Freitag, 12. November 2010

Verwirrung und nicht Entführung in Sanaa

Seid Ihr schon einmal in ein Taxi eingestiegen, der Fahrer fährt los und erst nach einigen Kilometern fäält Euch auf, dass Ihr im falschen Fahrzeug sitzt ? Genau das ist mir heute passiert. Mein Taxifahrer hat mich zu einer Fahrt auf einen der Sanaa umgebenden Berge eingeladen. Der Sonnenuntergang von dort oben soll wunderschön sein, die Aussicht auf die beleuchtete Stadt ein Anziehungspunkt auch für die Einheimischen. Um 4 Uhr nachmittags wollen wir uns bei einer Moschee treffen. Gleich bei mir ums Eck. Der Muezzin dieser Moschee ist einer meiner ersten Bekannten in Sanaa, er weckt mich jeden Morgen um 3.56 Uhr mit seinem Ge..bet auf. Ein Freund des Taxifahrers soll auch mitkommen und so denke ich mir nichts dabei, in das einzige um 4 Uhr  bei der Moschee stehende Taxi zum katkauenden Fahrer einzusteigen. Auf meine Frage ob er der Freund Abduls sei, sagt er mit glasigem Blick: " yes". Auf meine nächste Frage ob wir Abdul abholen sagte er: " yes". Er fährt Richtung Berg. Nach einigen Kilometern bin ich mir nicht mehr sicher und frage ob wir Abendessen gehen. " Yes" ist die glasige Antwort. Da läutet mein Telefon und Abdul fragt, wo ich denn bleibe, er warte auf mich bei der Moschee. Ich fordere den Fahrer in meiner charmantesten  Art auf umzukehren, " Yes".  Auf  jede meiner Fragen, in allen mir bekannten Sprachen dieser Welt, Arabisch inbegriffen, erhalte ich ein glasiges: Yes. Ich nehms von der heiteren Seite, Abdul macht dem " Kollegen " Vorwürfe, er könne doch nicht einfach einen Fremden irgendwohin fahren. Der " Kollege " hat mich nämlich nicht um ein Fahrziel  gefragt. Er bekommt als Antwort nur ein verständnisloses Grinsen und einen Sack mit Kat geschenkt. Abdul ist nicht wie der andere Fahrer verkehrsbehindernd gestanden sondern weiter von der Kreuzung entfernt und hat sich gewundert wo ich so lange bleibe. Wir haben herzlich kopfschüttelnd darüber gelacht und anschliessend die Aussicht auf Sanaa genossen. Eine Autoschlange schlängelt sich den Berg hinauf. Viele wollen die Aussicht geniessen und dabei genussvoll an einer Wasserpfeife ziehen. Alle 100 m sind kleine Buden, die sie bereitstellen. Leider wird auch hier, wie an vielen Stellen im Jemen, nicht mehr Benötigtes einfach fallengelassen. Manche Autofenster sind mit Tüchern verhangen, ein Zeichen dafür, dass ein junger Jemenite mit seinem Girlfriend hier ist. Sanaa liegt im Krater eines erloschenen Vulkans. Viele kleine Vulkankegel sind von hier oben gut zu sehen. Aus dem Sonnenuntergang wird nichts. Das erste Mal seit meiner Ankunft ziehen Wolken auf. Die Lichter sind trotzdem sehr schön.
Nicht nur vom Muezzin werde ich regelmässig geweckt sondern auch von Türklopfern. Klingeln gibt es keine, sondern metallene Klopfer die solange geschlagen werden bis jemand vom Haus die Türe öffnet. Bei den mehrstöckigen Häusern kann das länger dauern. Mein Nachbar kommt regelmässig spät nach Hause, so wie jetzt, 01.20 Uhr Ortszeit (+ 2 Stunden zu Eurer Zeit). Wahrscheinlich hat er sich bei seinen Freunden verkaut. Er klopft, seine Frau braucht länger bis sie ihm die Tür aufmacht, er schimpft, sie keift zurück. Und das fast jeden Tag.

Alles Liebe, ich werde mich wieder melden sobald sich in meinem Schülerleben etwas ereignet hat.

Orient grüsst Occident und vor allem die Kalifin.




Massalam

2 Kommentare:

rick hat gesagt…

der arme katkauer wird seinen freunden vom versuchten taxiraub berichten, wobei er nicht weiß, ob er das nicht doch geträumt hat. ein schönes wochenende dir, lieber kalif. ei rv

Anonym hat gesagt…

Lieber Kalif, die Welt ist immer für Überraschungen und Rätsel gut ;) Nach der ersten Verwirrung eigentlich ein eher schönes Gefühl, gelt? Zumindest versuche ich mich so zu trösten und aufmuntern, besonders in schwerer Stunde, und es funktioniert sogar zum Teil recht gut. Und deine einmaligen orientalischen 1001-Tag Erzählungen und Bilder bestärken mein gutes Gefühl :)
Alles Liebe und danke,
deine d3te