Mittwoch, 13. Februar 2008

Reve du Nil oder Abschied





Langsam geht die Schiffsreise auf dem Nil dem Ende zu. Morgen Frueh besteige ich den Zug nach Kairo. Viel hat sich in den letzten Tagen erreignet. Einmal wird die Reve du Nil auf einen anderen Liegeplatz verlegt. Verzweifelte Omas denken, das Schiff ist ohne sie weggefahren. Das zuanfang gelobte Essen wird immer eintoeniger. Beef und Huhn, Huhn und Beef. Selten Fisch, einmal Wiener Schnitzel, natuerlich vom Huhn. Angeblich eine Aegyptische Spezialitaet. Am abwechslungsreichsten sind die Mehlspeisen. Hin und wieder sind das meine einzigen Suenden. Der Kaffee ist auf gute deutsche Hausfrauenart. Fad. Aegyptisches gibt es kaum. Die Passagiere sollen sich wie bei Muttern oder im Italienurlaub fuehlen. Zerkochte Nudeln sind das Ergebniss. Die Kellner bemuehen sich ruehrend, ihr kindlicher Uebermut ist manchmal zuviel. Die Landschaft zieht geruhsam vorbei, Palmen wohin das Auge blickt. Dazwischen sorgsam bestellte Felder. Ein einziger Garten Eden. Lachende und winkende Kinder am Ufer. Im Morgengrauen sind viele kleine Fischerboote am Nil. Die Sonnenuntergaenge mit anderen Farben als irgendwo in Europa. Die Tempel und Ausgrabungen sind von einer beeindruckenden Schoenheit. Die Kabine ist immer aufgeraeumt. Ruehrige Geister machen zwei Mal taeglich das Bett. Als Ueberraschung werden abends die Hand- und Badetuecher zu den lustigsten Figuren gebunden. Teatime am Nachmittag ist eine Abwechslung. Die Disco und Folkloreabende besuche ich nicht. Lieber gehe ich allein durch die am Abend ruhigeren Staedte. Die Landplage Haendler ist dann schon muede. Auch sie haben einen langen Tag. Als Geburtsort gebe ich Shanghai und als Wohnort Kairo an. Dadurch sind sie nicht so unverschaemt bei den Preisen. Viele Mitreisende koennen sich am Tag nach einer Exkursion an das am Vortag Gesehene nicht mehr errinnern. Begeistert sind sie trotzdem. Das ist auch gut so. Viele sind Omas und Opas. Ich ja auch. Die Juengeren tun mir manchmal leid.

Ueber die vielen Kommentare zum Blog habe ich mich sehr gefreut.

Morgen besteige ich den Zug nach Kairo. Freitag nachts ist der Flug nach Muenchen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehn. Es gibt viel zu erzaehlen. Dies sollen nur Stichworte sein. Ich moechte mich bei Allen bedanken die mir diese Reise ermoeglichten. Vor allem bei Dir, oh Kalifin.


