Donnerstag, 2. Oktober 2008

Crak des Chevaliers - Fortsetzung

Endlich gelingt es mir in den Blog zu kommen. Ein junger Syrer waehlt fuer mich eine Adresse und ueber diese kommt die Verbindung zustande. Leider wurde ich nach einigen Minuten von offizieller Seite aufgefordert meine Seite zu beenden und zu schliessen. Vielleicht gehts heute besser. Die Stadt ist in Feststimmung, viele Geschaefte sind geschlossen, die Hungerzeit ist vorbei und Alle feiern.
Die Besichtigung der Burganlage ist ein grosses Erlebnis. Nicht nur durch die geschichtliche Bedeutung sondern auch durch den wunderbaren Zustand der Gebaeude.
Die Kreuzritter bauten im 11. Jhdt eine schon bestehende kleine Festung zu einem gewaltigen Bollwerk aus. Talbeherrschend mit einem grandiosen Rundblick in die 300 Meter tiefer liegende Ebene. Die Groesse liegt weniger in der raeumlichen Ausdehnung als in der Kompaktheit der Anlage. Auf den ersten Blick ist es unvorstellbar, dass bis zu 4000 Menschen diese Anlage bewohnen und verteidigen konnten. Das Geheimnis ist der Bau in die Hoehe. Ueber viele Stockwerke erstreckt sich die Anlage, jedes durch Tore und verwinkelte Gaenge gesichert, uneinnehmbar. Riesige Stallungen, Zisternen, der Burgwall, die Aufenthaltsraeume, alles ist erhalten. Wir haben den Eindruck als kaeme ploetzlich ein Johanniter ums Eck und hoerten wir noch heute das Klirren der Schwerter. Die Uebergabe, nach mehr als 200 Jahren, an die Araber durch die Johanniter erfolgte kampflos. Zu gross waere das Blutvergiessen und zu aufwaendig die Belagerung gewesen. Das Kriegsglueck hatte sich schon zugunsten der Araber gewendet. Diese bauten die Burg weiter aus, die letzten Jahrhunderte diente sie als Dorf fuer Bewohner der Umgebung. Erst in den 30er Jahren des 20.Jhdt. wurde das Dorf umgesiedelt, die doerflichen Einrichtungen wurden wieder entfernt und die Burganlage in ihren urspruenglichen Zustand zurueckgebaut. Jeder Winkel ist zu besichtigen. Es ist nicht ganz ungefaehrlich durch ploetzliche Oeffnungen im Boden, steile Stufen die auf einem ungesichertem Turm enden, dunkle Gaenge die scheinbar ins Nichts fuehren und ploetzlich steht man in einem langen Rittersaal oder in der spaeter zu einer Mosche umgebauten Kapelle. Der Umbau beschraenkt sich auf den Einbau einer Gebetskanzel.
Die Besichtigung dauert lange und spaet am Nachmittag bringt uns unser Expressbus wieder nach Damaskus zurueck.
Mit Johanna gehen wir noch auf ein Bier. Johanna bedauert, dass ihr Bruder Sebastian nicht hier sein kann. Ich setze mich noch kurz ans Internet.
In der Frueh setzen wir uns in einen Bus und fahren Richtung Nationalmuseum. In dessen Naehe soll es einen speziellen Handwerkssuq geben. Wir finden den Suq, ein wunderschoenes altes Gebaeude aus dem 15. Jhdt., doch niemand ist da, die meisten Geschaefte sind geschlossen, das Eidfest macht sich auch hier bemerkbar. Wir fahren wieder ins Stadtzentrum und machen einen letzten Besuch im Bazar, Hannes fliegt morgen nach Salzburg zurueck. Auch hier sind an fast allen Geschaeften die Rollbalken heruntergelassen. Dafuer haben sich davor die Strassenhaendler ausgebreitet und bieten alle moeglichen, garantiert echten Markenartikel an. Es herrscht ein unbeschreibliches Gedraenge und angesichts der Ermahnung meiner Kalifin " Menschenansammlungen vermeiden " setzen wir uns in ein Kaffee im ersten Stock eines Hotels, gegenueber des Haupteingangs zum grossen Bazar und beobachten das Menschengewimmele.
Eine Sohle meiner Wanderschuhe hat sich geloest. An einer anderen Stelle als in Aleppo. Ein
hilfreicher Strassenschuster klebt sie. Ein kurzer Disput ueber den Preis, ich soll wahrscheinlich die bevorstehende Hochzeit seiner Tochter finanzieren, er verlangt den Gegenwert einer Fahrt zum Crac des Chevaliers, ich gehe und er ist mit dem von mir gebotenen Betrag einverstanden.
Hannes und ich machen noch einen kurzen Abendspaziergang, morgen ist Freitag, der 3.Tag des Eidfestes und ausserdem der Ruhetag der Moslems. Menschenmassen wie immer, ein kurzer Imbiss und Hannes geht schlafen. Ich denke an Euch, Ihr mir teuren Zuhausegebliebenen. Ich wuensche Euch alles Gute.

Masalam

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lieber Freund in staubiger kunsthistorisch-archäologischen Ferne!
Deine märchenhaften farbenfrohen Berichte erstaunen und erwärmen uns immer wieder aufs Neue mit ihrem warmherzig-ironischen, nostalgisch-klugen Charme! Nicht zuletzt mit den unglaublichsten waghalsigen Abenteuern des Kalifen. Herzlichsten Dank! Freue mich sehr über jeden Blog-Eintrag von Dir! Alles Liebe!
Und pass gut auf dich auf!