Freitag, 5. November 2010

Verkehr in Sanaa

Verkehr.Vieles hören und lesen wir vom Verkehr in orientalischen Ländern. In Sanaa ist es nicht anders, oder doch?

Wagemutig stürzen sich die Verkehrsteilnehmer in den Fliessverkehr, geblinkt wird nicht, die Hupe ist DAS Verständigungsmittel, die lautere und stärkere gewinnt. Ungeübte schalten die Warnblinkanlage ein: Bleib weg von mir, ich weiss nicht wies geht. Und irgenwie gehts vorwärts. Links abbiegen ist kein Problem. Bei einer Lücke im Gegenverkehr wird auf die andere Strassenseite gefahren und eine neue Gegenverkehrfahrbahn eröffnet. Irgendwann kommt dann die gesuchte Abbiegung, kurz wird der Einfahrende angeblinkt, angehupt und Gas gegeben. Gottvertrauen hilft in den meisten Fällen. Meistens siegt der Stärkere. Die Fahrzeuge sind wie von japanischen Schrottplätzen zusammengesuchte. Taxi, gekennzeichnet durch gelbe Streifen, sind alte Japaner undefinierten Alters, kaum eines könnte einer technischen Überprüfung bei uns standhalten. Das einzig Funktionierende sind die Bremsen und Hupen. Wegstehende Karosserieteile halten Fussgänger auf Distanz, rauchende Auspufftöpfe sind ein Teil des Stadtbildes. Privatautos sind notdürftig zusammengebundene Fahrzeuge, grosse japanische Geländewagen oder Mercedes der gehobenen Klasse. Überraschender Weise sind viele moderne Mercedes in manchen Viertel zu sehen. Die einzige europäische Automarke. Kleinkinder sitzen am Schoss ihrer stolz motorradfahrenden Väter. Ein im Orient oft zu sehendes Bild. Der grössere Bruder dahinter klammert sich am Vater fest. Kaum vorstellbar was bei einer Notbremsung alles passieren kann. In den kleinen Strassen der Altstadt Sanaas ist ein reger Auto- und Motorradverkehr. Nach dem Motto, jetzt komm ich, wird gehupt und gasgegeben. Lustig wirds, wenn sich in einspurigen Strassen Fahrzeuge begegnen. Zuerst wird gewartet, dann verhandelt und wenn sich zwei Autoschlangen gegenüberstehen wird überlegt, wer eigentlich zurückfahren soll und vor allem wohin. Das Ganze noch dazu mit von Kat geschwollener Wange. Irgendwie löst sich der Knoten, bis zum nächsten Stau. Immer wieder gibt es Schwellen, eine Notwendigkeit, denn es wird auch in den engen Gassen unverständlicherweise sehr schnell gefahren. Eine Autoversicherung gibt es, die Zahlungen für Blutgeld oder ein Schaf ( Originalzitat) sind damit abgedeckt. Die Pflichtversicherung beträgt 9000 US Dollar. Ob allerdings alle Autos versichert sind ist fraglich. Anders als die Autofahrer verhalten sich die Motorradlenker. Sie sind zwar auch schnell unterwegs, sind aber durch die Schwellen gefährdeter und bewegen sich erstaunlich leise vorwärts. In den engen Gassen eine Wohltat im Gegensatz zu ihren Auspuffschwaden, viele müssen noch mit einem sehr niedrigen Öl/ Benzingemisch fahren. Verkehrsregelung habe ich bis jetzt nur auf sehr wenigen grossen Kreuzungen gesehen und es ist lustig den Polizisten bei ihren Zornausbrüchen zuzusehen, viele Autofahrer negieren ihre Anweisungen. Ampeln ????? Führerschein ????? Ich glaube jeder bekommt hier gegen eine geringe Gebühr eine Fahrerlaubnis ausgestellt. So es so etwas überhaupt gibt. Auf weibliche Autofahrerinnen wird sehr Rücksicht genommen, allerdings aus Angst ums eigene Fahrzeug ( Originalzitat ). Durch die starke Verschleierung ist deren Blickwinkel doch sehr stark eingeschränkt. Die Schulsekrätärin fährt unverschleiert. Das Überqueren der Strassen ist hier aber leichter als in Kairo, Damaskus oder Teheran.
http://www.youtube.com/watch?v=PT9NApalSso

Das Wochenende war geruhsam, viele (!) Stunden bin ich durch die Strassen und Gassen der Altstadt gelaufen, weg vom Ameisenweg und doch landet man immer wieder im Suq, der anscheinend keinen Ruhetag kennt.
Vom Mondsee habe ich schon lange nichts gehört, ich hoffe es geht Allen gut.

Euch und der Kalifin wünsche ich ein schönes Wochenende.


Massalam

4 Kommentare:

Kalifin hat gesagt…

Großer Kalif, vielleicht können wir mein geliebtes, aber doch schon altersschwaches blaues Gefährt in den Yemen bringen? In den engen Gassen ist ein Kleinwagen sicherlich ein ideales Fahrzeug? Die Wochen verfliegen mein Kalif- in Liebe deine Kalifin

Anonym hat gesagt…

Habe auf deinem Bericht über den Verkehr in Sanaa die Aufschrift auf dem Lastwagen auf dem 1. Foto lesen können: Kristall.
Ein ganz kleines Erfolgserlebnis halt,alles Liebe, Saidalia

Anonym hat gesagt…

Der Einfall Deiner Kalifin ist nicht schlecht. Bei uns aus dem Verkehr gezogen, dort eingebracht. Was natürlich nicht heißen soll, dass Eure Nobelkutsche nur mehr für den Orient taugt. Eines scheint mir noch rätselhaft ... "blaues" Auto; denk ich da an das gleiche Gefährt oder habt Ihr da meherer zur Auswahl.
Das nächste mal könntest Du - oh großer Kalif - mit dem Auto direkt in den Orient reisen und dort gewinnbringend verkaufen.
Genieße noch das orientalische Flair.
Salam

Der Wüstenfuchs

PS.: Und pass auf den Rechtsverkehr auf!

rick hat gesagt…

auch schön und für uns unvorstellbar.
http://www.youtube.com/watch?v=0s3KdsNFWL8&feature=player_embedded

dir eine schöne woche, lieber kalif!! herzliche grüße, rv