Dienstag, 28. Oktober 2008

Transasia Express - Warum haben iranisch-türkısche Bahnhöfe keıne Uhren



Wenige Stunden vor der Abfahrt meines Zuges erhalte ich die Fahrkarte. Eın iranisches Fernsehteam muss mich und einen Imam in sein Abteil aufnehmen. Pünktlich um 18.45 verlaesst der Transasia Express den Hauptnebenbahnhof Teheran. Es ist ein geraeumiges 4Bettabteil, die anfangs etwas frostige Stimmung gegen dıe " Eindringlinge " löst sich bald in allgemeiner Sympathie auf. Es wird viel gesprochen, zum xten Male muss ich dıe gleıchen Fragen beantworten. Iraner sind sehr gastfreudig und nach einem opulenten Mahl, jeder steuert einen Teil seiner mitgebrachten Verpflegung bei, wird es eine kurze Nacht. Das Klappbett ıst breıt und bequem, die Temperatur angenehm, niemand schnarcht zu laut. Taebris wırd pünktlich erreicht, letzte Einkaeufe getaetigt, die iranischen Mitreisenden freuen sıch auf den Grenzübergang in ca. 9 Stunden. Manche sind in einer sehr depressiven Stimmung wegen der Verhaeltnisse in ihrem Land, die meisten Jungen sehen keine Zukunftschancen. Paesse bekommen junge Maenner erst nach Absolvierung ihres Militaerdienstes, die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sind sehr angespannt, junge Frauen werden als geldgierig, putzsüchtıg und einkaufswütig hingestellt, junge Maenner als ungebildet, flegelhaft und unfaehig Gefühle zu entwickeln oder um eine Frau zu werben. Maenner und Frauen sind dem Fremden gegenüber sehr mitteilsam, sie haben keine Scheu über all Dies mit mir zu sprechen.
Mit einigen Stunden Verspaetung erreichen wir den Grenzuebergang zur Tuerkei. Die Stimmung ist angespannt. Es werden die Paesse abgegeben und trotz der Zusage " in 30 Minuten" gehe es weiter, beginnt ein stundenlanges Warten. Alte Maenner und Frauen, Muetter mit Kleinkindern, sitzen in einem kalten Warteraum. Meine letzten Rial sind ausgegeben, niemand spricht mit dem Anderen. Es ist ruhig. Sehr ruhig. Ich weiss nicht warum. Noch nicht. Nach langem Warten kommt ein Grenzsoldat, verteilt einige Paesse. Die Mitfahrenden nehmen sie freudig entgegen. Dann wieder ein Stoss des begehrten Dokuments. Auf einer Treppe stehend werden gnaedig die Dokumente, fast widerwillig verteilt. Fuer mich unverstaendlich. Eine Demonstration des uebermaechtigen Staates? Ein Pfiff der Lokomotive. Alle stuerzen zu den Waggons, ein unterdrueckter Jubel bricht aus. Noch sind wir im Iran. Nach einiger Zeit ist der Tuerkische Grenzposten erreicht, das gleiche Spiel wiederholt sich. Kleinkinder schreien, die Erwachsenen sind trotz des ermuedenden Wartens lockerer. Es wird finster. Die Verspaetung betraegt schon ueber 12 Stunden. Zeit und Menschenwuerde sind auch bei diesen Grenzbeamten unbekannt. Ueberall sind bewaffnete Soldaten. Der Betreiber des kleinen Verpflegungkiosk verrechnet einen unmoeglichen Wechselkurs fuer Rials. Die Iraner koennen keine Einkaeufe taetigen. Der Zug setzt sich ohne Vorankuendigung in Bewegung, bleibt nach einigen Metern stehen, das Signal fuer die Zurueckgebliebenen einzusteigen. Dieses Spiel wird einige Male wiederholt. Eine einfache Durchsage waere menschlicher gewesen. Die Iraner nehmen es mit einer stoischen Ruhe auf sich. Mit geringer Geschwindigkeit faehrt der Transasien Express Richtung Vansee. 14 Stunden Verspaetung. Angeblich verlangen Kurdische Stammeshaeuptlinge fuer die Durchfahrt durch ihr Gebiet Schutzzoll von den Tuerkischen Staatsbahnen und schreiben die Geschwindigkeit vor. Der Zug steigert diese, ploetzlich ein Knall, das Fenster meines Zugabteils zersplittert, Teile des verstaerkten, dreifachen Sicherheitsglases fallen ins Abteil, wir sind beschossen worden. Grosse Aufregung, einfache Mitreisende stellen sich als Sicherheitsbeamte heraus, mit einem Schulterzucken und Inshallahrufen wird der Vorfall abgetan und eine Platte eingesetzt.Die Mitreisenden werden aufgefordert ihre Vorhaenge zuzuziehen oder das Licht abzudrehen. Soetwas scheint oefters vorzukommen. Trotzdem ist die Stimmung sehr gut.Viele erzaehlen jetzt, dass sie nicht mehr in den Iran zurueckkehren. Fuer mich unvorstellbar, dass in Einem Zug so viele Fluechtlinge sein sollen.
Wie schon bei der Herfahrt habe ich keine Moeglichkeit, die Naturschoenheiten des Vansee bei Tageslicht zu bestaunen. Es ist tiefe Nacht. Bei der Ankunft in Tatvan erwartet uns kein Anschlusszug. Unvorstellbar, dass der Transasia Express, der eines Tages bis Peking fuehren soll, nicht mehr Aufmerksam erfaehrt. Nach einer Stunde Wartezeit bei leichtem Nieselregen Zuggeraeusche. Alle stuermen in die Abteile, viele setzen sich ins naechstbeste Abteil, ich bin ploetzlich mit drei aelteren (?), sehr alten Iranerinnen im Abteil. Unvorstellbar gemischtgeschlechtlich zu uebernachten. Sie erkennen bald ihren Irrtum. Sie wissen nicht, dass der Zug wie im Iran zusammengestellt ist. Ein Mitreisender kommt ohne Gepaeck, er verrichtete in der Moschee seine Gebete, ohne Signal ( Schikane? ) faehrt der Zug ab und mit Muehe kann er den Wagon erreichen. Zwei Burschen haben schon vorher sein Gepaeck in irgendein Abteil gebracht. Trotzdem ist die Stimmung froehlich, einige Mitreisende haben Musikinstrumente mit, es wird gesungen und gespielt, an Schlaf ist nicht zu denken, zuerst muss auch noch gefruehstueckt werden. Bei Morgengrauen komme ich endlich zu einigen Stunden Schlaf. Tagsueber eine grandiose Landschaft, Ostanatolien. Jedes Tal wird ausgefahren, langsam gewinnt der Zug Hoehe. Die Gegend ist eine der fruchtbarsten die ich jemals gesehen habe. Weite Taeler, unbewoht oder auch heute noch durch Teilnomaden besiedelt. Gut vorstellbar, dass in frueheren Zeiten, einfallende Reiterheere auf ihrem Zug nach Westen, kein Hinderniss vorfanden, keinen Widerstand, dafuer Verpflegung und Versorgung fuer sich und ihre Pferde. Von Zeit zu Zeit bleibt der Zug stehen, Glaeubige koennen ihre Gebete verrichten. Auf keinem der Bahnhoefe seit Teheran, ausgenommen Taebris, gibt es Uhren. Wozu? Irgendwann wird der Zug schon kommen und irgendwann weiterfahren. Auf einer handgeschriebenen Tafel lese ich Abfahrtzeiten. Die des Transasia Express war um 8.50. Jetzt ist es 18.25 und Gebetszeit. Inshallah. In Kayseri verlaesst fast die Haelfte der Mitreisenden den Zug. Kayseri, eine Stadt nur bekannt fuer seine Teppiche. Warum? Ein Grossteil der Mitreisenden sind Anhaenger der Bahia Glaubensgemeinschaft. Das Fluechtlingswerk der Vereinten Nationen hat hier ein Auffanglager eingerichtet. Einige aeltere Frauen muessen wieder in den Iran zurueck, sie bringen ihren verfolgten, vertriebenen, gefluechteten Familienangehoerigen Nahrungsmittel und Nachrichten von der Familie. Viele duerfen nicht ausreisen, sie sind der Willkuer des Staates wegen ihrer Religionsfreiheit weiter ausgeliefert und Garant fuer die Rueckkehr der Besucherinnen. Die Religionsfreiheit der Bahia ist eine islamische Abspaltung von den Schiiten in der Mitte des 19. Jhdts. Sie halten ihren Gruender fuer einen Propheten. Da Mohammed fuer Schiiten als letzter Prophet gilt, werden sie verfolgt und zahlreiche ihrer religioesen Fuehrer wurden in den letzten Jahren hingerichtet.
Ankara wird erreicht. Ich komme mir vor wie in einer Mitteleuropaeischen Stadt. In den 30er Jahren des 20. Jhdts wurde Ankara unter Atatuerk ausgebaut. Unter der Leitung des oesterreichischen Architekten Clemens Holzmeister entstand eine Stadt, geplant nach den neuesten Erkenntnissen moderner Stadtplanung. Die Geschwindigkeit des Zuges wird erhoeht, Stationsaufenthalte gekuerzt, die Nacht bricht herein, um 23 Uhr erreichen wir mit 10 Stunden Verspaetung den Istanbuler Bahnhof Haydarpasar. Es ist stockdunkel, zum Aussteigen wird ein PKW auf den Bahnsteig zum Ausleuchten gefahren. Haben sie den Zug vergessen und das Licht schon abgedreht? Nein. Wenige Stunden vor der Ankunft des Zuges gingen wolkenbruchartige Regenfaelle ueber der Stadt nieder, die Stromversorgung brach zusammen. Ich habe mein Gepaeck bei mir, taste mich aus dem Hauptbahnhof, erreiche mit Muehe die letzte Faehre ans Europaeische Ufer. Nach einer angenehmen Fahrt ueber den vielgeruehmten Bosporus und der Strassenbahn umarme ich im Hotel meine Kalifin. Sie und ich sind froh, dass die Reise gut abgelaufen ist. Auch Anneliese ist zu meiner Begruessung aufgeblieben, ich erzaehle viel, zu aufgewuehlt bin ich von dieser langen Fahrt, um sofort schlafen zu gehen.
Manches habe ich Euch geschrieben, vieles muss ich noch nachholen. Die Menschen die ich traf waren durchwegs liebenswert.

