. Auch im Beduinendorf steht das Wasser zentimeterhoch und findet seinen Weg unter einige Tueren. Jetzt verstehe ich warum bei einigen Zimmern hohe Schwellen angebracht sind. Eigentlich ein Tag zum Ausruhen.
Nachmittags fahre ich wieder ins Koptenviertel. Erst kuerzlich wurde das dortige Museum, nach langjaehrigen Umbauarbeiten, wiedereroeffnet. Bewundernd betrachte ich die Zeugnisse fruehchristlichen Glaubens und Kunst. Gut bewacht. An Stelle von Museumswaertern sind Soldaten zur Aufsicht eingeteilt. Ruehrend kuemmern sie sich um mich, den einzigen Besucher. Es ist sehr schwer ihnen zu verarabischen, dass ich lieber allein durchgehen moechte. Den ganzen Nachmittag verbringe ich dort. Am Ende dann die Bitte an mich: Bakschisch. Gern. Die Besucherzahlen sind gering, wenige Touristengruppen besuchen auch das Museum. Leider musste ich hier die Kamera abgeben.
Tiefschwarze Wolken begleiten meine Heimfahrt. Das Wasser steht noch immer auf den Strassen. Die Abfluesse sind durch Schlick und Abfaelle verstopft. Fussgaenger sind ratlos, die Autofahrer nehmen Ruecksicht. Nicht ein einziger Passant wird angespritzt. Die Stadt wird etwas sauber.
O Kalifin, gruess mir die Heimat und Freunde. Der Ruf des Muezzins kann mir die heimatlichen Klaenge nicht ersetzen.

Massalam

Freitag, 25. Januar 2008

Freitag, Tag Allahs

Heute Freitag ist es in Kairo geisterhaft ruhig. Kein Autoverkehr, daher auch kein Hupen.
Seit einigen Tagen ist in Kairo eine Internationale Buchmesse. Zu Mittag nach einem ausgiebigen, langen Schlaf lasse ich mir im Beduinendorf die Adresse aufschreiben. Heute ist erster Publikumstag. Gemeinsam mit einem jungen Deutschen suche ich ein Taxi. Inshalla, der Fahrer kann lesen und nach kurzem Feilschen einigen wir uns auf einen Fahrpreis. Eine moerderische Fahrt ueber menschenleere, verkehrsfreie Strassen beginnt. Angestellt am Frauenschalter, zurueckgewiesen, erlebe ich dann ein Schauspiel der anderen Art. In Zelten, Verschlaegen, Hallen oder am blanken staubigen Fussboden Tonnen von bedrucktem Papier. Zeitweise wie an einer Sammelstelle fuer Altpapier die bedeutendste Buchausstellung im arabischen Raum. Der Grossteil des jaehrlichen Bucheinkaufs der Buchhandlungen erfolgte in den vergangenen drei Tagen. Nach kurzem Suchen, nur ein Sonnenbebrillter weiss wo, finden wir den Stand der Frankfurter Buchmesse. Eigentlich haetten wir ihn auch allein finden muessen, vor dem Hallentor steht als einziges Fahrzeug der dicke Mercedes des Deutschen Botschafters. Nach einer voelkerverbindenden, launigen Ansprache, leicht verstaendlich da in Arabisch, gibt es, wie kann es anders sein, Brezel und, nein kein Bier, Fanta dazu. Es war sehr ergreifend. Vor allem zu sehen wie sich die aegyptischen Kids auf die Brezel und Fanta stuerzen und die Flaschen davontragen. Eine anwesende deutsche Schriftstellerin fand das "unmoeglich". Seine Exzellenz musste mit Mineralwasser auskommen. Zu meiner grossen Ueberraschung ist auch die Wirtschaftskammer Oesterreich vertreten. Mit einem Plakat, einem Buch ueber die Wiener Philharmoniker, einem Buch des Wieser Verlags und zwei Schulheften zum Erlernen der Englischen Sprache. Das macht mich nachdenklich. Nach einigen Pressephotos, die muessen mich mit einem wichtigen deutschen Autor verwechselt haben, Fersehaufnahmen und einem Interview mit Radio Kairo mache ich mich auf den Weg durch die Arabische Buchwelt. O Kalifin sei beruhigt, ich habe keine arabische Bibiothek aufgekauft. Noch!! kann ich es nicht lesen.
Auffallend ist, wieviel Frauen in Begleitung ihrer Kinder und wieviel Familien die Buchmesse besuchen. Vor allem Frauen zeigen sich interessiert und kaufen viel ein. Meine urspruengliche Befuerchtung es gaebe nur Koranausgaben in allen Groessen und Einbaenden bewahrheitet sich nicht. Religioeses Schrifttum, so weit ich es beurteilen kann, ist nur ein Viertel des Angebots. Die Mehrzahl sind Unterrichts-buecher, vor allem aus den Gebieten der Medizin und Technik. Immer wieder versucht man mich vom Vorzug eines MP3, Computers oder sonstigen Geraets zu ueber-zeugen.
Fremdsprachige Literatur wird vor allem in Form von Woerterbuechern und Sprachkursen angeboten. Meistens Englisch, fuer Deutsch habe ich nur eine Miniausgabe von Langensch. gesehen. Tonnenweise, haufenweise gibt es Mode und Einrichtungszeitungen. Meistens 10 bis 20 Jahre alt und in den Hotels liegengebliebene, alte Illustrierte. Franzoesisch und Englisch.
Wenn behauptet wird, dass 6 Millionen Besucher erwartet werden und 80% der aegypt. Bevoelkerung Analphabeten sind, dann stimmt irgend eine Zahl nicht.
Begeistert bin ich wie viele Kinder und Jugendliche sich auf die Buecher stuerzen und von ihren Muettern dabei unterstuetzt werden. Die Vaeter duerfen die schweren Einkaeufe heimschleppen.
Die Heimfahrt verlaeuft schnell, trotz zugenommenem Verkehr, der Fahrpreis betraegt 25% mehr, die Nachfrage ist groesser. Das Strassenleben hat zugenommen, viele Laeden sind trotz Freitag geoeffnet.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Ruhetag










