Montag, 20. Oktober 2008

Shiraz - Fahrt nach Yazd - Yazd

Shiraz ist die Stadt der Dichter. Neben Hafiz wurde auch fuer Saadi eine Gedenkstaette errichtet. Bis jetzt kenne ich nur Hafiz. Auch wenn ich mich wiederhole, der Besuch seiner Gedaenkstaette war ein Erlebniss. Wie in Mozartsgeburtshaus Musikliebhaber, stroemen Iraner aus dem ganzen Land hierher. Fuer Jungvermaehlte soll ein Besuch Glueck und viele Kinder bringen. Die Hochzeitsreise nach Shiraz ist ein Muss fuer den, der sichs leisten kann.
Die Shirazer selbst sind sehr hilfsbereit. Die Stadt ist nicht so schoen und sauber wie Isfahan, die Bemuehungen dafuer sind aber sehr gross. Auch hier gibt es, wie in vielen iranischen Stadten, direkt neben den Strassen kleine Gerinne in denen staendig Wasser fliesst. Von weit her wird es geleitet und dient der Stadtreinigung. Ruecksichtslos wird Alles darin entsorgt. Eine grosse Liebe der Shiraser sind Rosen. An jedem denkbar moeglichen Flecken der Stadt sind welche gepflanzt. Sie unterscheiden sich durch eine wie Samt aussehende Blattoberflaeche und etwas anderen Blueten von den bei uns ueblichen. Die Farbenvielfalt ist nicht so gross, meistens ist es ein helles Rot und vereinzelt auch Weiss mit zartem rotem Rand. Gern wuerde ich meiner Kalifin einen Rosenstock mitbringen.
Die Betreuung durch meine Studenten ist ruehrend, sie wollen mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Mit Muehe hab ich mir einen freien halben Tag erbeten. Ich schlendere durch den Bazar, die kleinen Gassen der Altstadt, die Haeuser sind abweisend und verschlossen, das Leben ist nach Innen ausgerichtet. Ich komme zu grossen Khanen, es gibt sie also doch noch. Maechtige Gebaeude mit einem grossen Innenhof, Einfahrtstoren fuer die Karawanen der Seidenstrasse bzw. der Handelswege zum Persischen Golf. Auch heute werden sie als Lagerhallen verwendet, vieles lagert im Freien, seit langer Zeit hat es nicht geregnet. Einige haessliche Bauluecken erinnern daran, dass auch hier die Moderne Einzug gehalten hat, alte Gebaeude mussten Parkplaetzen weichen fuer die Lasttiere unserer Zeit, LKW.
Die Zeit meines Abschieds naht, ich bin froh das Zandhotel verlassen zu koennen. Das Bett war in Ordnung, es gab kein Ungeziefer, sonst nicht zu empfehlen. Am Busbahnhof Chaos. Kein Bus in Sicht, trotz Ticket mit Angabe der Abfahrtstelle und genauer Abfahrtszeit. Meisam, mein shiraser Begleiter, wird auf Fragen nach dem Bus immer wieder beruhigt. Kein Bus in Sicht. Auch andere Mitreisende sind verunsichert. Vor den Bussen stehen Ausrufer, die die Fahrtziele der Busse hinausschreien und gleichzeitig versuchen Fahrgaeste zu gewinnen. Ich bilde mir ein meinen Namen immer wieder zu hoeren. Der Bus wurde abgesagt und man sucht mich. Nach Ausstellung einer neuen Fahrkarte sitze ich endlich im Bus nach Yazd. Mit einiger Verspaetung, aber die Nacht ist lang und auf einige Stunden Verspaetung kommt es im Orient nicht an, die Abfahrt. Ruehrend verabschiedet sich Meisam, viel Neues habe ich von ihm und seinen Freunden ueber den Iran erfahren. Ob wir uns wiedersehen?