Ich schreibe diesen kurzen Bericht fertig, nach meiner heutigen ( 30.10.) Rueckkehr, in Salzburg. Die Tage in Istanbul waren voller Freude des Wiedersehns, die Zeit zum Schreiben fehlte. In den naechsten Tagen folgen weiter Berichte, auch Photos werden eingestellt. Ich freue mich darueber, dass einige von Euch mit grossem Interesse meine Reise mitverfolgt haben. Waehrend meines Aufenthalts in Syrien und dem Iran kann ich aus Ruecksicht auf wunderbare Menschen nicht Alles schreiben. Namensneutral werde ich noch manches berichten.



Salam und Auf Wiedersehen

Montag, 20. Oktober 2008

Probleme mit Rueckreise nach Istanbul

Unvermutet tritt ein grosses Problem auf. Bei meiner Ankunft in Teheran beauftrage ich ein Reisebuero, mir das Zugticket nach Istanbul zu besorgen. Bei meiner heutigen Anfrage stellt sich heraus, dass der zustaendige Sachbearbeiter meine Unterlagen verschustert hat und der Zug angeblich ausgebucht ist. Auf den Vorschlag bis Van in der Tuerkei zu fahren und mir dann ein tuerkisches Ticket zu nehmen kann ich nicht eingehen, denn wenn der Zug bis Istanbul ausgebucht ist, dann auch ab Van. Wann geht aber von dort der Naechste? Bleibt noch die Moeglichkeit einer Busfahrt. 48 Stunden sind aber eine lange Zeit. Autostoppen wird auch nicht so leicht sein. Ich richte mich darauf ein, womoeglich laenger hier zu bleiben und Farsi zu lernen. Ohne Spass, irgendwie werde ich es schon schaffen. So nett viele Iraner sind, manches ist doch sehr chaotisch. So gruesse ich Euch, haltet mir die Daumen, dass alles gut geht. Meine Kalifin soll sich keine Sorgen machen.

Salam

Shiraz - Fahrt nach Yazd - Yazd

Shiraz ist die Stadt der Dichter. Neben Hafiz wurde auch fuer Saadi eine Gedenkstaette errichtet. Bis jetzt kenne ich nur Hafiz. Auch wenn ich mich wiederhole, der Besuch seiner Gedaenkstaette war ein Erlebniss. Wie in Mozartsgeburtshaus Musikliebhaber, stroemen Iraner aus dem ganzen Land hierher. Fuer Jungvermaehlte soll ein Besuch Glueck und viele Kinder bringen. Die Hochzeitsreise nach Shiraz ist ein Muss fuer den, der sichs leisten kann.
Die Shirazer selbst sind sehr hilfsbereit. Die Stadt ist nicht so schoen und sauber wie Isfahan, die Bemuehungen dafuer sind aber sehr gross. Auch hier gibt es, wie in vielen iranischen Stadten, direkt neben den Strassen kleine Gerinne in denen staendig Wasser fliesst. Von weit her wird es geleitet und dient der Stadtreinigung. Ruecksichtslos wird Alles darin entsorgt. Eine grosse Liebe der Shiraser sind Rosen. An jedem denkbar moeglichen Flecken der Stadt sind welche gepflanzt. Sie unterscheiden sich durch eine wie Samt aussehende Blattoberflaeche und etwas anderen Blueten von den bei uns ueblichen. Die Farbenvielfalt ist nicht so gross, meistens ist es ein helles Rot und vereinzelt auch Weiss mit zartem rotem Rand. Gern wuerde ich meiner Kalifin einen Rosenstock mitbringen.
Die Betreuung durch meine Studenten ist ruehrend, sie wollen mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Mit Muehe hab ich mir einen freien halben Tag erbeten. Ich schlendere durch den Bazar, die kleinen Gassen der Altstadt, die Haeuser sind abweisend und verschlossen, das Leben ist nach Innen ausgerichtet. Ich komme zu grossen Khanen, es gibt sie also doch noch. Maechtige Gebaeude mit einem grossen Innenhof, Einfahrtstoren fuer die Karawanen der Seidenstrasse bzw. der Handelswege zum Persischen Golf. Auch heute werden sie als Lagerhallen verwendet, vieles lagert im Freien, seit langer Zeit hat es nicht geregnet. Einige haessliche Bauluecken erinnern daran, dass auch hier die Moderne Einzug gehalten hat, alte Gebaeude mussten Parkplaetzen weichen fuer die Lasttiere unserer Zeit, LKW.
Die Zeit meines Abschieds naht, ich bin froh das Zandhotel verlassen zu koennen. Das Bett war in Ordnung, es gab kein Ungeziefer, sonst nicht zu empfehlen. Am Busbahnhof Chaos. Kein Bus in Sicht, trotz Ticket mit Angabe der Abfahrtstelle und genauer Abfahrtszeit. Meisam, mein shiraser Begleiter, wird auf Fragen nach dem Bus immer wieder beruhigt. Kein Bus in Sicht. Auch andere Mitreisende sind verunsichert. Vor den Bussen stehen Ausrufer, die die Fahrtziele der Busse hinausschreien und gleichzeitig versuchen Fahrgaeste zu gewinnen. Ich bilde mir ein meinen Namen immer wieder zu hoeren. Der Bus wurde abgesagt und man sucht mich. Nach Ausstellung einer neuen Fahrkarte sitze ich endlich im Bus nach Yazd. Mit einiger Verspaetung, aber die Nacht ist lang und auf einige Stunden Verspaetung kommt es im Orient nicht an, die Abfahrt. Ruehrend verabschiedet sich Meisam, viel Neues habe ich von ihm und seinen Freunden ueber den Iran erfahren. Ob wir uns wiedersehen?
Die Fahrt verlaeuft ruhig. Alle Stunden muss der Busfahrer an einer Polizeikontrolle anhalten, seine Tachoscheibe wird ueberprueft, die Geschwindigkeitskontrollen sind streng. Ploetzlich, es ist kurz nach Mitternacht, muessen alle Fahrgaeste aussteigen. Barsch werden wir von jungen, bewaffneten Polizisten (?) zusammengetrieben, die Iraner lassen es sich gefallen, ich bleibe ruhig, Rauschgiftfahndung. Der Hund findet nichts, die Fahrt geht weiter. Um 4 Uhr frueh sind wir am Busbahnhof in Yazd, Hotel habe ich noch keines, ich warte den Morgen ab, telephoniere und lass mich mit einem Taxi zu einem der traditionellen Hotels in der Altstadt bringen. Luxus pur. Yazd ist eine alte Handelstadt an der Seidenstrasse. Die Haeuser wurden aus luftgetrockneten Ziegeln gebaut und mit einer Mischung aus Lehm und Dung verputzt. An vielen Haeusern nagt der Zahn der Zeit. Sie sind vom Einsturtz bedroht, sind aufgegeben oder wie bei meinem Hotel Kohan Kashaneh mit viel Geschmack wieder revitalisiert. Es ist ein altes Handelshaus, um den grossen Innenhof sind die komfortablen Zimmer angelegt, ein grosses Wasserbecken mit kleinen Springbrunnen und Bouginvilleenbueschen sorgen fuer Kuehlung. Vor dem Becken sind grosse, hoelzerne, mit Teppich ausgelegte Liegen zum Entspannen. Ein kleiner orientalischer Traum. Ich erhole mich nur kurz, gehe durch die Altstadt und besuche einige Moscheen. Yazd ist die Stadt der Anhaenger der Religion Zarathustras, sie sind Verehrer des Feuers. Immer wieder sehe ich grosse Holzgestelle, die noch heute zu Feierlichkeiten durch die Stadt getragen werden. An vielen Haeusern sind Windtuerme zu sehen. Durch die verschiedenen Lueftungsschlitze wird ein Luftstrom erzeugt und so Kuehlung vermittelt. Yazd ist eine Wuestenstadt. Im Sommer ist es unertraeglich heiss, jetzt im Oktober hat es noch immer 37 Grad. Durch die Wueste ist es dennoch eine ertraegliche, sehr trockene Hitze. Mein Fluessigkeitsbedarf ist hoch. Wegen des grossen Besucherandrangs und der wenigen Zimmer muss ich in ein anderes Hotel, Silk Road Hotel, uebersiedeln. Es ist genauso angelegt, nicht so komfortabel, das Zimmer und das Badezimmer sauber, etwas urtuemlicher und ich bin zufrieden. Ich lerne im Hotel ein reizendes Paar kennen, Archaeologiestudenten aus Bamberg. Ihr Spezialgebiet ist Islamische Archaeologie und Kunstgeschichte. Sie begleiten mich durch die Stadt, gemeinsam besuchen wir einige Sehenswuerdigkeiten. Ihre Erklaerungen Islamischer Kunst bringt mir manches naeher. Ich freue mich ihre Bekanntschaft zu machen. Nach einer einmonatigen Ausgrabungscampagne verbringen sie noch einige Tage fuer Besichtigungen im Iran.
Heute ist fuer mich ein Tag der Erholung, morgen geht es mit dem Bus nach Teheran, alle Zuege dorthin sind ausgebucht. Yazd ist einer, der an Hoehepunkten so reichen Reise durch den Orient.