Der gestrige Tag war doch sehr anstrengend. Heute gehe ich schon zeitlich aus dem Haus um meinen Muskelkater loszuwerden. Lang halte ich es nicht aus. Das erste Mal stoert mich der unermessliche Laerm. Es ist am Tag vorm freien Freitag und ganz Kairo scheint gleichzeitig den Ausverkauf nuetzen zu wollen. Ich bin muede und gehe wieder in mein Beduinendorf im 7. Stock zurueck.
Im Hotel ist ein lustiges Voelkchen versammelt. Es sind vorwiegend Deutsche, Spanier und Franzosen. Ein Texaner hat sofort die Texanische Flagge gehisst. Die anderen finden das provokant und zudem ist er eine ziemliche Nervensaege.
Viele der jungen Leute sind Mitglied einer Hilfsorganisation und verbringen einige Tage in Kairo, bevor es in verschiedene afrikanische Laender weitergeht, bzw. in einen Teil Aegyptens. Nicht nur humanitaere Projekte sondern auch kulturelle werden dabei unterstuetz. Viele Fluege sind von hier aus billiger. Heute Nacht ist eine Gruppe ins Niltal aufgebrochen, um bei der Platzgestaltung eines grossen Jugendzentrums zu helfen. Andere sind schon nach Uganda unterwegs, sie arbeiten dort in einem Aidszentrum. Sie kommen aus den verschiedensten Berufen, viele sind noch Studenten knapp vorm Ende ihrer Ausbildung.
Der Muezzin ruft, ich bin muede, essen muss ich auch noch. Meine Kalifin fehlt mir. Ich gruesse aus dem fernen Kairo.