Massalam

Dienstag, 12. Februar 2008

Die fast versaeumte Reise in den Sudan



Nein, O Kalifin, nicht ich wollte in den Sudan sondern der andere Herr am Tisch. Ich beschliesse ihn zum Faehrschiff zu begleiten. Einmal woechentlich gibt es eine Schiffsverbindung. Nach kurzem Verhandeln mit dem Taxifahrer sind wir ueber den Fahrpreis einig. Nach der Fahrt zum Hafen soll er mich noch ueber den Damm sowie zur Insel Philae bringen. Ich sehe wie gross Assuan ist. Nach der Altstadt eine riesige Plattenbausiedlung, nach dem Bau des Assuandamms fuer abgesiedelte Nubier gebaut. Viele sollen die Absiedelung noch immer nicht verkraftet haben. Die Gegend wird immer unwirtlicher, die kleinen Weiler heruntergekommen. Manchmal komme ich mir vor wie in einem Film ueber Gestrandete der franzoesischen Fremdenlegion. Das Ende der Welt. Trostlos. Das soll die Strasse zu einer von zwei Verbindungen zum Sudan sein? Piste wechselt sich mit Asphaltresten ab. Ploetzlich haelt der Fahrer und sagt, dass er fuer den vereinbarten Preis nicht weiterfaehrt und ausserdem ist ihm der Weg zum Hafen unbekannt. Wir sind in der Zwischenzeit ca. 20km von Assuan entfernt. Ein endloses Verhandeln beginnt. Gluecklicherweise haelt nach einigen Minuten eine Militaerstreife. Sie tun sich schwer einem von uns Recht zu geben. Wir einigen uns auf eine kleine Aufbesserung des Fahrpreises und der Fahrer kennt auf einmal doch den Weg. Unvorstellbares Chaos am Faehrhafen. Hunderte Sudanesen, keine Auslaender, schwer bewacht von Militaers, wollen auf die Faehre. Grosse Haufen Gepaeck wartet mit Kuehlschraenken und Waschmaschinen auf die Einschiffung. Ziegen und Huehner sehe ich keine. Ruediger, so heisst der Reisegefaehrte, ist froh hier zu sein und es folgt ein herzergreifender Abschied. Er ist doch noch rechtzeitig hierher gekommen. Seine Reise fuehrt ihn durch den Sudan und in verschiedene afrikanische Laender. Seit zwei Tagen hat er nichts gegessen, um nicht auf sanitaere Einrichtungen angewiesen zu sein. Ob das richtig war?
Vor der Auffahrt zum Damm verlangt der Fahrer ploetzlich wieder einen Zuschlag. Die Zeit draengt und so muss ich schweren Herzens auf den Staudamm und die Insel Philae verzichten. Durch diese unverschaemten Nachforderungen und Diskussionen geht leider viel Zeit verloren. Ich sehe noch den alten Damm und bin froh, 40 Minuten vor der Abfahrt an Bord zu sein.
Wir fahren nach Luxor zurueck. Es ist eine beschauliche Reise. Die Durchschleusung bei Esna verschlafe ich und am naechsten Morgen wache ich in Luxor auf. Der Tempel in Esna wurde leider nicht besucht sondern weitergefahren. Wahrscheinlich haben sich zu wenig angemeldet und eine Kutschfahrt und der Besuch des Bazar in Luxor sind gewinnbringender.
Morgen werde ich noch das Luxormuseum besuchen.


Massalam

Assuan

Die Stadt ist nach Kairo eine der Groessten. Die Bevoelkerung stark vom nahen Sudan be-einflusst. Es gibt einen sehr hohenAnteil an koptischen Christen. Neben den vielen Moscheen gibt es zahlreiche christliche Kirchen. Der koptische Dom, eine dreischiffige riesige Kirche ueberragt die Stadt. Seine zwei Tuerme, gewaltig wie italienische Campanile, sind stark vom Stil der Minarette beeinflusst. Angeblich wurde er fuer 10000 Glaeubige gebaut. Immer wieder wird mir versichert, dass das Miteinander der Religiongemeinschaften ohne Probleme ist. Zur Zeit gibt es einige Aufregungen weil ein islamischer Muffti verlangt, dass koptische Maedchen und Frauen beim Besuch des Domes ein Kopftuch und Roecke statt Hosen tragen sollen. Bei meinem Besuch kam keine einzige Frau diesem Wunsch nach.
Der Bazar in Assuan ist um einiges anders als in Luxor. Die Haendler versuchen zwar auch hier einen mit allen Mittel ins Geschaeft zu draengen, doch nach einem kurzen La Schukran - Nein Danke lassen sie davon ab. Das Angebot ist stark beeinflusst durch die hier schon stark vertretene Nubische Bevoelkerung. Sie ist viel dunkelhaeutiger als im Norden Aegyptens. Es gibt fast keine Bettler und die Bessergestellten sind in feinstes Tuch gekleidet und sehr elegant. Auf einer Insel vor Assuan ist ein Nubisches Dorf mit Museum. Ich beschliesse mit der oeffentlichen Faehre hinzufahren. Ein hochgewachsener Nubier begruesst mich, stellt sich als Dorfvorsteher vor, erklaert mir den Weg zum Museum und der Moschee. Anschliessend laedt er mich in sein Haus zu einem Glas Tee ein. Das Museum ist geschlossen und die Moschee finde ich nicht. Das Haus des Dorfvorstehers entpuppt sich als Touristenfalle. Ich gehe weiter. Es ist Abend geworden, die Sonne geht bald unter und ich fahre ans andere Nilufer zurueck. Der Anleger liegt direkt neben dem Hotel Old Katarakt, bekannt durch Agatha Christie und ihrem Krimi: Tod auf dem Nil. 50-60 Felukken, voller Touris, geniessen mit mir einen wunderbaren Sonnenuntergang. Der Nil ist hier durch mehrere Insel in einzelne Arme gespalten. Vor dem Hotel hat er sich durch Granitfelsen gegraben. Er ist hier nur ca. 100m breit.
Ein langer Fussweg die Uferpromenade entlang bringt mich zurueck ins Hotel.