Ich melde mich wieder aus Teheran.

Seid mir gegruest von der Seidenstrasse, bald werden wir uns wiedersehen. Ich freu mich schon auf das Wiedersehen mit meiner Kalifin in Istanbul.


Salam

Freitag, 17. Oktober 2008

Iranische Gastfreundschaft - Persepolis

Um 6 Uhr in der Frueh treffe ich den iranischen Studenten von gestern. Er will mir unbedingt Persepolis zeigen. Auch im Iran sind Laborplaetze ein Mangel, deshalb finden viele Uebungen am eigentlich freien Freitag statt. Mit dem Studentenbus fahren wir zur wenige Kilometer von Persepolis entfernten Uni. Waehrend des Praktikums setze ich mich in den Park des Campus, geniesse die morgendliche Kuehle und schlafe sofort ein. Helles Gelaechter weckt mich zwei Stunden spaeter auf. Ein Kommilitone meines Studenten bringt uns mit dem Auto seines Vaters zu den archaeologischen Staetten. Wie sich spaeter herausstellt wurde das Alles fuer den Fremden aus dem Abendland organisiert. Persepolis ist ueberwaeltigend. Gewaltige Palastanlagen beeindrucken mich sehr. Vieles ist nicht mehr erhalten. Durch die noch vorhandenen Teile bekomme ich aber einen Eindruck der ehemaligen Groesse dieser Palastanlage. Vergessen gemeinte Namen, Personen wie Xerxes, Anaxerxes und die verschiedenen Darius kommen mir wieder zum Bewusstsein. Es ist sehr heiss, trotzdem gehen wir lange durch die Anlage. Zum Grabmal Xerxes II. steige ich aber nicht hinauf. 40 Grad und die Steilheit des Huegels halten mich davon ab. Der Fleussigkeitsbedarf ist enorm. Der Besuch des Museums verschafft Abkuehlumg. Die wirklich interessanten Ausgrabungsstuecke Persepolis habe ich aber schon in Teheran gesehen. Wie vereinbart werden wir wieder abgeholt und in angenehmer Fahrt geht es nach Shiraz zurueck. Wie schon gestern werde ich mitFragen ueberhaeuft. Sie bringen mich bereitwillig zum Busbahnhof, ich besorge fuer morgen Abend die Fahrkarte nach Yazd und muss ihnen versprechen, dass sie mich am Abend begleiten duerfen. Erschoepft falle ich fuer ein Nachmittagsschlaefchen in mein Bett. Um 5 Uhr die Ueberraschung, ich werde schon wieder erwartet. Nach einem langen Spaziergang das typische iranische Fingerfood, koestlich schmeckend, mit dem bei uns erhaeltlichen Kebab nicht vergleichbar. Ich schleppe mich zum Internet, um Euch kurz die Begebenheiten des Tages zu berichten.Ich bin muede und sende Euch herzliche Gruesse aus dem fernen Osten.

Kalifin, sei mir gegruesst und vor allem die , die mir fleissig schreiben.


Salam

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Busfahrt nach Shiraz

Die Busstationen grosser Ueberlandlinien befinden sich im Iran weit ausserhalb der Innenstadt. In Unkenntnis der oeffentlichen Verkehrsverbindungen nehme ich vom Hotel ein Taxi. Es folgt am Ziel das uebliche Spiel, der Taxifahrer verlangt mehr als ausgemacht, ich nehme ihm das Geld wieder aus der Hand, er gibt sich dann doch zufrieden, nach Protesten von herbeigeeilten Iranern gibt er mir sogar noch Retourgeld. So hilfsbereit und grosszuegig Iraner sind, die Taxifahrer haben ihren schlechten Ruf zurecht. Den modernen Bus habe ich schnell gefunden und mit 20 minuetiger Verspaetung beginnt die Fahrt kurz vor Mitternacht. Alle Plaetze sind besetzt, gut dass ich die Fahrkarte schon am Vortag besorgt habe. In gemuetlichem Tempo rollt der Bus Richtung Shiraz, nur unterbrochen durch gelegentliche Kontrollen an Polzeistationen. Mitfahrer erklaeren mir dass, die Busse ein eingebautes GPS haben und die Geschwindigkeit ueberprueft wird. Nach 500 km die erste Pause, zum Besuch der Moschee bzw. der Toilette. Es sind die ueberall im Iran zu findenden Loecher im Boden. Langsam gewoehne ich mich daran. Ca. 30 Busse stehen am Parkplatz, gluecklicherweise habe ich mir die Aufschrift meines Busses und das Aussehen einiger Mitreisender gemerkt. Es ist ein schoener Sonnenaufgang ueber der Wueste, geschlafen habe ich nicht sehr viel. Die Sitze sind doch knapp hintereinander. Um 7 Uhr sind wir in Shiraz, schnell ist ein Taxi gefunden. Am Vortag hat ein Shiraner aus Isfahan schon das Hotel fuer mich bestellt. Der aus der Reiseliteratur als unfreundlich bekannte Nachtportier verhaelt sich genau so. Ich falle ins Bett und schlafe einige Stunden.
Nach dem ueblichen Besuch einiger Moscheen und eines restaurierten Hamams gehe ich zum Grab eines der bedeutendsten iranischen Dichters : Hafiz. Goethe wurde durch ihn, nach dem Lesen der Uebersetzungen Hammer- Purgstalls, zum Schreiben des West-Oestlichen Diwan angeregt. Der Besucherandrang ist sehr gross. Neugeborene Kinder werden von ihren Muettern auf sein Grab gelegt, junge Maedchen und frischverheiratete Paare beruehren es und verharren schweigend in Gedanken. Hafiz hat fuer den Iran eine grosse Bedeutung. Jedes Jahr wird am 11. Oktober der Hafiztag gefeiert und in der Teheraner Times war aus diesem Anlass zu lesen: " Die Schriften Hafiz sind nach dem Koran die wichtigsten fuer den Islam" . Ich hoffe es werden auch die gelesen, in denen er die Maechtigen der Kanzeln , zu Besinnung und Demut auffordert.
Ein Shiraser aus Isfahan hat einen Freund verstaendigt und diesen treffe ich an der Gedenkstaette. Er will mir morgen Persepolis zeigen, sicherlich einer der Hoehepunkte meiner Reise.