Massalam

Mittwoch, 23. Januar 2008

Kairo






Morgennebel, dann Sonnenschein. Der Tag beginnt anders als die vergangenen. Auf den Strassen sind zwar noch Wasserlachen und die schmierige, schlammige Sandmasse ist zu kleinen Haufen zusammengeschoben. Viele versuchen das feuchte Etwas vom Gehsteig zu entfernen. Der Verkehr hat wieder zugenommen und innerhalb weniger Stunden entwickelt sich ein feuchter, benzinhaltiger Gestank. Kein Wunder beim Alter dieser Fahrzeuge, Autos genannt. Bei uns sind solche nur noch auf Altautohalden zu finden. Letztes Jahr wurden nach Aegypten nur etwa 10600 ( zehntausendsechshundert! ) Neuwagen importiert. Bei einer Bevoelkerung zwischen 70 und 80 Millionen. Dadurch wird natuerlich jedes noch so schrottreife Auto wiederinstandgesetzt und bis zum Enkerl oder noch weiter vererbt, verkauft, verschenkt. Die Lobby der Ersatzteilhaendler duerfte sehr maechtig sein.
Der Souk ist wie immer ein Erlebnis. Kein anderer Tourist weit und breit. Alle lassen sich bereitwillig photographieren. Nach meiner Liebeserklaerung an Kairo kann ich mich der Zuneigung einer sehr korpulenten Marktfrau kaum entziehen. Ich reisse mich hoefloch los und gehe weiter. Nach einem Gespraech mit Gebaerden zeigt mir einer der Standler stolz sein in den Unterarm taetowiertes koptisches Kreuz. Es faellt mir auf, dass an einigen Staenden nur Schweinefleisch verkauft wird. Wie die Rinderfuesse fuer Moslems scheinen Schweinefuesse bei den Kopten eine beliebte Spezialitaet zu sein. Fisch und Fleisch, alles haengt in der prallen Sonne, aber es wird ohnehin gebraten oder gekocht. Verwertet wird Alles. Der Souk ist ca. 2 km lang, unbefestigt und heute sind zahlreiche Pferde und Eselkarren immer wieder durchgefahren. Nach dem langen Regen koennt Ihr Euch sicher vorstellen wie die Bodenverhaeltnisse sind.
Das erstaunliche an dieser Stadt sind immer wieder die Menschen. So ungepflegt und heruntergekommen das Stadtbild ist, so sauber sind ihre Einwohner. Auch wenn sie nicht nach der neuesten europaeischen Mode gekleidet sind, was ohnehin nicht erstrebenswert ist, schmutzige, zerissene Kleidung sehe ich bei keinem. Sie scheinen Schuhfetischisten zu sein. Nach den Autoersatzteilhaendlern sind Schuhgeschaefte am staerksten vertreten. Allerdings mit Modellen die bei uns wahrscheinlich "verboten " waeren. Mit zum Himmel strebenden Schuhspitzen in den verschiedensten Ausfertigungen. Auch an die Muster der Maennerhemden gewoehne ich mich nicht...
Einige der Tramper im Hotel machen mich auf eine Galerie aufmerksam. In einer Seitenstrasse beim Hotel hat eine Kuenstlerinitiative eine Garage gemietet. Dort halten sie Offene Kurse ab und veranstalten Ausstellungen. Bewundernswert. Am spaeten Nachmittag besuche ich die Galerie und bin beeindruckt. Vor allem: Keine Pyramiden im Rot des Sonnenunterganges, keine Hieroglyphen, keine Kamele mit oder ohne Pyramiden. Alles Lieblingsmotive der Touristenmaler.
Mein Abendessen habe ich hinter mir, viel getrunken habe ich auch. Feurigen Araberhengst fuer einen Ritt in die Wueste habe ich noch keinen gefunden, von Hochzeiten hat mir auch niemand erzaehlt. Hotmail ist nicht verbindbar. Error.

Massalam



Dienstag, 22. Januar 2008

2. Regentag in Kairo....Frauen

Es ist selten, dass es in Kairo regnet. Ich habe das Vergnuegen dieses Ereigniss an zwei aufeinander folgenden Tagen zu erleben. Seit den fruehen Morgenstunden wechseln sich feiner Spruehregen und Landregen ab. Die Strassen sind mit einer feinen, schmierigen Paste ueberzogen. In den zahlreichen Schlagloechern und Mulden im Strassenbelag und am Strassenrand sammelt sich das Wasser zu manchmal unueberwindbaren Seen. Die Geschaeftsleute bzw. deren Sklaven nuetzen die einmalige Gelegenheit, den Gehsteig und den Platz vor ihren Geschaeften zu reinigen. Eine Oelkloake fliesst durch die Rinnsale. Die Autos haben neue Scheibenwischer und wie in Rom die Strassenverkaeufer mit Regenschirmen, tauchen hier ploetzlich fliegende Haendler mit Scheibenwischer auf. Regenschirm habe ich einen einzigen gesehen, die Frauen tragen ja ihre Kopftuecher, die Maenner halten ein Stueck Karton oder eine Zeitung ueber ihren Kopf. Morgen soll es eine Wetterbesserung geben.
Bei den Frauen habe ich bis jetzt den Eindruck, dass sie bedeutend selbstbewusster und selbstbestimmender sind als bei uns angenommen wird. Sie sind zwar in der Oeffentlichkeit in der Gegenwart ihres Herrn und Gebieters sehr zurueckhaltend, aber allein und in Gruppe ist ihnen scheinbar kein Mann gewachsen. Ich habe oft den Eindruck, dass das Kopftuch ein gewolltes, modisches, kokettes Accessoir ist. Es gibt sie in den verschiedensten Farben und sehr schoenen Mustern. Von Zurueckhaltung und Scheu keine Spur. Vorgestern beobachte ich an einer Kreuzung eine Gruppe juengerer Frauen die ploetzlich auf ein anhaltendes Auto zustuermen, die Autotuer aufreissen und einen jungen Mann zwingen sich mit ihnen photographieren zu lassen. Sie erzaehlen mir dann, dass er ein sehr bekannter Schlagersaenger ist. Sie lassen sich auch von mir bereitwillig photographieren. Kein Unterschied zu den Fans bei uns. Viele suchen bewusst den Blickkontakt mit dem Fremden und laecheln ihn an. Meistens laechle ich zurueck.
Beim Geldwechseln heute in der Aegyptischen Nationalbank war interessanterweise der Bueroleiter in jedem Stockwerk eine Frau. Vielleicht ist das moderne Kopftuch fuer die Frau in Kairo ein Zeichen ihrer Emanzipation, das sie ganz bewusst einsetzt. Gut so ( die Emanzipation) . Ganz selten sieht man Frauen mit Vollverschleierung. Viel oefter sind Maenner im traditionellen Burnus im Strassenbild.
Heute ist Aegyptens erstes Spiel bei der Afrikameisterschaft, gegen Kamerun. Du meine liebe Kalifin kannst Dich sicher an das vorletzte Spiel Oesterreichs gegen Kamerun errinnern, damals waren wir in Grado. Auch hier im Internetpoint wird eifrig ferngesehen. Die Stimmung ist laut und gut.