Massalam

Sonntag, 10. Februar 2008

Nilkreuzfahrt oder Anton aus Tirol


Bis jetzt verlaeuft die Fahrt sehr angenehm. Die Kabine ist ca.25mq gross, das Bad mit Wanne und zwei Mal taeglich wird das Bett gemacht. Am Abend werden aus den Badetuechern lustige Figuren geformt. Das Fruehstueck verschlafe ich manchmal. Das Schiff faehrt sehr ruhig, Motorgeraeusche sind nicht zu hoeren.
Beim Begruessungscocktail ein kleiner Schock. Sie spielen in voller Lautstaerke den Anton von Tirol, Mitreisende klatschen begeistert mit und ich fuehle mich kurz wie auf einer Schihuette. Die Erlaeuterung zur Fahrt sind informativ, besonders der Hinweiss, dass der gemeinsame Besuch eines Bazars viel lustiger ist als der einer Moschee oder kopt. Kirche. Natuerlich in Begleitung des Reiseleiters. Zustimmendes Nicken Vieler. Mir reichts und ich gehe.
Der Tempel in Edfu ist ein kleines Wunderwerk. Es ist eines der wenigen komplett erhaltenen Heiligtuemer. Auch die Decken sind erhalten und vereinzelt die Originalbemalung. Der Fussweg dort hin fuehrt durch den Ort. Noch 200m vorm Eingang versuchen Taxi bzw. Kutschfahrer mich von der Notwendigkeit ihres Fahrzeuges zu ueberzeugen. Der Rueckweg ueber den Markt ist farben- und genussvoll. Drei Begleiter wollen unbedingt Bier trinken. Am Schwarzmarkt, nach langem Verhandeln und Missverstaendnissen wird in einer dunklen Gasse Geld gegen Bier getauscht. Das Geschaeft der Bazarhaendler geht schlecht und so versuchen sie durch besondere Aufdringlichkeit doch noch zu einer Einnahme zu kommen. Alle Touris fluechten auf ihre Schiffe.
Ueber Nacht sind etwa 20 Kreuzfahrtschiffe angekommen. Fast unbemerkt. Am Morgen ein wunderbarer Sonnenaufgang ueber dem Nil. Wirklich, ich war auf! Es ist bitterkalt. Die Daemmerung ist kurz und bald setzt das Schiff seine Fahrt im Morgennebel weiter.
Wegen der vielen Untiefen fahren die Nildampfer staendig von einer zur anderen Seite. Es gibt immer etwas Neues zu sehen. Im Fruehnebel tauchen Fischerboote auf. Langsam nur setzt sich die Sonne durch. Voegel haengen in den Baeumen. Zugvoegel formieren sich zu ihrem Flug ins Nildelta und weiter nach Europa. Manchmal ist die Stimmung wie bei uns im Herbst. Die Feldbestellung wird haendisch gemacht. Kein einziges Mal ist ein Traktor oder technisches Geraet zu sehen. Sehr zahlreiche Dieselmotoren sind zu hoeren. Sie treiben Bewaesserungspumpen an. Viele Schiffe begegnen uns bei ihrer Fahrt in den Norden. Auf den Nilinseln weidet das Vieh. Vereinzelt sind Kamele zu sehen. Die Wueste ist manchmal nur einige Meter entfernt. Die Menschen sind dunkler geworden. Viele sind Nubier die nach dem Bau des Staudamms in Assuan umgesiedelt wurden.
Es ist ein herrlicher Sonnenuntergang ueber dem Nil und der Lybischen Wueste.
Assuan. Nach stundenlanger Nachtfahrt, immer wieder Lagerfeuer am Ufer, taucht ploetzlich eine Lichterkette auf. Assuan ist erreicht.