Danke fuer die Kommentare.


Salam

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Isfahan 2

Die Tage in Isfahan sind sehr anstrengend. Tagsueber laufe ich von einer Sehenswuerdigkeit zur naechsten. Isfahan ist eine traditionelle Handelsstadt. Die Beziehungen reichen in die ganze Welt. Seit einigen Tagen gibt es einen Machtkampf zwischen Regierung und Handelsbetrieben. Die Steuern sollen um 3% erhöht werden. Zu Lasten der Gewinnspanne, die Preise duerfen nicht erhoeht werden. Das mit dem Kaerntner Landeshauptmann ist eine tragische Sache. Ein sehr konservativer Iranischer Fernsehsender behauptet Vorgestern, ein auslaendischer Geheimdienst stuende hinter dem Unfall. Duemmer gehts nicht mehr und das in den Hauptnachrichten. Am Abend steht Englischkonversation am Programm. Dabei erfahre ich viel ueber das Leben der Iraner. Offiziell, tagsueber, herrscht das Patriarchat. Am Abend bzw. in den vier Waenden das Matriarchat. Die Frauen leiden zum Teil sehr unter den Bekleidungsvorschriften, bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird das Kopftuch heruntergerissen. In Isfahan sind diese Bestimmungen nicht so streng wie in anderen Staedten z.B. Gohm. Die jungen Frauen sind geschminckt, fuer meinen Geschmack manchmal zu sehr, viele haben blonde Straehnen in ihre Haare eingefaerbt. Europaeische Lebensart ist das grosse Vorbild. Die Emanzipation der Frauen fuer mehr Selbstbestimmung scheitert an vom Regime an Schaltstellen beschaeftigten Frauen. Oft sind es Witwen aus dem letzten Krieg oder Muetter die dort ihre Soehne verloren haben. Trost finden sie in der Religion, mit ihrem Schicksal werden sie oft nicht fertig und goennen anderen, nicht so geprueften, keine Erleichterung.
Neid ist anscheinend ein grosses gesellschaftliches Problem. Die Waage zwischen " traditionell" und " modern" ist ausgewogen, Fortschritte gehen nur sehr langsam vor. Mehr Frauen als Maenner studieren, gemeinsame Vorlesungen gibt es erst seit einigen Jahren wieder. Viele Iranis traeumen von einem Studium ausserhalb ihres Landes. Nicht um dann im Ausland zu bleiben, sonder um nach ihrer Rueckkehr das Land zu reformieren. Die staatlichen Universitaeten sind oft religionstreuen Iranern vorbehalten und die privaten sehr teuer. Meine Konversationspartnerin versucht mir viel zu zeigen und schleift mich stundenlang durch Isfahan. Ab 17.30 ist es dunkel, viele Liebespaare nuetzen dies zu einem Treffen in den wunderschoenen Parks. Sie ist sehr aufmerksam und besorgt, zum Hotel darf ich nicht allein zurueckgehen, es koennte gefaehrlich sein. Wir haben uns verabschiedet, ich wuensche ihr viel Erfolg bei der Englischpruefung in sechs Monaten und bereite mich auf eine naechtliche Busfahrt nach Shiras vor. Der Bus faehrt um 23.30, die Fahrt soll 8h dauern. Die Busstation befindet sich im Norden der Stadt. Ich freue mich schon auf die Fahrt mit dem oeffentlichen Bus.

Meiner Kalifin wuensche ich gute Besserung. Bitte kuemmert Euch um sie. Ueber Kommentare freue ich mich.


Salam

Dienstag, 14. Oktober 2008

Isfahan

Nach einer sehr kurzweiligen und raschen Bahnfahrt komme ich morgens um 7 Uhr in Isfahan an. Zur Fahrt in die Innenstadt werde ich von Mitreisenden eingeladen, sie schaerfen mir ein nichts mehr zu bezahlen, ich bin ihr Gast. Mein Erstaunen ueber diese Stadt ist sehr gross. Kein Fetzen Papier, kein Plastikmuell oder sonstige Verunreinigung ausserhalb der Stadt. Auch im Stadtzentrum alles sauber. Nichteinmal Zigarettenstummel liegen auf der Strasse oder im Rinnsal. Fuer mich bis jetzt die sauberste Stadt im Orient. Das Hotel ist in Ordnung, keine 5 Sterne sondern nur einer, und das nach iranischer Bewertung.
Die Bewohner Isfahans sind sehr stolz auf ihre Stadt. Sie freuen sich ueber meine Komplimente. Mein erster Gang fuehrt mich an die Ufer des Hauptflusses, Namen ? An beiden Seiten grosse begruehnte Parkanlagen. Schon in der Mittagszeit als Picknickplatz genutzt, am Abend beliebter Treffpunkt fuer verliebte Paare. Prachtstrassen die stark an Paris erinnern, ueberall Gruen, Buchsbaumalleen soweit das Auge reicht. Dazwischen wunderschoen angelegte Rosengaerten. Rosen im Aussehen etwas anders, die Oberflaeche der Blaetter gleicht feinem Samt. Anschliessend besuche ich einige Moscheen, nicht in alle wird mir der Zutritt gewaehrt, manche sind nur gegen Gebuehr zu betreten. Die Fuelle orientalischer Pracht ergiesst sich ueber diese Gebaeude, sie sind ueber und ueber mit Mosaiken verziert. Vieles ist fuer mich nicht verstaendlich, vor allem die wunderschoen gestalteten Schriftzeichen. Es sind kaum auslaendische Touristen mit mir, einzig eine Gruppe oesterreichischer. Die Meisten sind von der Anstrengung ihrer Rundreise erschoepft, geniessen nur die Kuehle der Raeume und ruhen sich aus. Fuer die Schoenheiten der Gebaeude haben sie kein Auge mehr. Ich verstehe sie, auch ich bin manchmal schon sehr muede und muss mich zwingen meine Besichtigungen nicht abzubrechen. Noch geht es aber.
Am Abend besuche ich den alten Hauptplatz Isfahans. Auf einer Flaeche 500 x 140 m, umgeben von einer zweistoeckigen Arkadenreihe. In den Seitenmitten Moscheen und Palaeste. Es ist alles ausgeleuchtet. Eine Gruppe iranischer Englischstudenten spricht mich an und bittet mich mit ihnen Englisch zu sprechen. Sie brauchen Uebung und ihr Lehrer hat ihnen empfohlen Touristen anzusprechen. Alle sind junge Frauen. Im ersten Moment bin ich etwas verunsichert, dann macht es Spass. Ich sollte sie die naechsten Tage noch oefters treffen und viel ueber den Iran erfahren und ueber manche Dinge einen neuen Eindruck bekommen. Nicht Alles kann geschrieben werden. Meine mir zugeteilte Studentin heisst Golly = Blume auf Farsi.
Die Tage hier in Isfahan vergehen mit viel gehen und besichtigen der Stadt.
Heute habe ich das Christlich-Armenische Viertel besucht. Hinter einer hohen Mauer steht die Kathedrale, vom Grundriss an eine Moschee angelehnt, im Inneren reich geschmueckt mit Fresken. Im Stil angelehnt an Italien des 15. Jhdts, ausgefuehrt von europaeischen Kuenstlern im 18. Jhdt. Viele Moslems besuchen die Kirche und lassen sich von Fuehrern die Bildgeschichten erklaeren.

Ueber mehr Kommentare wuerde ich mich freuen, seid mir gegruesst im Abendland. Noch immer bin ich auf der Suche nach einem kostbaren Geschmeide fuer die Kalifin. Leider hat die chinesische und philippinische Souvenierindustrie auch hier schon Abnehmer gefunden. Die Stoffe kommen oft aus Indien.

Salam

Montag, 13. Oktober 2008

Haessliches Teheran - Prachtvolle Juwelen.