Massalam Maassalama Auf Wiedersehen Salve

Montag, 21. Januar 2008

Regen in Kairo









Heute ist einer der nur sechs jaehrlichen Regentage Kairos. In der Frueh ist es relativ kuehl und wolkenverhangen und hin und wieder fallen kleine Tropfen. Seit 14 Uhr gibt es einen kleinen Landregen und weil kairener Autofahrer Regen ungewohnt sind, die meisten Autos keinen funktionierenden Scheibenwischer haben, ist der Verkehr merklich zurueckgegangen. Fuer mich ist es wieder ein Stadtbegehungstag.
Als Nachtrag zu den christlichen Kirchen wollte ich noch anmerken, dass in jeder von ihnen grosse, liebevoll eingerichtete Krippen stehen. Im Gegensatz zum Stil in islamischen Laendern sehr dezent. Keine neuen, sondern mindestens aus dem 19. Jhdt. Wobei auffallend ist, wie problemlos die Religionen nebeneinander leben. Aus dem Laerm, den es sehr wohl staerker als in den meisten anderen Grosssstaedten gibt, ist immer wieder ein kleines christliches Glockengelaeut zu hoeren.
Heute frueh war wieder ein Volksauflauf mit massenhaft Sonnenbebrillten. Das Ganze und die Stimmung erinnert mich an die Stimmung in Athen, als Studenten : Pa Pa Papandreiou skandierend durch die Strassen zogen. Das Folgende ist bekannt.
Wegen meines Aufenthaltes ist eine Entscheidung gefallen. Kairo ist eine so faszinierende und an Sehenswuerdigkeiten reiche Stadt, dass ich noch mindestens eine Woche bleibe.
Ich freue mich auf jede Reaktion ueber einen Blog.

Massalam

Sonntag, 20. Januar 2008

Sonntag in Kairo 3. Teil



Eigentlich will ich heute einen Ruhetag einschalten. Nach dem ueblichen Fruehstueck im Hotel komme ich mit einem anderen Mitbewohner ins Gespraech. Ein pensionierter deutscher Bundeswehr Angehoeriger wohnt mit seiner Frau auch in diesem Hotel, weil seine Pension so gering ist. Das Gespraech ist unterhaltsam und als er von seiner Weltumsegelung erzaehlt, kommen wir vom Hundertsten zum Tausendsten. Trotzdem gehe ich dann ins sonntaegliche Kairo. Meine Kreise ums Hotel werden immer groesser. In Kairo ist gerade Ausverkauf und die Konsumenten verhalten sich wie bei uns. Die Maennerkleider sind sehr gewoehnungsbeduerftig, vor allem die Muster. Bei der Damenmode frage ich mich wer das anziehen soll. Fuer den Grossteil der Blumen des Orients sind die farbenpraechtigen Gewaender um 30 Kilo zu klein.
Von wegen islamischer Zurueckhaltung. Bei manchen der angebotenen Dessous kommt sogar der Schaufensterdekorateur Palmers ins Schwitzen. Auch ich muss manchmal ueberlegen : Wie zieht Frau das ueberhaupt an ? aus? Heute bekomme ich das erste Mal eine abschlaegige Antwort auf meine Bitte um ein Photo. In einem Strassenkaffee sitzt eine ueberreifbluehende Blume des Orients und, Mann staunt, raucht Schischa. Ich frage ihren nicht weniger stattlichen Mann um ein Photo, er sagt ja, sie nein. Das habe ich respektiert. Schade.
Das Rufen des Muezzins ist nichts Ungewoehnliches mehr.