Lang schlafe ich, die letzte Nacht war kurz. Das Fruehstueck verschlafe ich und auch zum Mittagessen komme ich zu spaet. Ein erster Spaziergang durch die Stadt, eine Ueberfahrt ueber den Nil und dann das Warten auf den Sonnenuntergang beim beruehmten Winterpalace. Hunderte von Segelboote kreuzen auf dem Wasser, voll mit Touristen. Die amerikanischen sind an ihrer Schwimmweste erkennbar. Die Lateinersegel strahlen in der Abendsonne. Auch die Abenddaemmerung ist kurz.
Nicht der Muezzin sondern das Abendessen ruft.

Massalam

Donnerstag, 7. Februar 2008

Reve du Nil

Am Morgen die bange Frage : Wie wird das Schiff sein? Vieles habe ich in den letzten Wochen ueber gewonnene Schiffsreisen auf dem Nil gelesen. Ich gehe um 11 Uhr an Bord und werde von einem freundlichen Reiseleiter empfangen. Nun, meine Erwartung wird uebertroffen. Es ist ein sauberes Schiff. Meine Kabine ist gross, das Bett angenehm hart. Die Mitreisenden sind meistens aus Deutschland. Das Mittagessen ist ausgezeichnet. 6 Hauptgaenge, 5 Nachspeisen und Obst stehen zur Auswahl. Es ist ein kleines Schiff, die Besatzung sehr freundlich. Wieder bedauere ich es, O Kalifin, dass Du nicht bei mir sein kannst.

Ich habe keine Ahnung wie und wo die Internetverbindung in den naechsten Tagen sein wird. Morgen geht es Nilaufwaerts, neuen Eindruecken entgegen.

Danke fuer Eure Kommentare, Suleika moege ihren Schleier lueften.


Massalam

Polterabend einer Aegyptischen Braut

Das Zungentrillern und die froehliche Abfahrt vor einigen Tagen war nur der Beginn einer Hochzeitsfeier. Die Nebengasse ist seit heute Morgen gesperrt und eine Buehne wurde aufgebaut. In der Mitte ein Thron in Rot mit Tuechern geschmueckt. Die Gasse ist in einen Zuschauerraum mit Sesselreihen verwandelt worden. Am Abend hoere ich laute Musik. Meine Neugier treibt mich ums Eck. Ich komme gerade zurecht, wie die Braut von ihrem Bruder zum Thronsessel gefuehrt wird. Wieder beginnt ohrenbetaeubendes Zungentrillern. Die Freundinnen und weiblichen Verwandten der Braut sind alle versammelt. Es beginnt ein lautes, buntes, ausgelassenes Fest. Zur neuesten arabischen Popmusik wird wild getanzt, geklatscht und gelacht. Die Maenner? Die haben heute nichts zu sagen und verhalten sich ruhig im Hintergrund. Auch ich halte mich zurueck, werde aber bald bemerkt und aufgefordert mich zu den Maennern zu setzen. Eine Unterhaltung ist wegen der Sprachbarriere und des Laerms nicht moeglich. An alle Anwesenden wird Coca Cola und Tee ausgeschenkt. Die Braut hat nach einiger Zeit ihre Zurueckhaltung aufgegeben und steigt von der Buehne zu ihren Freundinnen herunter. Bald tanzt sie mit ihnen und wird immer wieder mit Blumen und Kunstschnee (!) beworfen. Ein aeltere Mann ( in meinem Alter, vielleicht auch juenger) bietet mir eine selbstgedrehte Zigarette (?) an. Ich lehne ab und ernte ich von den Juengeren dafuer Zustimmung. Selbstangebaut? Nach langer Zeit beginnen auch die Maenner zu tanzen. Kleinkinder und Babys sind auch dabei. Ihr koennt Euch vorstellen wie es zugeht. Der glueckliche Braeutigam feiert inzwischen woanders mit seinen Freunden.
Lang nach Mitternacht verabschiede ich mich bei den Brauteltern. Der Brautvater ist der mit der Zigarette, wir umarmen und kuessen uns, ich wuensche ihm alles Gute, er schleppt mich auf die Buehne und auch die Braut bekommt ihre Glueckwuensche. Die Brautmutter wird auch noch beglueckt und dann falle ich ins Bett. Es ist ein sehr ereignissreicher Tag.