Teheran kann als eine der haesslichsten Stadt der Welt bezeichnet werden. Dreck, Gestank, Laerm, vergebliche Versuche einer Stadtreinigung. Autos haben die Vorherrschaft vor Motorraedern, Menschen sind ein geduldetes Uebel. Jeder Gang ueber die Strasse kann ein letzter sein. Es wird gegen, mit der Einbahn gefahren, Gehsteige sind beliebte und tollerierte Fahrwege fuer Motorraeder, der Fussgaenger muss selbst dafuer sorgen wie er ueberlebt. Chaos, menschenverachtende Einstellungen und eine machtlose Verkehrspolizei. Es wird Alles geduldet, Ampeln sind nur dafuer da, dem tristen Stadtbild etwas Farbe zu geben. Auch im Bazar, nicht zu vergleichen mit dem in anderen Orientstaedten, fahren im Menschengewuehl stinkende Zweiraeder, immer wieder im Konflikt mit hochbeladenen Kleinlastwagen. Das Angebot ist enttaeuschend und nicht so vielfaeltig und schmackhaft praesentiert wie anderswo. Grosse Einkaufszentren sind eine uebermaechtige Konkurenz geworden, die Gebaeude vergammeln, sind zum Teil schon eingestuerzt und geschlossen. Anscheinend fuehlt sich fuer ihre Erhaltung niemand zustaendig.
Nur wegen einiger Museen ist ein Aufenthalt in Teheran erwaegenswert. Das Nationalmuseum, eigentlich das Archaeologische, bietet einen wunderbaren Ueberblick dieses Landes. Das Museum der islamischen Zeitspanne ist leider , wie koennte es anders sein, in restauro und komplett geschlossen.
Ueberwaeltigend und mit Nichts von mir bis jetzt Gesehenen ist die Sammlung Persischer Kronjuwelen verschiedenster Herrscherhaeuser der letzten 1700 Jahre. Ein Funkeln und Glitzern wie in den Kristallwelten mit dem einzigen Unterschied, dies sind echte Brillanten, Diamanten, Rubine, Saphire, goldene Gefaesse, kiloschwer. Es ist ein grosses Gedraenge im Keller der Nationalbank. Einige Jahre vor der letzten Revolution wurde beschlossen, aus Sicherheitsgruenden die Schmuckstuecke hier zu verwahren. Aus diesem Grund konnte der letzte Schah nichts mitnehmen, die Tresore waren versperrt und es blieb dem iranischen Volk erhalten. Es ist verstaendlich, dass der Iran auf diese Schmuckstuecke sehr stolz ist. Auch der beruehmte Pfauentrohn ist zu sehen, ebenso wie die Kronen des letzten Schah und seiner Frau.

Salam

Samstag, 11. Oktober 2008

Von Teheran nach Isfahan

Alle sind sehr ernst, niemand lacht, mein Aufenthalt in Teheran ist daher nur kurz.
Mit dem Zug - ohne Komfort und mit sehr vielen Mitreisenden- gehts von Teheran weiter nach Isfahan.
Ich bin schon gespannt, was mich dort erwartet. Leider ist eine email Verbindung schwierig und dauernd unterbrochen- ich werde mich wieder melden

Wieder unterwegs - Woher? Wohin? Warum? Im Zug von Damaskus nach Teheran

Mit traurigen Augen und grosser Sehnsucht im Herzen verlasse ich Damaskus. Am letzten Tag besuche ich nochmals das Nationalmuseum und bewundere das erste Alphabet der Menschheit, um 1400 vor Ch. Geb. Die frühen Ausgrabungen beeindrucken mich wieder, die Museumswaerter sind aufdringlich wie immer. Gegen Bakschisch sehen sie über das Photographierverbot hinweg. Zu Mittag treffe ich Johanna und wir begeben uns auf eine kleine Einkaufstour in den Bazar. Das Angebot ist sehr gross und Johanna findet endlich die richtigen Tücher. Am Abend dann das versprochene Geburtstagsessen in einem alten Palais aus dem frühen 18. Jhdt. Mit viel Geschmack wurde es in ein Restaurant verwandelt. Es sind vorwiegend einheimische Gäste.Viele Frauengruppen, die sich ungezwungen geben, Wasserpfeife rauchen und sichtlich den Abend - so wie wir - geniessen. Wir essen uns durch das Angebot der Vorspeisen. Köstlichkeiten des Orients. Am Nebentisch feiert eine Gruppe junger Frauen Geburtstag und kurze Zeit später bekommen auch wir ein Stueck der sehr süssen Geburtstagstorte.
In der Herberge ist eine nette Gruppe junger Studenten und Studentinnen sowie andere Rucksackreisende und das Gespräch dauert lange. Es ist schade, auf meiner Reise habe ich viele nette Menschen kennengelernt, vor allem hier in Damaskus und jetzt muss ich mich von ihnen wieder verabschieden. Ein Wiedersehen ist ungewiss.


Kurz vor 6 Uhr morgens breche ich auf. Es ist noch dunkel und ausser einigen aufgescheuchten Katzen ist niemand in den unbeleuchteten kleinen Gassen unterwegs. Schnell finde ich ein Taxi und unter Bezahlung meiner vorletzten Touristensteuer bin ich bald am Hauptbahnhof Damaskus. Ich sollte um 7.00Uhr hier sein, warum? Wegen der umständlichen Prozedur der Gepäckaufgabe. In die Abteile soll nur kleines Gepaeck mitgenommen werden. Eine Gruppe Iraner feilscht um jedes Gepäckstück, es wird gewogen, dann doch beschlossenes mitzunehmen, dann doch aufgegeben, um schliesslich zu bemerken, das wichtigste Reiseutensil ist doch im Koffer. Das Ganze beginnt von vorne. Die Abfahrt ist pünktlich um 8.30Uhr. Es beginnt eine wunderbare Fahrt durch ein sehr fruchtbares Land. Trotz der Vegetationspause ist zu erkennen mit welchem Fleiss aus scheinbar unfruchtbarem Land versucht wird, einen Garten Eden zu schaffen. Dank weithergeholtem Wasser, der Fluss Orontes wird in einem grossem Stausee gespeichert , ist für die Wasserversorgung gesorgt. In mühevoller Arbeit werden steinige Felder in fruchtbaren Ackerboden verwandelt. Kilometer lange Steinmauern erinnern an Gegenden in Dalmatien. Stundenlang fährt der Zug durch Oliven und Feigenplantagen. Dazwischen immer wieder grosse, bestellte Wiesen. Ackerfurchen sind in scheinbarer Wüste zu sehen. Schafe und Ziegen haben die Farbe der Landschaft angenommen, die Zelte der Halbnomaden sind weit verstreut in der Landschaft, weit weg von jeder Ansiedlung. Vor vielen Zelten stehen alte LKW, das moderne Fortbewegungsmittel der Nomaden. Stunde für Stunde vergeht, die Grenze kommt kaum näher. Es stört mich nicht, Zeit ist keine Einheit für mich, ich geniesse die Fahrt. Es wird dunkel, die Grenzstation. Meine Papiere sind in Ordnung, einem aufmerksamen Zöllner fällt ein, dass ich ja ein Ausreiseformular benötige. Im Amt gibt es keines, der örtliche Tante Emma Laden soll welche haben.Wo ist er? Im Ort, 200m nach links, dann nach rechts, dort wo ein starkes Licht brennt. Ich mache mich auf die Suche, finde den Laden, zahle meine letzte Touristensteuer, der Ladenbesitzer musste das Formular schliesslich in Aleppo vorfinanzieren, gebe es ab und kann beruhigt wieder in meinem Abteil Platz nehmen.
Die Zollabfertigung ist vorbei, wir warten auf die Abfahrt. Da fällt es dem syrischen Geheimdienst noch ein, mich nach meiner Kamera zu fragen und sich die Aufnahmen anzusehen. Nach dem 73. Photo von Moscheen, Wueste, un- und verschleierten Frauen gibt er auf. Uninteressant und was hat er denn erwartet? Der Zug rollt. Tuerkische Kontrolle, wichtige Fragen wie: Woher? Wohin? im Zug von Damaskus nach Teheran. Bewaffnete Soldaten steigen ein. Sie sollten alle paar Stunden abgeloest werden. Erinnerung an die Ischlerbahn werden wach, Blumenpfluecken waehrend der Fahrt verboten. Der erste Halt in der Tuerkei - Ganziantep - bis Aleppo braucht man von hier mit dem Auto ca. 50 Minuten, wir waren 6 Stunden unterwegs. Die erwartete Schifffahrt ueber den Vansee bei Tag findet daher leider nicht statt. Der See ist ruhig und so koennen 2 Stunden Verspaetung durch eine schnelle Überfahrt gutgemacht werden. Die Faehre spottet jeder europaeischen Sicherheitsnorm, während der Überfahrt ist das Fahrzeugdeck geöffnet, Verschlussklappe gibt es nämlich keine. Um 2 Uhr morgens statt um 13 Uhr nachmittags verlasst der iranische Zug Van. Ab hier gibt es 4-Bettabteile, streng nach Geschlechtern und Familien getrennt, es ist sehr heiss und ich komme kaum zum Schlafen. Im tuerkischen Teil der Strecke wurde alle paar Stunden von den Zugbegleitern eine Erfrischung und Jause gebracht. Fladenbrot, Eckerlkäse (juhu, mein Lieblingskäse!) und picksüsse Marmelade, sowie zwei Teebeutel. Leider habe ich keine Thermoskanne, eine iranische Familie versorgt mich aber mit. Auch mit frischem Obst und Süssigkeiten. Auch die Frau spricht mit mir. Sie kann besser Englisch und Französisch als ihr Mann. Jetzt im iranischen Zug ist sie verschleiert und gibt mir nur in unbeobachteten Augenblicken zu verstehen, dass sie mich kennt. Am Bahnhof in Teheran bin ich für Sie ein Unbekannter. Die Zugfahrt durch den Iran verlaeuft schneller. Auch hier werden wir gelabt. In Täbris verlasse ich den Zug, um Geld zu wechseln, vergesse zu fragen wie lange wir Aufenthalt haben und bin leicht nervös, ohne Gepäck womöglich zurückgelassen zu werden. Aber Allah sei Dank: es ist Gebetszeit und der Aufenthalt dauert dadurch sehr lange. Es wird wieder Nacht, Teheran kommt näher, die Stunden vergehen, zu Gebetszeiten wird in irgendwelchen kleinen Stationen, in denen es eine Moschee gibt -und die gibt es in jeder- angehalten, um 2Uhr Früh erreichen wir die Hauptstadt.
Zuerst glaube ich auf einem kleinem Provinzbahnhof zu sein. Menschenleer. Dann bemerke ich, dass wir auf einem Nebengeleise angekommen sind. Wahrscheinlich hat die iranische Staatsbahn mit unserem Kommen nicht mehr gerechnet und im Hauptbahnhof waren alle Gleise besetzt. Mit einem Taxi komme ich müde und leicht gerädert im Hotel an.
Ein weiterer Bericht über Teheran folgt sobald ich eine vernünftige Verbindung bekomme.