Massalam

Koptisches Viertel, Kairo am Sonntag 2. Teil

2. Versuch

Ausserhalb der Mauern des Koptischen Viertels gibt es noch die sogenannte Haengende Kirche. Auch hier wieder wunderbare, sehr fruehe Ikonen und herrliche Marmorarbeiten. Die Kanzel mit ihren gedrehten Saeulen erinnert stark an Pisaner Arbeiten. Angeschlossen an das Koptische Viertel sind das St. Georgskloster, Griechisch Orthodoxe Moenche betreuen es, der Griechische Staat hat die Schutzherrenschaft und die Amerikaner bezahlen den Unterhalt. Daneben ist der GriechischOrthodoxe Friedhof. Zahlreiche griechische Touristen besuchen das Kloster und die Kirche fuer wenige Minuten und eilen dann auf den Friedhof. Dort ist einer der wichtigen Orte der christlichen Religionsgemeinschaften , denn hier ist nach der Ueberlieferung der Ort an dem die Hl. Familie auf der Flucht nach Aegypten Unterkunft gefunden hat. Der Bus hupt, die Karawane eilt atemlos weiter.
Ueberquert Mann auf einer Bruecke die Metrogeleise, dann kommt eines der Armenviertel Kairos, das sich bis zum Nil erstreckt. Ich habe Lust auf etwas Suesses und will mir bei einer Strassenverkaeuferin Schnitten kaufen. Sie, die sicher sehr wenig hat will sie mir schenken. Wahrscheinlich habe ich das Abendessen fuer die Familie bezahlt, es hat mich aber nicht gereut.
Eigentlich will ich mit einem Nilfaehrschiff zurueck in die Stadt fahren. Da ich aber die Anlegestelle nicht finde, ueberquere ich einen Nilarm auf einem Steg, der Freytag und Berndt unbekannt ist, und stehe vor einer Busstation. Hurra, endlich in Kairo Busfahren. Da es die Anfangsstation ist, bekomme ich einen Platz direkt hinterm Fahrer. Zuerst denke ich, ich haette die Tickets fuer alle Fahrgaeste bezahlt, dann stellt sich heraus , dass die Einheimischen genausoviel bezahlen. Es war ein Vergnuegen. Fuer einen Fussgaenger ist der Verkehr in Kairo abendteuerlich. Erst recht fuer einen Busfahrer.
Ueberall in Kairo muss mann sich sehr sicher fuehlen. Dank der immer anwesenden Polizei und ihrer zahlreichen unerkenntlichen Mitarbeitern kommt nie das Gefuehl des Verlassenseins auf. Vor einigen Tagen haben es sich doch Einige erlaubt auf der Strasse Eines unter merkwuerdigen Umstaenden zu Tode gekommenen mit Transparenten zu gedenken. Ihr koennt Euch nicht vorstellen wie toll die Ordnungskraefte und Ihre anonymen Helfer wieder fuer Ruhe gesorgt haben. Gestern war in meiner Strasse bei Maennern mit Sonnenbrille grosse Aufregung. Muehsam entzifferten sie ein Transparent das jemand unerlaubterweise ueber der Strasse aufgehaengt hat. Wahrscheinlich wollte irgendwer auf einen Ausverkauf hinweisen und nach dem unlauteren Wettbewerb ist Soetwas bekanntlich verboten. Das musste natuerlich per Telephon und Funk an Mitbeweber mitgeteilt werden. Schade, ich haette so gern gewusst wo der Ausverkauf ist. Leider konnte mir niemand Auskunft geben.
Eine Entdeckung mache ich, es gibt in Kairo Strassenkehrer. Allerdings nur in der Nacht, sonst wuerden sie verzweifeln. 10Prozent weniger Sonnenbrillen und das Problem mit dem Muell und Schmutz waere geloest.
Am Sonntag geht das Leben in Kairo nur bedingt seinen normalen Lauf. In meinem Viertel sind viele Geschaefte geschlossen, wahrscheinlich auch einige Bueros. 200 Meter von mir gibt es eine katholische Kirche. Notre Dame ... Zu meiner Ueberraschung laeuteten heute Kirchenglocken. Nicht einmal sondern oefters. Umso verwunderlicher wenn man weiss, dass die Kirche direkt neben einer Moschee steht, fruehmorgens im wahrsten Sinne in deren Schatten.