Massalam

Wueste und Hitze

Mittwoch ueberquere ich mit der Nilfaehre diesen gewaltigen Fluss. Der Nil ist hier in Luxor etwas breiter als die Donau in Wien. Pausenlos pendeln kleine und grosse Motorboote von einem Ufer zum andern. Auch zwei Fischerboote mit ihren Netzen sind zu sehen. Wir wuerden diesen hier gefangenen Fisch sicher nicht essen. Auf der Wasseroberflaeche ist ein duenner Oelfilm. Am Westufer nehme ich ein Sammeltaxi. Einen Pickup, bei dem auf der Ladeflaeche zwei Laengsbaenke montiert sind. Immer wieder steigen schwarz verschleierte Frauen ein. Unter grossem Gelaechter lassen sie sich von mir, dem Fremden aus dem Abendland, beim Einsteigen helfen. Ich steige beim Ticketoffice aus, ueberlege gerade welches Grab oder welchen Tempel ich besuchen soll, da hoere ich zwei oesterreichische Damen sprechen. Ich loese ein Ticket fuer ihren ersten Tempel und sie nehmen mich in ihrem Taxi zum Rameseum mit. Beteiligung am Fahrpreis lehnen sie ab. Auch sonstiges fordern sie nicht. Siehe gestern. Kein Mensch weit und breit, herrliche Ruhe und bald habe ich diese riesige Ausgrabungsstaette fuer mich allein. Waerter zeigen mir noch einen versteckten Gang auf einen Tempel, gegen Bakschisch natuerlich. Der Blick von oben auf die fruchtbare Ebene ist wunderschoen. Wiesen und Zuckerrohrfelder im dunklen, saftigen Gruen. Ein starker Kontrast zur beginnenden Wueste. Ich uebersteige einige Absperrungen und bin bei den neuesten Ausgrabungen. Zu Haufen aufgetuermt sind zerbrochene Schalen, Vasen und sonstige Behaeltnisse. Mauerreste und mit Hieroglyphen beschriftete Saeulenstumpen fuehren mich zurueck. Die Tempelanlage selbst ist ein gigantisches Werk im Auftrag Ramses II. Die Mauern beschrieben mit Hieroglyphen und verziert mit Bildgeschichten seiner Heldentaten und Goetter. Bei einigen der ueberlebensgrossen Figuren fehlen die Koepfe, zu besichtigen sind sie im Brit. Museum in London. Ich bleibe dort den ganzen Nachmittag, kaum gestoert, die Hitze wird immer groesser.
Wieder mit einem Pickup fahre ich am spaeten Nachmittag zur Faehre zurueck und ueberquere den Nil.

Massalam

Ein ungeschriebener Brief

Dienstag Abend habe ich noch ein Erlebniss der anderen Art. Ein junger Aegypter fragt mich ob ich Deutsch spreche. Ich sage ja und er bittet mich fuer ihn einen Brief auf deutsch an einen Freund in Stuttgart zu schreiben. In einem nahen Kaffehaus wohin er mich einlaedt. Mein Adlerauge ist wachsam. Kaum am Tisch ist vom Briefschreiben keine Rede mehr. Er bietet mir von speziellen Massagen bis zu Boyfriends alles an, was das Herz eines einsamen Seemanns begehren koennte. Ich bleibe standhaft... Der Kellner ist veraergert darueber, dass ich nur den aegyptischen Preis fuer einen schlechten Tuerkischen Kaffee bezahle, der Schlepper will keinen Brief mehr schreiben, muss seinen Tee selbst bezahlen und ich habe eine neue Erkenntnis ueber aegyptische Untugenden gelernt.
Die Aufdringlichkeit der Haendler hier in Luxor kann einem manchmal die Freude an den sonst wunderschoenen Eindruecken nehmen.