Die Fahrt verlaeuft ruhig. Alle Stunden muss der Busfahrer an einer Polizeikontrolle anhalten, seine Tachoscheibe wird ueberprueft, die Geschwindigkeitskontrollen sind streng. Ploetzlich, es ist kurz nach Mitternacht, muessen alle Fahrgaeste aussteigen. Barsch werden wir von jungen, bewaffneten Polizisten (?) zusammengetrieben, die Iraner lassen es sich gefallen, ich bleibe ruhig, Rauschgiftfahndung. Der Hund findet nichts, die Fahrt geht weiter. Um 4 Uhr frueh sind wir am Busbahnhof in Yazd, Hotel habe ich noch keines, ich warte den Morgen ab, telephoniere und lass mich mit einem Taxi zu einem der traditionellen Hotels in der Altstadt bringen. Luxus pur. Yazd ist eine alte Handelstadt an der Seidenstrasse. Die Haeuser wurden aus luftgetrockneten Ziegeln gebaut und mit einer Mischung aus Lehm und Dung verputzt. An vielen Haeusern nagt der Zahn der Zeit. Sie sind vom Einsturtz bedroht, sind aufgegeben oder wie bei meinem Hotel Kohan Kashaneh mit viel Geschmack wieder revitalisiert. Es ist ein altes Handelshaus, um den grossen Innenhof sind die komfortablen Zimmer angelegt, ein grosses Wasserbecken mit kleinen Springbrunnen und Bouginvilleenbueschen sorgen fuer Kuehlung. Vor dem Becken sind grosse, hoelzerne, mit Teppich ausgelegte Liegen zum Entspannen. Ein kleiner orientalischer Traum. Ich erhole mich nur kurz, gehe durch die Altstadt und besuche einige Moscheen. Yazd ist die Stadt der Anhaenger der Religion Zarathustras, sie sind Verehrer des Feuers. Immer wieder sehe ich grosse Holzgestelle, die noch heute zu Feierlichkeiten durch die Stadt getragen werden. An vielen Haeusern sind Windtuerme zu sehen. Durch die verschiedenen Lueftungsschlitze wird ein Luftstrom erzeugt und so Kuehlung vermittelt. Yazd ist eine Wuestenstadt. Im Sommer ist es unertraeglich heiss, jetzt im Oktober hat es noch immer 37 Grad. Durch die Wueste ist es dennoch eine ertraegliche, sehr trockene Hitze. Mein Fluessigkeitsbedarf ist hoch. Wegen des grossen Besucherandrangs und der wenigen Zimmer muss ich in ein anderes Hotel, Silk Road Hotel, uebersiedeln. Es ist genauso angelegt, nicht so komfortabel, das Zimmer und das Badezimmer sauber, etwas urtuemlicher und ich bin zufrieden. Ich lerne im Hotel ein reizendes Paar kennen, Archaeologiestudenten aus Bamberg. Ihr Spezialgebiet ist Islamische Archaeologie und Kunstgeschichte. Sie begleiten mich durch die Stadt, gemeinsam besuchen wir einige Sehenswuerdigkeiten. Ihre Erklaerungen Islamischer Kunst bringt mir manches naeher. Ich freue mich ihre Bekanntschaft zu machen. Nach einer einmonatigen Ausgrabungscampagne verbringen sie noch einige Tage fuer Besichtigungen im Iran.
Heute ist fuer mich ein Tag der Erholung, morgen geht es mit dem Bus nach Teheran, alle Zuege dorthin sind ausgebucht. Yazd ist einer, der an Hoehepunkten so reichen Reise durch den Orient.

Ich melde mich wieder aus Teheran.

Seid mir gegruest von der Seidenstrasse, bald werden wir uns wiedersehen. Ich freu mich schon auf das Wiedersehen mit meiner Kalifin in Istanbul.


Salam

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Möglicherweise führt deine nächste Reise wirklich nach Bulgarien, in das Rosental - nicht einmal 30 km von meinem Zuhause entfernt
http://orf.at/081015-30603/index.html

Arabien ist es nicht, aber Orient, Antike, Archäologie und (Kunst-)Geschichte auf jeden Fall! Mal sehen ;) Montenegro und Istanbul bringen dich immer näher ans Ziel …

P.S. "Seuthes" oder "Sevtos" gilt neuerlich als mein Namensgeber und nicht wie geglaubt die Perser

Olivia hat gesagt…

Vielen dank für den sehr authentischen Bericht, direkt aus dem Leben geschnitten.
Ich kann mir vorstellen, dass die ewige Wartezeit auf einen Bus mit mehreren (!!!) Stunden Verspätung sehr nervenaufreibend gewesen sein muss... Wenn man da eine Weile lebt, gewöhnt man sich daran. Aber du kennst ja die Europär, überall Hektik, Eile. ;)
Viele liebe Grüße