Samstag, 4. Oktober 2008

Letzte Tage in Damaskus

Nach einem ausgiebigem Fruehstueck verlasse ich spaet meine Herberge um die Rukkaya Moschee zu besuchen. Die Namensgeberin, die vierjaehrige Enkelin Mohammeds, starb aus Grahm ueber den gewaltsamen Tod ihres Vaters. Ihr zu Ehren wurde dieses wunderbare Bauwerk geschaffen. Mit den kostbarst vorstellbaren Materialien ausgestattet, ist es die schoenste Mosche die ich bis jetzt gesehen habe. Um 680 gestorben wurde 1200 Jahre spaeter das Grab geoeffnet und Saydas Leichnam war unversehrt. Eines der Wunder die auch im Islam vorkommen. Von weit her kommen die Pilger um diese Gedenkstaette zu besuchen. Maenner und Frauen habe getrennte Andachtsraeume. Frauen werfen auf den mit Gold, Silber und Emailarbeit geschmueckten Schrein Geschenke von Kinderspielzeug bis Blumen. Bei den Maennern sind es Geldgeschenke die sie durch ein Gitter werfen. Jeder will den Schrein beruehren, mit Haenden und Stirn oder dem Mund. Die Verehrung ist ruehrend. Die Kuppel und Waende der Mosche sind mit tausenden von Spiegel verkleidet. Es ist eine wunderbare Stimmung. Die Beleuchtung aendert von Zeit zu Zeit die Farbe. Trotzdem ist es nicht kitschig. Es leuchtet und glitzert. Tausende Menschen sind in den Gebetsraeumen. Sie beten, schlafen und ruhen sich aus. Die Stimmung ist sehr entspannt. Ich reisse mich sehr schwer los. Es ist einfach wunderbar.
Anschliessend besuche ich den Al Akim Palast, einst ein prunkvoll ausgestattetes Wohnhaus einer adeligen Familie, heute Volkskundemuseum. Auch hier Menschenmassen. Es ist noch Ferienzeit und viele Familien benuetzen die letzten Tage fuer eine Besichtigung. Dann geht es wieder durch einige der Bazare Richtung Herberge und ins Internet.
Seit heute frueh ist die Wasserversorgung Damaskus zusammengebrochen. Gluecklicherweise haben die meisten Haeuser am Dach einen Falltank. Auch die Elektrizitaetsversorgung ist nur mit grosser Muehe aufrecht zu erhalten, immer wieder kommt es zu Stromausfaellen. Die Damaszener nehmen es gelassen. Inshallah, sie sind es gewohnt. Die Menschenansammlungen hier in Damaskus sind manchmal nervig. Vor allem das ruecksichtslose Vorwaertsgehen. Wahrscheinlich ist das aber die einzige Moeglichkeit weiter zu kommen. Mit europaeischer Hoeflichkeit ist man verloren. Die Menschen sind trotz aller Hektik sehr freundlich und laecheln einem immer wieder zu. Jetzt nach den Feiertagen und am Ende der Ferienzeit sind sehr viele Familien mit ihren Kindern unterwegs. Auffallend ist die liebevolle Behandlung der Kleinkinder durch ihre Vaeter, die sehr stolz auf sie sind und sich freuen wenn man ihnen sagt: Habibi. Das kann von Liebling bis sehr lieb und huebsch alles heissen. Meine Enkel gehen mir dann ab.
Mein Damaskus Hostel ist ein sehr lustiges Haus. Der sehr geschaeftstuechtige Besitzer kuemmert sich ruehrend um seine Gaeste. Der Vorteil des Hauses ist, dass sehr viele Rucksacktouristen hier wohnen, andererseits aber auch Studenten, die schon laenger wegen eines Sprachkurses in Damaskus sind. Abends werden immer wieder interessante Informationen ausgetauscht.



Am Montag geht die Fahrt Richtung Teheran weiter. Ich bin schon sehr neugierig auf die Bahnfahrt und zukuenftige Erlebnisse. Bis jetzt ist alles sehr ruhig verlaufen, die selbstgesehene Wirklichkeit ist anders als das oft Verbreitete.







Okzident sei mir gegruesst, vor allen Anderen natuerlich die Kalifin.


Masalam

2 Kommentare:

MustafA hat gesagt…

Oh Kalif! mit Wonne habe ich deine Berichte von Palmyra und Damaskus gelesen.Ich versuche mich in deine Schilderungen hinein zu versetzen und gedanklich deine Abendteuer mitzuerleben.Wie wunderbar müssen diese Orte sein! Ich wünsche dir noch eine gute Weiterfahrt und freue mich schon auf deine nächste Schilderung.
Masalam MustafA

Anonym hat gesagt…

Nochmals Du weitgerister will ich sprechen. Das Bild hier - ich habe es in einer späteren Schrift zu Deinen Worten bereits angedeutet, ist so wie ich Dich kenne, als wir jung waren und Du Särge tragen ließest über die Strassen Wiens. Heute, da Du ernst bist, da steht Dir jedoch wiederum der Schbernack im Gesicht und Du wirst nicht umhin kommen, die zahllosen Gedanken zu beachten, die wohlmeinend übert Dich hereinbrechen, anesichts Deines so trefflichen Aussehens. Schön bist Du und Gesund und Weitgereist und man erkennt das Abenteuer in Deinem Antlitz.