Massalam

Dienstag, 5. Februar 2008

Luxor - Karnak

In der Frueh werde ich durch ein lautes Geraeusch geweckt. Zungentrillern wie beim Abschied Lawrenc von Arabien vor der Schlacht um Aqquaba. Im Nachbarhaus wird eine Braut von der Hausgemeinschaft verabschiedet. Ich mache mich auf den Weg an den Nil. Es ist ein herrlicher Sonnentag und am Flussufer sind zahlreiche Kreuzfahrtschiffe festgemacht. Viele im Paeckchen zu 4, 5 nebeneinander. Auch meine Reve du Nil ist dabei. Die Uferprommenade Luxors gleicht der in Cannes. Ein ehrgeiziger Buergermeister hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Stadt europaeischem Niveau anzupassen. Riesenpalaeste an Luxushotel werden gebaut. Am Abend dann Kutschenfahrten fuer die staunenden Besucher durch die Einheimischenviertel veranstaltet.
Meine Absicht sind die 3 km bis Karnak zufuss zurueckzulegen. Ich wiederstehe allen Taxi und Chaleche Rufen und spaziere nach Karnak. Am Nilufer weht ein leichter Wind, die Palmen spenden Schatten. In Karnak ein bombastischer Eingangsplatz. Dann die wunderbare Anlage verschiedener Pharaone ab dem 13. Jhdt. vor Christus. Beeindruckend der Eingang mit seiner Sphingenallee, dem aus ueber 130 Saeulen bestehendem Tempel, jede der Saeulen hat einen Basisdurchmesser von 3 Metern. Diese wahre Riesen sind im Laufe von Jahrhunderten von den einzelnen Pharaonen mit wunderschoenen Reliefs verziert worden. Es ist eine angenehme Kuehle und immer wieder sitze ich staunend an ihrer Basis dieses Meisterwerk bewundernd. Bei manchen ist noch die alte polychrome Fassung erhalten. Verschiedene Grabkammern sind auch geoeffnet und gegen ein kleines Bakschisch kann ich hinter eine Absperrung gehen, um manches von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten.
In der Naehe Karnaks finden geistige und sportliche Wettkaempfe Aegyptischer Unis statt und immer wieder werde ich um ein gemeinsames Photo gebeten. Studentinnen lassen sich gemeinsam mit mir photographieren, bei der Bitte meinerseits winken sie aber ab. Eine der gewonnenen Medaillien wird mir umgehaengt und unter grossem Hallo wird mit Telephonen photographiert. Auch Kinder wollen immer wieder gemeinsam mit mir auf ein Bild. Im Geheimen habe aber auch ich welche gemacht. O Kalifin , wie bedauern sie Dich, dass Du nicht mit bist.
Nach vielen Stunden des Staunens und Herumgehens fahre ich mit einem Sammeltaxi zurueck. Ein netter Fellache haelt mir das richtige auf. Gemeinsam mit einigen sehr resoluten einheimischen Frauen fahre ich in die Stadt. Maenner haben keine Chance mitzufahren und werden zuweilen ruede am Zusteigen gehindert.
Ich komme gerade rechtzeitig, um das Wegfahren der Hochzeitsgesellschaft mitzuerleben. Mit lautem Zungentrillern verlassen drei mit Kindern und Frauen vollgestopfte Minibusse die Gasse. Die Maenner sind wahrscheinlich schon Stunden vorher abgereist. Auch bei Fellachinnen dauert es eben laenger. Mit Winken und Lachen verabschieden sie sich von mir.