Salam

Samstag, 4. Oktober 2008

Letzte Tage in Damaskus

Nach einem ausgiebigem Fruehstueck verlasse ich spaet meine Herberge um die Rukkaya Moschee zu besuchen. Die Namensgeberin, die vierjaehrige Enkelin Mohammeds, starb aus Grahm ueber den gewaltsamen Tod ihres Vaters. Ihr zu Ehren wurde dieses wunderbare Bauwerk geschaffen. Mit den kostbarst vorstellbaren Materialien ausgestattet, ist es die schoenste Mosche die ich bis jetzt gesehen habe. Um 680 gestorben wurde 1200 Jahre spaeter das Grab geoeffnet und Saydas Leichnam war unversehrt. Eines der Wunder die auch im Islam vorkommen. Von weit her kommen die Pilger um diese Gedenkstaette zu besuchen. Maenner und Frauen habe getrennte Andachtsraeume. Frauen werfen auf den mit Gold, Silber und Emailarbeit geschmueckten Schrein Geschenke von Kinderspielzeug bis Blumen. Bei den Maennern sind es Geldgeschenke die sie durch ein Gitter werfen. Jeder will den Schrein beruehren, mit Haenden und Stirn oder dem Mund. Die Verehrung ist ruehrend. Die Kuppel und Waende der Mosche sind mit tausenden von Spiegel verkleidet. Es ist eine wunderbare Stimmung. Die Beleuchtung aendert von Zeit zu Zeit die Farbe. Trotzdem ist es nicht kitschig. Es leuchtet und glitzert. Tausende Menschen sind in den Gebetsraeumen. Sie beten, schlafen und ruhen sich aus. Die Stimmung ist sehr entspannt. Ich reisse mich sehr schwer los. Es ist einfach wunderbar.
Anschliessend besuche ich den Al Akim Palast, einst ein prunkvoll ausgestattetes Wohnhaus einer adeligen Familie, heute Volkskundemuseum. Auch hier Menschenmassen. Es ist noch Ferienzeit und viele Familien benuetzen die letzten Tage fuer eine Besichtigung. Dann geht es wieder durch einige der Bazare Richtung Herberge und ins Internet.
Seit heute frueh ist die Wasserversorgung Damaskus zusammengebrochen. Gluecklicherweise haben die meisten Haeuser am Dach einen Falltank. Auch die Elektrizitaetsversorgung ist nur mit grosser Muehe aufrecht zu erhalten, immer wieder kommt es zu Stromausfaellen. Die Damaszener nehmen es gelassen. Inshallah, sie sind es gewohnt. Die Menschenansammlungen hier in Damaskus sind manchmal nervig. Vor allem das ruecksichtslose Vorwaertsgehen. Wahrscheinlich ist das aber die einzige Moeglichkeit weiter zu kommen. Mit europaeischer Hoeflichkeit ist man verloren. Die Menschen sind trotz aller Hektik sehr freundlich und laecheln einem immer wieder zu. Jetzt nach den Feiertagen und am Ende der Ferienzeit sind sehr viele Familien mit ihren Kindern unterwegs. Auffallend ist die liebevolle Behandlung der Kleinkinder durch ihre Vaeter, die sehr stolz auf sie sind und sich freuen wenn man ihnen sagt: Habibi. Das kann von Liebling bis sehr lieb und huebsch alles heissen. Meine Enkel gehen mir dann ab.
Mein Damaskus Hostel ist ein sehr lustiges Haus. Der sehr geschaeftstuechtige Besitzer kuemmert sich ruehrend um seine Gaeste. Der Vorteil des Hauses ist, dass sehr viele Rucksacktouristen hier wohnen, andererseits aber auch Studenten, die schon laenger wegen eines Sprachkurses in Damaskus sind. Abends werden immer wieder interessante Informationen ausgetauscht.



Am Montag geht die Fahrt Richtung Teheran weiter. Ich bin schon sehr neugierig auf die Bahnfahrt und zukuenftige Erlebnisse. Bis jetzt ist alles sehr ruhig verlaufen, die selbstgesehene Wirklichkeit ist anders als das oft Verbreitete.







Okzident sei mir gegruesst, vor allen Anderen natuerlich die Kalifin.


Masalam

Freitag, 3. Oktober 2008

Michael Salzburg hat die Fahrkarte nach Teheran

Freitag in Damaskus unterscheidet sich nicht von irgendeinem anderen freien Tag in einem christlichen oder islamischem Land. Die Rollbalken sind heruntergelassen, die Geschaefte geschlossen, mit der Familie werden Ausfluege unternommen, der Verkehr verlagert sich in die Aussenbezirke.In der Frueh mache ich mich mit Bus und Minibus auf zum Abfahrtsbahnhof nach Teheran. Heute soll ich meine Fahrkarte bekommen. Der erste Minibus ist der richtige, fast vergesse ich dem Fahrer zu sagen, dass ich aussteigen will. Grabesstille. Der Bahnhof einer 7 Millionenstadt schlaeft um 8 Uhr. Auch der Fahrkartenverkaeufer in seinem Schalter. Nach zaghaften, dann staerkeren Weckversuchen ( ist das eine Beamtenbeleidigung oder haben die keine Beamten ?) erklaert er mir, dass es die Karten erst in einer halben Stunde gibt und schlaeft weiter. Auch nach einer halben Stunde keine Fahrkarte. Die Loesung des Staatsgeheimnisses: Die Leiterin (!) der Station hat sie im Tresor eingeschlossen und sichtlich verschlafen. Eidfest. Dann geht es sehr schnell. Nach Kontrolle meines Passes und Eintragung des Vornamens als Familiennamens und des Geburtsortes als Vornamen hat nun Michael Salzburg eine Fahrkarte nach Teheran. Freund Hannes ist heute zurueck nach Salzburg geflogen, ein Taxi zum Flughafen bekommen wir problemlos, die Fahrt verlaeuft schnell. Ich fahre mit dem Flughafenbus zurueck, mache mich zu Fuss auf den Weg und besichtige den alten Hedjabahnhof. Von den Deutschen zu Beginn des 19. Jhdts. gebaut, wird er heute zweckentfremdet. Es gibt zwar noch einen Fahrkartenschalter fuer Inlandsfahrten, Gleise gibt es aber keine mehr, sie wurden schon vor Jahren herausgerissen und es gibt nur eine riesige Baugrube. In der Halle ist eine Buchhandlung und in den anderen Raeumlichkeiten ist angeblich ein Einkauszentrum. Aber Freitagsruhe....siehe oben. Die Fahrgaeste muessen zu dem ca. 10 km entfernten Bahnhof Al Kahdam, um ihren Zug zu erreichen. Deutschland wollte um 1900 mehr Einfluss im Orient und baute in jahrelanger Arbeit die Bahnstrecke von Istanbul ueber das Taurusgebirge nach Mekka. Die Bahn wird nie fertiggestellt und wie wir aus dem Film Lawrence von Arabien wissen, von den Englaendern wieder zerstoert.
Nur Teilstrecken suedlich von Damaskus sind noch erhalten.