Koptisches Viertel genannt Alt Kairo, Kairo am Sonntag

Irgendwie hab ichs mit der Technik. Kaum schreib ich etwas kritisches habe ich auf einmal einen weissen Bildschirm und der Text ist weg. Daher der 3. Versuch.

Im Süden Kairos, 4 Metrostationen von der Station Saddat, befindet sich Altkairo, auch Koptisches Viertel genannt. In einem aufwaendigen Projekt, unter der Schirmherrschaft des Griechischen und Aegyptischen Staates und mit Amerikanischem Geld, wird dieses Viertel trockengelegt, die Haueser und Kirchen restauriert. Ein Zeichen der Toleranz in einem Islamischen Staat. Die Metrostation ist das einzige noch nicht begonnene Projekt und in einem erbaermlichen Zustand. Im Gegensatz zu den anderen Stationen. Warum wohl? Das interreligioese Verstaendniss beginnt wahrscheinlich erst in dem von einer hohen Mauer umgebenen Viertel, das nur durch einen unterirdischen Gang betreten werden kann. Ein Eingang deswegen, damit die Einwohner durch TOURISTEN nicht gestoert werden und der Besucherstrom besser gesteuert wird. Nach dem unterirdischen Gang gelangt man in eine hohle Gasse in der die wenigen Souvenirhaendler auf Kundschaft hoffen. Auch hier macht man mir wieder ein Geschenk und bevor ich, diesmal zu einer koptischjuedischen Hochzeit beitragen darf, bedanke ich mich und gehe weiter. Aus Erfahrung lernt man auch noch im hohen Alter. Die wenigen Kirchen sind wunderbar. Voll von fruehen Ikonen aus dem 14. 15. Jhdt. und einer stark vom Islam beeinflussten Ausschmueckung. Das verwunderlichste und am besten erhaltene Bauwerk ist die Synagoge. Ein wunderbarer im basilikalen und von islamischen Stilelementen beeinflusster Bau. Um den Ort nicht zu entweihen ist leider ein Photographierverbot. Die Aufseherinnen hindert das aber nicht laute Telephongespraeche zu fuehren. Ich betrete verbotenerweise noch den abgesperrten Teil , einfach auskennend gehend, und stelle fest, dass dahinter NIEMAND mehr wohnt. Die Haeuser sind zum groessten Teil eingestuerzt und auch fuer aegyptische Verhaeltnisse unbewohnbar. Das Viertel duerfte vollkommen menschenleer sein und nur zu touristischen Zwecken und um gute Stimmung zu machen, am Leben erhalten bleiben.
Sende den Blog , sonst stuerzt der Comp. wieder ab