Massalam

Montag, 4. Februar 2008

Bahnfahrt nach Luxor

Vorm Hotel wartet um 7 Uhr ein Taxi und in halsbrecherischer Fahrt geht es zum Bahnhof. Autoleere Strassen, doch der Fahrer muss beweisen wie gut er in 35 Jahren Fahren geuebt hat. Im Bahnhof ist der Zug natuerlich nicht am Bahnsteig von dem er immer abfaehrt. Mit Hilfe eines Traegers finde ich den Wagon. 1.Klasse, Aircondition. Dieser Zug ist nur mit Platzkarten zu benuetzen und alle ohne werden unerbittlich vom Schaffner des Waggons verwiesen. Der Zustand ist vergleichbar einiger Waggons die bei uns knapp vor dem Abwracken sind. Wie mag wohl die 3. Klasse aussehen? Die Fahrt verlaeuft sehr angenehm. Immer in einer geringen Entfernung zum Nil, Zweimal ueberqueren wir ihn. Die Mitreisenden schlafen oder unterhalten sich lautstark ueber mehrere Sitzreihen hin.Ich bin der einzige Auslaender, man merkt, es ist aegyptische Hochsaison. Viele der Reisenden sind aus Oberaegypten und haben ihren Urlaub in Alexandrien verbracht.Die Landschaft uebt einen exotischen Reiz aus. Wie bei uns die Streuobstwiesen und Obstgaerten, so sind hier Palmen landschaftsbestimmend. Dazwischen Felder, frisch angebaut, abgeerntet oder voll im Wuchs. Hier gibt es keine Vegetationspause. Vorwiegend Kleinbauern, grosse Felder sind keine zu sehen. Silos sind unbekannt und die einzigen hohen Gebaeude sind Minarette der Moscheen. Hin und wieder geht ein Teeverkaeufer durch den Zug, die Fahrt ist ruhig. Fast puenktlich kommen wir nach 13 Stunden an.

Luxor. Vor dem Bahnhof eine Horde wilder Taxifahrer, die sich auf die Ankommenden stuerzt. Die Polizei greift ein und bringt etwas Ordnung in den Tumult. Mein Fahrer kann leider nicht lesen. Dank einer Sprachschule, nicht Berlitz, findet er aber nach langem Suchen mein Quartier. Na ja. O Kalifin, die Absteige damals in Mestre war ein Marmorpalast. Ich bin muede, es ist einigermassen sauber, aegyptisches Fernsehen gibt es auch, ich falle ins Bett.
Heute Vormittag kurzes Erkunden Luxors. Zahllose Kreuzfahrtschiffe am Nilufer, ein wunderschoener Blick ueber den Nil mit den zahlreichen Fellukken und kleinen Booten. Diese Stadtgefaellt mir.

Ihr Daheimgebliebenen, seid mir gegruesst. Ueber die zahlreichen Kommentare freue ich mich. Manche Fragen beantworte ich in Salzburg, vor Taenzerinnen des Paradieses werde ich mich weiterhin hueten. O Kalifin, uebst Du schon den Tanz der sieben Schleier um Deinen fernen, bald heimkommenden Gemahl zu begruessen???

Letzter Tag in Kairo

Frueh stehe ich auf, Einiges gibt es noch zu sehen. Durch das schlechte Wetter bedingt habe ich den Besuch der Zitadelle immer verschoben. Kairo ist von einem Gebirge umgeben. Die Abhaenge werden noch heute als Steinbrueche und Schottergruben benuetzt. Davor, oberhalb des islamischen Kairo befindet sich eine maechtige Zitadelle mit einem grandiosen Blick ueber die Millionenstadt. Nach zaehen Verhandeln mit einem Taxifahrer erreichen wir, ein junger Deutscher und ich, nach einer interesessanten Fahrt durch Vororte, den Eingang. Im13. Jhdt erbaut und unter verschiedenen Kalifen vergroessert, sind innerhalb des Gelaendes Museen und wunderbare Moscheen. Manche schlicht, die Architektur macht den Reiz aus, andere von unermesslicher Pracht.
Nach einem langen Weg durch das Islamischeviertel, in einige Gassen verweigert man uns den Eintritt, kommen wir im Dunkeln zum Wuestendorf zurueck. Farid und Mahmud vom Beduinenhotel Dahabhostel.
Masalam Kairo