Der sonstige Tag verlaeuft ereignislos, der lange Rueckweg zu Fuss strengt mich an.
Ich schlafe einige Stunden. Mein Internetk. hat geschlossen, ich finde ein anderes, kann meinen Blog zwar lesen aber nichts schreiben. Er geht daher via E-mail an meine Kalifin die ihn sicher einstellen wird.
Masalam

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Crak des Chevaliers - Fortsetzung

Endlich gelingt es mir in den Blog zu kommen. Ein junger Syrer waehlt fuer mich eine Adresse und ueber diese kommt die Verbindung zustande. Leider wurde ich nach einigen Minuten von offizieller Seite aufgefordert meine Seite zu beenden und zu schliessen. Vielleicht gehts heute besser. Die Stadt ist in Feststimmung, viele Geschaefte sind geschlossen, die Hungerzeit ist vorbei und Alle feiern.
Die Besichtigung der Burganlage ist ein grosses Erlebnis. Nicht nur durch die geschichtliche Bedeutung sondern auch durch den wunderbaren Zustand der Gebaeude.
Die Kreuzritter bauten im 11. Jhdt eine schon bestehende kleine Festung zu einem gewaltigen Bollwerk aus. Talbeherrschend mit einem grandiosen Rundblick in die 300 Meter tiefer liegende Ebene. Die Groesse liegt weniger in der raeumlichen Ausdehnung als in der Kompaktheit der Anlage. Auf den ersten Blick ist es unvorstellbar, dass bis zu 4000 Menschen diese Anlage bewohnen und verteidigen konnten. Das Geheimnis ist der Bau in die Hoehe. Ueber viele Stockwerke erstreckt sich die Anlage, jedes durch Tore und verwinkelte Gaenge gesichert, uneinnehmbar. Riesige Stallungen, Zisternen, der Burgwall, die Aufenthaltsraeume, alles ist erhalten. Wir haben den Eindruck als kaeme ploetzlich ein Johanniter ums Eck und hoerten wir noch heute das Klirren der Schwerter. Die Uebergabe, nach mehr als 200 Jahren, an die Araber durch die Johanniter erfolgte kampflos. Zu gross waere das Blutvergiessen und zu aufwaendig die Belagerung gewesen. Das Kriegsglueck hatte sich schon zugunsten der Araber gewendet. Diese bauten die Burg weiter aus, die letzten Jahrhunderte diente sie als Dorf fuer Bewohner der Umgebung. Erst in den 30er Jahren des 20.Jhdt. wurde das Dorf umgesiedelt, die doerflichen Einrichtungen wurden wieder entfernt und die Burganlage in ihren urspruenglichen Zustand zurueckgebaut. Jeder Winkel ist zu besichtigen. Es ist nicht ganz ungefaehrlich durch ploetzliche Oeffnungen im Boden, steile Stufen die auf einem ungesichertem Turm enden, dunkle Gaenge die scheinbar ins Nichts fuehren und ploetzlich steht man in einem langen Rittersaal oder in der spaeter zu einer Mosche umgebauten Kapelle. Der Umbau beschraenkt sich auf den Einbau einer Gebetskanzel.
Die Besichtigung dauert lange und spaet am Nachmittag bringt uns unser Expressbus wieder nach Damaskus zurueck.
Mit Johanna gehen wir noch auf ein Bier. Johanna bedauert, dass ihr Bruder Sebastian nicht hier sein kann. Ich setze mich noch kurz ans Internet.
In der Frueh setzen wir uns in einen Bus und fahren Richtung Nationalmuseum. In dessen Naehe soll es einen speziellen Handwerkssuq geben. Wir finden den Suq, ein wunderschoenes altes Gebaeude aus dem 15. Jhdt., doch niemand ist da, die meisten Geschaefte sind geschlossen, das Eidfest macht sich auch hier bemerkbar. Wir fahren wieder ins Stadtzentrum und machen einen letzten Besuch im Bazar, Hannes fliegt morgen nach Salzburg zurueck. Auch hier sind an fast allen Geschaeften die Rollbalken heruntergelassen. Dafuer haben sich davor die Strassenhaendler ausgebreitet und bieten alle moeglichen, garantiert echten Markenartikel an. Es herrscht ein unbeschreibliches Gedraenge und angesichts der Ermahnung meiner Kalifin " Menschenansammlungen vermeiden " setzen wir uns in ein Kaffee im ersten Stock eines Hotels, gegenueber des Haupteingangs zum grossen Bazar und beobachten das Menschengewimmele.
Eine Sohle meiner Wanderschuhe hat sich geloest. An einer anderen Stelle als in Aleppo. Ein
hilfreicher Strassenschuster klebt sie. Ein kurzer Disput ueber den Preis, ich soll wahrscheinlich die bevorstehende Hochzeit seiner Tochter finanzieren, er verlangt den Gegenwert einer Fahrt zum Crac des Chevaliers, ich gehe und er ist mit dem von mir gebotenen Betrag einverstanden.
Hannes und ich machen noch einen kurzen Abendspaziergang, morgen ist Freitag, der 3.Tag des Eidfestes und ausserdem der Ruhetag der Moslems. Menschenmassen wie immer, ein kurzer Imbiss und Hannes geht schlafen. Ich denke an Euch, Ihr mir teuren Zuhausegebliebenen. Ich wuensche Euch alles Gute.

Masalam

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Crak des Chevaliers

Zeitig am Vormittag verlassen wir unsere Behausung. Nicht auf alltaeglichem Weg. Nein, O Kalifin, sondern auf den Spuren des Apostel Paulus. Nicht dass wir uns in einem Korb die Stadtmauer hinunterlassen, nein, gesichert durch ein Seil steige ich die ca. 10 Meter hohe Stadtmauer Damaskus ueber eine Strickleiter hinunter.
Begeisterte Zuschauer halten dieses bemerkenswerte Ereignis im Bild fest. Es war ungefaehrlich und wird ein unvergessliches Erlebnis bleiben. An der Strasse wartet unser Minibus. Im Gegensatz zu vergangenen Fahrten sind wir nur 8 und nicht 16 Fahrgaeste. In rascher Fahrt, die Hoechstgeschwindigkeit ist 65kmh, unser Auto und der Fahrer sind schon etwas aelter, verlassen wir die Stadt. Es ist der erste Feiertag des grossen Eidfestes nach dem Ramadam, die Stadt schlaeft sich noch aus, nur wenige Autos sind unterwegs. Nach einer Stunde Fahrtzeit und dem zwischenzeitlichen Besuch eines Klosters des 19. Jhdt kommen wir in Maatula an, einer Stadt in der noch die Sprache Christi Aramaeisch gesprochen wird. Nach einem kurzen Besuch des Klosters und Ortes, ueberlebensgrosse Figuren Christi, wie in Rio de Janeiro, stehen auf Huegeln, verschiedene Orden buhlen dort um die Gunst der Besucher, fahren wir Richtung Crac des Chevaliers. Nach einer doch etwas langen Fahrt ist das Ziel erreicht. Diese grandiose Kreuzritterburg aus dem 11. Jhdt.

Ich werde soeben aufgefordert auf Wunsch des Gouvernement aufzuhoeren.