Samstag, 19. Januar 2008

Freitagsruhe in Kairo

So lebhaft Kairo unter der Woche ist, so ausgestorben am Freitag. Donnerstag abends schallen die Rufe des Muezzins verstaerkt durch die Stadt. Das Arabische hat einen anderen Sprachrythmus als Deutsch, zusaetzliche Laute und dadurch klingen die Rufe fast bedrohlich. Freitag Frueh, eine unglaubliche Ruhe liegt ueber der Stadt. Zumindest in Downtown. Kein Hupen, kein Autolaerm, die Strassen sind ausgestorben, fast alle Geschaefte geschlossen. Als Fussgaenger kommt man sich vor wie bei uns an den autofreien Sonntagen vor 34? Jahren. Nur fuer manche von uns noch in Erinnerung.
Ein idealer Zustand um, nach einem typischen ! Hotelfruehstueck !, finde auf dem arab. Schreibbrett kein Anfuehrungszeichen, bestehend aus 5 trockenen kleinen Brotstangerl, einem Eckerlkaese, angeblich aus Kuh und nicht aus Kamelmilch, sehr suesser Marmelade und einem sehr guten Tee, mich wieder auf den Weg zu machen.Heute will ich das ca. 4 km entfernte islamische Kairo besuchen. Am Weg dorthin ist ein Besuch des Museums Islamischer Kunst vorgesehen. Anscheinend ist der Freitag fuer viele Kairener der Friseurtag oder es gibt wie fuer viele andere Berufe, auch fuer diesen eigene Viertel. Es bleibt mir nichts anderes uebrig als auch zum Friseur zu gehen. Die Verstaendigung klappt vorzueglich, innerhalb weniger Minuten werde ich meine Haarpracht los, Pommade und sonstige Waesserchen mit arabischen Duftnoten verweigerte ich standhaft und dann stehe ich, wie so oft in meinem Leben, vor einem Museum das wegen Restauro geschlossen ist. Anscheinend kundschaften Museumsleute meine Reiseplaene aus um dringende Renovierungen vorzunehmen. Schade. Nach kurzer Zeit bin ich im islamischen Teil der Stadt. Warum in einer islamischen Stadt ein Teil so benannt wird verstehe ich nicht. Es ist der aelteste Teil Kairos, der jetzige Souk war die Hauptstrasse und die beiden maechtigen Tuerme des noch bestehenden Suedtors Eintrittstore und Teil der Stadtbefestigung.
Ist in Kairo bis jetzt manches fremd fuer mich , so ist das dann Erlebte wie ein Kulturschock, den ich aber schnell ueberwinde. Ich fuehle mich ins 18. Jhdt. oder noch frueher versetzt. So muss es bei uns in einer mittelalterlichen Stadt ausgesehen haben. Strassenhaendler die von Frischfleisch ! ueber landwirtschaftliche Produkte bis zu Frischfisch! ungekuehlt alles anbieten was das arabische Herz und Gaumen begehren. Bedeckt mit schwarzen Punkten, die nach naeherer Betrachtung beweglich sind: Fliegen. Die Garkuechen bieten gegrillte Kuhhufe, frittierte Gemueselaibchen bis zu undefinierbare Saucen an . Vom Geruch gar nicht so schlecht, ich konnte aber wiederstehen. Interessanterweise waren es vorwiegend Frauen. Maenner verkaufen nur das Fleisch und Fisch oder sitzen in den Kaffes und rauchen Wasserpfeife. Dazwischen Eselkarren, stinkende Mopeds, Kleinlaster und Pferdefuhrwerke. Das Alles bei 3 bis 4 m Strassenbreite ohne Strassenbefestigung, Erdboden, Loecher, herausragende Kanaldeckel. Gebrauchtes Wasser wird zwischen die Fussgaenger geschuettet. Das hat neben der Entsorgung den Vorteil, dass es nicht so staubt. Alle 30, 40 Meter gibt es Trinkwasser , nicht mit dem Ledersack aus einem tiefen Loch zu schoepfen, sondern Brunnen mit Haehnen und einem angehaengten Blechnapf, aus dem die Vorbeigehenden Ihren Durst loeschen koennen. Es ist eine grosse Ueberwindung nicht von diesem koestlichen Nass, sondern aus meiner Wasserflasche zu trincken. Alle Wohlgerueche Arabiens sind vereint. Der Souk der Einheimischen darf nicht verwechselt werden mit dem in den die Touristen normalerweise gebracht werden. In den ungefaehr 3 Stunden bin ich nur noch einem Auslaender begegnet. Die Marktfrauen sind alle unverschleiert. Wahrscheinlich aus Bequemlichkeit, waehrend die weiblichen Besucherinnen, jung oder alt, fast alle zumindest die Haare bedeckt haben.Ich habe den Eindruck viele Bewohner Kairos decken sich neben den Maerkten im eigenen Viertel hier mit !frischen! Lebensmittel ein. Ueber Allem Wohlgerueche Aegyptens.
Die Menschen sind ungemein freundlich, viele wollen wissen woher ich komme und gluecklicherweise hat keine Haendlertochter an diesem Tag Hochzeit. Es faellt auf, wie viel hier gelacht wird und wie hilfsbereit die Leute sind. Ganz im Gegensatz zu dem was man sonst ueber Aegypter hoert. Das Land aber ist gross und ich habe erst ein Bruchstueck gesehen.Ueber Sonstiges, Auffaelliges, die Sicherheit und die Praesenz der Polizei schreibe ich ein anderes Mal. Beim 1. Versuch war die Leitung ploetzlich unterbrochen.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Geschafft, endlich im Blog

Geschafft, nach Tagen vergeblicher Versuche in den Blog zu kommen, gelingt es dank Ullis unermuedlicher Unterstuetzung. Blogspot war einige Wochen, wegen der Berichte eines Dissidenten, durch die aegyptische Regierung gesperrt worden. Der Fehler lag aber an mir. So war Ulli der rettende Engel und die Ueberbringerin der Nachrichten.
Kairo ist eine faszinierende Stadt. Laut, angeblich nie schlafend, mit 17 Millionen Einwohner, vielleicht ein paar mehr oder weniger. Der Verkehr scheint chaotisch, ohne Regel, stimmt nicht. An manchen Ampeln und Kreuzungen bleiben Autos aus unerklaerlichen Gruenden auch bei gruen stehen, bei anderen fahren sie durch und der Fussgaenger muss ein Stossgebet zu Allah schicken und sich durch den Verkehr schlaengeln. Wahrscheinlich ertoent deshalb von allen moeglichen Gebaeuden der Ruf des Muezzins. Die Mehrzahl der Kairener bleibt von diesem Aufruf zum Gebet unberuehrt, in Seitengassen sind aber kleine Gebetsnischen eingerichtet. Mehr als 4, 5 Personen habe ich dort noch nicht gesehen. Ab dem 2. 3. Mal nimmt man die Rufe nicht mehr wahr.

