Montag, 1. November 2010

Lebenshaltungskosten im Jemen

Die Lebenshaltungskosten im Jemen sind sehr gering. Trotzdem müssen viele Jemeniten 2 oder 3 Arbeiten annehmen. Einheimische Produkte sind für europäische Vorstellungen spottbillig. Importware ist mit Ausnahmen für einen Einheimischen Normalverdiener unbezahlbar. Viele Produkte des täglichen Lebens sind Import aus China und wenn nicht von dort dann aus Indien oder Pakistan. Stoffe in den traditionellen Farben: China. Tücher : China. Reis: Pakistan. Fast alles Haushaltsgerät: China. Möbel werden aus dem Katalog aus Dubai bestellt und sind in einem (für mich) Orientalischem Kitch und oft aus Plastik. Kinderspielzeug: China. Bilder sind entweder Kopien aus Seiten des Koran, auf Papier, Folie, Glas, mit schwarzem oder goldenem Hintergrund oder Photos von Alpenlandschaften, meistens Seen mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Hallstadt als Nadelsticharbeit habe ich wie in Yazd/ Iran noch nicht entdeckt. Koch- und Essgeschirr ist oft aus Blech, Plastik, selten aus einer Porzellanähnlichen Masse. Trinkgefässe zumindest sind meistens aus Glas, aber auch oft aus Blech. Es ist schwer, einheimisches Kunsthandwerk oder überhaupt Handwerk zu finden. Im Suq gibt es noch einige Strassenzüge mit Tischlern, Schneidern, Schmieden. Am häufigsten sind die Werkstätten für Djambillas, den stolz getragenen Dolch, Schmuck und " Zeichen" ihrer Männlichkeit. Bei den Goldschmuckhändlern herrschen indo-pakistanische Formen vor, einheimischen Silberschmuck gibt es nicht mehr viel, auch Ketten und Broschen sind im vorder- und mittelasiatischem Einheitsstil, auch bei uns in vielen Läden zu finden. Die Händler sind aber so ehrlich, auf Anfrage zuzugeben welches Stück aus Indien ist und welches aus dem Jemen. Es ist schade, denn der Jemen hat eine lange Tradition an kunstgewerblicher Arbeit. Trotzdem findet man bei genauem Hinsehen in einigen Läden noch immer einige schöne Stücke. Leider werden schöne Silbergürtel mit ihren zahlreichen Applikationen, wie kleine Schatullen für Schminke, Gebetszettel, Geld und Munition zerteilt und die Stücke einzeln verkauft. Halsketten mit Anhängern ebenso. Aus eins mach fünf oder mehr. Der Markt verlangt danach. Der Markt, der im Moment nicht vorhanden ist. Täglich gehe ich durch die Altstadt und habe erst je eine französische und italienische Touristengruppe gesehen. Vereinzelt sind im Stadtbild Europäer, oft Mitarbeiter europaischer Firmen in anderen arabischen Staaten, die auf einen Wochenendausflug nach Sanaa fliegen. Zuwenig um zufrieden zu sein. Viele kleine Geschäfte sind geschlossen oder alte Männer mit ihren Enkel harren auf Kunden.


Vor einigen Tagen war ich bei einem Holländischen Paar am Abend eingeladen. Beide unterrichten an einer Uni hier in Sanaa. Sie haben ein Altstadthaus gemietet. Sie liessen alles ausmalen und vom Schutt der letzten 50 Jahre befreien. Grosses Unverständnis beim Hausbesitzer, dass das Haus ausgemalt und gereinigt sein soll. Die zur Verfügung gestellten Möbel haben sie dankend zurückgegeben. Plastik. Es ist ein richtiges Schmuckstück geworden. Nur, wenige Jemeniten verstehen warum Ausländer in der Altstadt wohnen wollen. Der Mietpreis für das ganze Haus beträgt monatlich 300 US Dollar.In jedem Stock sind zwei Zimmer und ein Bad, wobei durch die Kleinwüchsigkeit der Jemeniten manche Räume, auch ein Bad, nur mit Krümmungen des ganzen Körpers zu betreten sind. Sogar für mich ist es manchmal beschwerlich. Im 4. Stock haben sie ihre Küche, mit drei offenen Backgruben zum Fladenbrotbacken und darüber eine grosse uneinsehbare Terrasse. Als Gegenüber einen sogennnten Park, das ganze Haus ist hell und freundlich.Es gibt mehrere Parks in der Altstadt. Leider sind sie wegen Wassermangels und anderer Mängel eher Gstätten, manche sind zu Schrebergärten umgewidmet worden. Aber sie bringen Licht in die doch sehr enge Bebauung.
Für meine Unterkunft bezahle ich im Monat 150 US Dollar. bei längerem Aufenthalt ist es günstiger sich ein eigenes Apartement oder Haus zu mieten.