Masalam

Damaskus - Orient pur- oder seit wann gibt es Minarette?

Wir gehen weiter. Trotz der vorgerueckten Stunde, es ist fast Mitternacht, lebt die Stadt. Die Geschaefte sind geoeffnet, wir essen ein Eis - ich nicht, gehen- schauen, staunen und schauen wieder. Nach einem langen Marsch kommen wir gut zu Hause an, draussen wird weiter gefeiert, Ramadan ist bald zu Ende. Noch einen Tag fasten und nichts trinken. Wir im christlichen Viertel haben den Vorteil, dass hier diese Fastenzeit nicht eingehalten wird, auch tagsueber die Vorsorgung fuer den Leib sichergestellt ist. Wir muessen nicht hungern und duersten. Heute war Ruhetag. Nach einem langen Schlaf gehen wir in die Omayadenmoschee, finden uns im Gewirr der Gassen zurecht. Die Moschee ist ein wunderbarer Bau aus dem 8.Jhdt, in die Anlage der alten byzantinistischen Basilika und eines Klosters gebaut, aber im Stil eigenstaendig, d.h. es wurde die Kirche nicht umgestalltet. Ein prachtvoller Innenhof mit Mosaiken aus dem 8.Jhdt. Hier auch die Antwort auf die oft gestellte Frage: seit wann gibt es Minarette? Seitdem hier in Damaskus die Tuerme der Einfriedungsmauer des Vorgaengerbaues der Omayadenmoschee als solche verwendet werden. Wir sind erschoepft, es gibt keine Moeglichkeiten der Erfrischung und Staerkung, Ramadam, wir gehen ins Hotel zurueck. Morgen Mittwoch fahren wir mit einem Minibus zum Krak de Chevalier, ewiger Bubentraum/Maennertraum, die Erinnerung an Kreuzrittergeschichten kommt, Johanna und eine Australisch-Indische Familie aus dem Hotel begleiten uns.
Die Verbindungen via Internet sind sehr schwierig, bei einigen Adressen bekomme ich immer eine Meldung: error. Ueber Hotmail kann ich meinen blog manchmal an meine Kalifin senden die ihn dann weitergibt. Sicherheitsmassnahmen wie: Menschenansammlungen meiden sind sehr schwer einzuhalten, es gibt nichts anderes. Die Lage ist ruhig, alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, wir finden uns gut zurecht.


Masalam

Palmyra - 2. Teil und die Ankunft in Damaskus - die Stunde des Märchenerzählers ist gekommen

Nach dem naechtlichen Besuch der Ausgrabungsstaetten - O Kalifin , es war gefahrlos- die Bauten sind in der Nacht wunderschoen beleuchtet und der abendliche Sandsturm hat sich auch gelegt - die Gefahr als Grabraeuber verhaftet zu werden bestand auch nicht- verlasse ich nach einer kurzen Nacht zeitig das Hotel. 10 Minuten vom Hotel entfernt, erstreckt sich diese gewaltige Anlage. Allen Angeboten die Strecke mit dem Kamel zurueckzulegen widerstehe ich.
PALMYRA war eine reiche Stadt und das sieht man an Ueberresten der gewaltigen Prunkbauten. Als wichtige Handelsstadt konnte sie ihre strategische Lage immer gut nutzen, war lange Zeit unabhaengig von Rom und konnte sich diese Unabhaengigkeit lange erhalten als " Gleichgewicht der Kraefte" zwischen dem roemischen Reich und den Maechten des Ostens. In den ersten drei Jhdt. n. Chr. bekam sie eine eigenes Statut, sagte sich los von Rom, wurde dann aber wieder eingegliedert ins roem. Reich. Alles nachzulesen in gescheiten Buechern! Das Phantastische sind die gut erhaltenen Bauten, die ueber einen Kilometer lange Saeulenstrasse mit Agora und einem Schmuckstueck an Amphietheater. Trotz der Hitze lasse ich mich nicht abhalten die Saeulenstrasse und die umliegenden Ausgrabungsstaetten zu besuchen, herumzusteigen, zu schwitzen und mich einfach zu erfreuen. Geschaeftstuechtige Beduinen kommen immer wieder mit ihren Motorraedern, um gekuehlte Getraenke anzubieten. Es holt mich auch kurz eine "Rache des Kalifen" ???? ein, ich kann mich eigentlich an mir nicht selbst raechen, inmitten dieser freien Flaeche ist das nicht lustig, und ich erreiche muehsam den Baaltempel. Baal hat Erbarmen mit mir und verschafft mir Erleichterung. Beim Baaltempel handelt es sich um eine 200mx200m grosse Tempelanlage aus dem Jahre 32., deren Umfassungsmauer fast vollstaendig erhalten ist. Im Zentrum steht das Heiligtum. Der Stil unterscheidet sich stark von den griechischen und römischen Tempel. Bis auf die Stoerung durch zahlreiche japanische Touristengruppen, kann ich lange Zeit dort verbringen. Beim anschliessenden Besuch des palmyrenischen Museum sehe ich viele Gegenstaende, die das Gesehene abrunden. Meine Zeit in Palmyra geht dem Ende zu. Selten habe ich bis jetzt eine Stadt erlebt, in der die fremden Besucher so uebers Ohr gehaut werden wie hier. Nicht nur werden von den Haendlern Phantasiepreise verlangt, sondern sie geben auch zu, dass sich doch jeder Versuch lohnt und in Indonesien sei es auch nicht anders. Am naechsten Morgen fahre ich mit dem oeffentlichen Bus ins 300 km entfernte Damaskus. Damaskus. Viel habe ich von dieser Stadt schon gehoert, jetzt bin ich hier. Nach einer ereignislosen, dreistuendigen Busfahrt komme ich gegen Mittag in Damaskus an. Am Busbahnhof ist ein Taxi schnell gefunden und in einer fuer Mitteleuropa unvorstellbaren chaotischen, schnellen, lauten, ruecksichtsvollen, gottvertrauenden, einfach eindrucksvollen Fahrt bin ich bald im christlichen Viertel Damaskus. Im Gassengewirr finde ich bald meine Unterkunft. Direkt an der Stadtmauer, nur 50m entfernt von der Stelle, an der der Apostel Paulus die Stadt fluchtartig verlassen musste, werde ich die naechsten Tage verbringen. Zur grossen Ueberraschung wohnt die Tochter Barbaras und Stefans, Studentin der Orientalistik und eine meiner "KrankenSchwestern" aus Tunis und anlaesslich eines Sprachkurses in Damaskus, nur wenige Schritte von mir entfernt.
Gemeinsam mit einer Studienkollegin bewohnt sie ein kleines Appartement bei einer christlichen Familie. Bald treffen wir uns und Johanna zeigt mir die ersten Besonderheiten der Stadt. Geschickt fuehrt sie mich durch das Gewirr der Gassen und erklaert mir den Weg zu den Sehenswuerdigkeiten. Am Abend fahren wir mit dem Bus gemeinsam zum Flughafen, um Hannes Beyer aus Salzburg abzuholen. Wir bereiten ihm einen wuerdigen Empfang. Am naechsten Tag folgt der Besuch des Nationalmuseums. Erschoepft und muede treffen wir bei einem Saftladen ( frische Saefte sind gemeint ) zufaellig Johanna und beschliessen den Abend gemeinsam im Bazar zu verbringen. Es ist der Abend eines beruehmten Maerchenerzaehlers und die beiden Maedchen ( Johanna und ihre Mitbewohnerin Karin) und natuerlich auch wir wollen uns seine Geschichten nicht entgehen lassen. Die Stadt ist voller Menschen, nach dem Fastenbrechen sind sie gut gelaunt unterwegs, die Bazarstaende sind alle hell beleuchtet, es wird viel gehandelt und verkauft. Ein farbenfroher Anblick. Alle Produkte, die man sich unter Orient vorstellt, werden angeboten.
Das Cafe und die Märchen des Orients. An der Laengswand des Innenraumes, erhoeht auf einem Podest, sitzt der Maerchenerzaehler und das volle Lokal hoert ihm gespannt zu. Auch fuer mich ist es schoen, trotz der sprachlichen Schwierigkeiten. Ich verstehe natuerlich kein Wort, das macht aber nichts. Allein der Tonfall und die Gestik des Erzaehlers sind diese Reise wert. Auf Wunsch der Zuhoerer wiederholt er gewisse Teile seiner Erzaehlung immer wieder. Es muss ein sehr lustiger Text sein.