Die ersten Tage in Kairo waren bis jetzt : gehen gehen gehen. Stundenlang bin ich durch die Stadt gewandert, nur einen Bruchteil habe ich gesehen.

Der erste Tag in Cairo

Nach einem beeindruckenden, nächtlichen Anflug auf Kairo - tausende Lichter zwischen Alexandria und Kairo und sternenklarer Himmel- hat mich ein kräftiger Ägypter -Typus Ringer, vierschrötig und kräftig- mit einem Namenschild am Flughafen empfangen. In orientalischer, rasanter Fahrweise ging es durch Absperrungen zum Hotel- eine sehr einfache "Absteige"- und dennoch ausgebucht- und nach kurzem Schlaf brach ich gleich in der Früh auf, die Straßen von Kairo zu erkunden. Trotz meiner angelesenen Ortkenntnisse habe ich mich dennoch in die Irre führen lassen und bin statt 4 Stunden dann 5 Stunden unterwegs gewesen. Da Ägypter freundliche Menschen sind und ich Kontakt nicht scheue, hat mich zuerst ein Mann vor der Verkehrshölle gerettet und dann hat er mir sogleich "wunderschöne, großformatige Papyrusrollen mit den Namen der Enkel" gewidmet. Nach der verweigerten Bezahlung des "Geschenks", wurde mein Herz so groß, dass ich stattdessen die Hochzeit seiner Tochter auf einem Nilschiff mitfinanzierte! Eingeladen haben Sie mich aber nicht, aber morgen werde ich das Geschäft nochmals besuchen und dann sehen wir ja....so schnell erlebt man orientalische Sitten und Gebräuche!

Somit war der erste Einstieg in die Welt des Orients erfolgreich absolviert-auch dem reiseerfahrenen Kalifen passieren diese wunderbaren "Geschichten"!!!

Nach einem stundenlangem Aufenthalt im ägyptischen Museum gings dann erschöpft retour ins Hotel! Somit war der erste Tag reich an Eindrücken und Erlebnissen und ich bin schon gespannt was noch alles auf mich kommen wird!

Montag, 14. Januar 2008

Abreise

Heute, Montag, 14.1.08, war es so weit- die Reise in die arabischen Welte konnte beginnen. Um 13.53 Uhr brachte ich Michi zum Zug nach München und um 18.00 uhr erhielt ich einen kurzen Anruf, dass Kalif bereits durch den Zoll gehen werde, um um 20.00uhr den Flieger nach Cairo zu besteigen. Gestern gab es noch eine Vielzahl an guten Reisewünschen und Tipps, danke Euch allen für die seelische Unterstützung bzw. die vielen Erinnerungen,"ob der Meister eh nichts vergessen hätte?"- Nach langem Nachdenken dürfte der Meister wirklich nichts vergessen haben (sogar die Batterie für die Armbanduhr wurde heute noch besorgt!), also einem großen Abenteuer im Land der Pharaonen/innen steht nichts mehr im Wege. Ich freue mich schon sehr, auf die ersten Schilderungen-Bussi und bis bald
Kalfis Haremsdame

Donnerstag, 10. Januar 2008

Vorbereitungen

Ulli und Thomas erklären die Route





Der Tag der Abreise nähert sich mit Riesenschritten, das Reisefieber legt sich, Ulli und Thomas geben mir die letzten Instruktionen: Nicht mit liederlichen Frauen mitgehen (gibt's die überhaupt), nicht mit einem feurigem Araberhengst in die Wüste reiten, keine Pyramiden besteigen, immer genug Wasser trinken, brav sein (?) . Der Rucksack ist probegepackt, geimpft bin ich , die Bestätigung aus Kairo wegen Abholung ist auch schon eingetroffen, Flugticket bestätigt und Security informiert. Jetzt wird noch geübt wie ich Bilder hierher herunterladen kann. Bei meinem technischem Geschick sicher kein Problem (Homerisches "oder doch pharaonisches ?" Gelächter schallt von den Pyramiden). Letzte Vorbereitungen, noch 4 Tage.