Endlich = Pyramiden






Nach einem langen Erholungsschlaf mache ich mich gestaerkt zu den Pyramiden auf. In meinem jugendlichen Leichtsinn beschliesse ich den Weg von der Metrostation zu Fuss zurueckzulegen. O Kalifin, wie buesste ich fuer die Nacht bei den Taenzerinnen des Paradies. Nach drei Stunden tauchen sie gewaltig am Horizont auf. Dazwischen haben mich mitleidige Beduinen mit Wasser und Koestlichkeiten des Orients gestaerkt. Sie sind sehr besorgt um den Fremden. Zu Fuss? Wasser? Dann stehe ich am Fusse dieser riesigen Bauwerke und bin ueberwaeltigt. Unvorstellbar gross, von Menschenhand gebaut, wirklich ein Weltwunder. Kein Bild kann die wirklichen Dimensionen wiedergeben. Die untergehende Sonne taucht sie in ein unbegreiflich schoenes Licht. Vorbei sind die Qualen des beschwerlichen Marsches in der Hitze des Tages, unbemerkt bleibt der Jahrmarktstrubel zehntausender Besucher. Rufe der Kameltreiber hoere ich nicht, ich staune nur. Beim abschliessenden Gang durch das Dorf der Beduinen faellt mir der erstaunlich gute Zustand der Pferde auf.
Fuer den Heimweg nehme ich ein Taxi. Es ist redlich verdient.

Es ist der vorletzte Tag in Kairo, viel hab ich bis jetzt gesehen.


Massalam

Freitag, 1. Februar 2008

Auf Abwegen

Gestern war fuer zwei kanadische Mitbewohner des Wuestendorfs der letzte Tag vor ihrer Abreise nach Assuan. Sie moechten unbedingt eine Bauchtanzschow besuchen. Ein Mitbeduine, Franzose, der schon laenger hier wohnt, erklaert sich bereit uns hinzufueren. Ein australisches Paar, mich und die Kanadier. Vor einem Hauseingang werden wir von zwei Tuersteher empfangen. Alle Drei sind zum Fuerchten. In Europa haette ich so ein Haus nie betreten. O Kalifin, Du Sonne meines Herzens, Du hast ja von mir das Versprechen mich auf keine Abendteuer einzulassen. Es war harmlos. Einige Damen bewegen sich zu Klaengen einer Elektroorgel und einiger arabischer Instrumente. Sehr wenig Bauchtanz, dafuer viel Uebergewicht und um zwei Nummern zu kleine Kleider, die sie immer wieder am Verrutschen zu hindern versuchen. Die Aegypter, nur Maenner, geraten nach der 2. Taenzerin aus dem Haeuschen. Mit glaenzenden Augen betrachten sie die Traumfrauen Arabiens. Oder war es nur das Bier und die Schischa? Sie beginnen sie mit Geldscheinen zu ueberschuetten. Fuer Aegypten hohe Betraege. Einige sind sehr stolz ueber die Gunst der Damen. Das Bedienungspersonal, weiblich, erinnert mich an harmlose Maturantinnen bei einer Party. Die Stimmung wird immer ausgelassener und kurz darauf verteilen Touristen aus Saudi Arabien selbstgedrehte Zigaretten. Die Jugend raucht eifrig mit und bald strahlen auch sie die Damen mit verklaerten Blicken an. Einige sind durch ihre Oberweite der " American Dream ".
Auch ein beruehmter Schauspieler kommt noch. Sein Bild ist in uebergrossen " Gemaelden " an den Premierenkinos zu sehen. Er wird mit seiner Begleitung dem Publikum vorgestellt. Fast alle Gaeste werden aufgezaehlt, auch wenn es nur der bekannteste kairener Schuhverkaeufer ist. Dann der Hoehepunkt, Madame Coco tritt auf, die gestrenge Herrin arabischer Gazellen. Eine komische Taenzerin. Dann bemerken wir, dass sie ein Mann sein muss. Fuer die Aegypter trotzdem eine anbetungswuerdige Person. Um 4 ist Schluss, ich falle ins Bett und schlafe sehr gut.

Die letzten Tagen war die Internet Verbindung unterbrochen. Angeblich sind 2 von 3 Verbindungskabel nach Europa zerstoert. Heute geht es etwas besser, der Aufbau einer Seite dauert aber sehr lange.


Massalam