Brot, in Kastenform, zwei österr. Semmel gross, sehr schmackhaft 0,03 Euro ( 3 cent) 10 Rial

als Laibchen, dunkel, zwei öster. Semmel gross,  0,03 Euro ( 3 cent) 10 Rial

Reis, 1 kg Basmati 1,75 Euro 520 Rial

Bananen, Import aus Saudi Arabien, die jem. sind zu teuer, 1 kg 0,50 Euro 150 Rial

Erdäpfel, 1kg, hartkochend, einheim. 0,16 Euro 50 Rial

Zwiebel , 1 kg, weiss, rote habe ich noch keine gesehen 0,16 Euro 50 Rial

Auberginen, 1 kg 1,00 Euro 300 Rial

1/2 Brathuhn vom Markt, zum Mitnehmen 1,33 Euro 400 Rial

1/2 Brathuhn, im Lokal,mit Reis, Spagett., Gemüse, Fladenbrot 2,16 Euro 650 Rial

200 (!) Gramm dänische Butter 4,16 Euro (!!!!!!) 1250 Rial

450 Gramm Rinderfaschiertes, tiefgefroren 1,50 Euro 450 Rial

1,5 Liter Rauchfruchtsaft, verschiedene 1,50 Euro 450 Rial

1 Dose Thunfisch oder Makrele, klein, Import aus Japan 1,00 Euro 300 Rial

1 Dose Coca Cola oder Pepsi, light oder zero 0,33 Euro 100 Rial

1 Flasche Wasser, Mineral, 0,75l, jemen. 0,22 Euro 60 Rial

1 Liter Diesel 0,24 Euro 75 Rial

Taxifahrt, ca. 2km 0,66 Euro 200 Rial
 
Zigaretten 1 Schachtel 0,66 Euro, 200 Rial
 
Seit Einbruch der Dunkelheit ist wieder reger Flugverkehr, Bilder aufladen ist leider noch immer nicht möglich. Ich wünsche Euch einen schönen Abend, im Besonderen meiner lieben Kalifin

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Masalam

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sei gegrüßt, oh großer Kalif!

Ob Deine Internet-Probleme daher kommen, dass in Europa Paketbomben in Flugzeugen gefunden worden sind, die aus dem Jemen gekommen sind???
Bedenke also Deiner Worte, die Du uns zukommen lässt, auch wenn es nur die Preise von Lebensmitteln sind. Nur der Allmächtige oder der eine oder andere Geheimdienst weiß, wer noch aller mitliest.
Wahrscheinlich sind alle dabei!
:-)))
Dir noch einen geruhsamen Abend!
السلام عليكم
Der Wüstenfuchs

Dora hat gesagt…

Bekommt man eigentlich gerade viel davon mit, dass Bomben gefunden wurden oder hält das die Regierung von Jemen streng geheim?

Kalif 08 hat gesagt…

@ Dora, das ist sehr wohl veröffentlicht worden, die erste Reaktion war: Vom Jemen ist kein Frachtflugzeug abgeflogen. Dann wurde eine Studentin als angebliche Täterin verhaftet, aber am nächsten Tag wieder freigelassen nachdem sich ihre Unschuld herausgestellt hat. Sie berichtet über Folter und Missbrauch. Studentenorganisationen haben deswegen Proteste angekündigt. Verwundert ist manim Jemen über das Landeverbot der Direktflüge Jemen - Deutschland. Angeblich soll die Lufthansa aber ihren Liniendienst wieder aktivieren. In offiziellen und privaten Zeitungen wird darüber berichtet. Quelle: Die staatliche Nachrichtenagentur SABA und die staatliche englischsprachige Yemen Observer. Die freien Internet-Zeitungen Yemen-Post und Yemen-Times berichten relativ offen.

Anonym hat gesagt…

Lieber Kalif, ich finde deine Berichte wirklich sehr lesenswert, nicht nur, weil du ein guter Freund und toller Kerl bist, sondern auch wegen der Spannbreite der Themen. Es ist auch einmalig für mich, dass in einem Reiseblog Detailskizzen (weg von dem üblichen Touristenpathos) wie Preislisten der Lebensmittel und das Essbare Beachtung geschenkt wird und die verwinkelten schattierungsreichen (schattigen manchmal) Gassen des banalen Alltags fast poetisch den Weg zu uns finden ...
Small is beautifull? Oder ich mag das Essen zu sehr (neue Selbsterkenntnis)? Oder mir gefällt einfach deinen sensiblen, ruhigrn Fußgänger-Schreibstil besser als die üblichen Saus und Braus-Rauscherzählperspektiven rund-herum?

Danke & Masalam
d3te

Anonym hat gesagt…

Lieber Kalif!
Wer hätte das gedacht, dass unster begnadeter kunsthistorischer Wüstenfuchs sich als hervorragender Botaniker entpuppt! Nicht schlecht!
Beim Lesen der Lebensmittelliste, war ich in Gedanken schon in Sanaà zum Einkaufen und Kochen. Was machen Deine Sprachkenntnisse? Sind sie so weit fortgeschritten, dass Du Dich mit den Dich umgebenden Jemeniten ein wenig unterhalten kannst?
So schicke ich Dir liebe Grüße aus dem Norden und erfreue uns weiterhin mit Deinen schönen Reiseberichten!
Deine Zweitfrau