Montag, 15. November 2010

Reisebeschränkungen im Jemen / Yemen Hadj - Eid Al Adha

Zur Zeit sind am Landweg nur die Gebiete westlich und südwestlich von Sanaa aus zu erreichen. Das heisst die Tihama und die Strassenlinie westlich der Verbindung Sanaa - Aden. Vereinzelt sollen auch Genehmigungen für die Strecke Aden - Mukalla, entlang des Indischen Ozeans gegeben werden. Die Gebiete nördlich, östlich und südöstlich von Sanaa gelten als zu unruhig. Dadurch ist der Besuch von Sadaa, Marib und Schahaara generell nicht möglich, der Hadramaut von Sanaa und Aden aus nur mit dem Flugzeug. Im Hadramaut gibt es zahlreiche lokale Beschränkungen. Diese Provinzen gelten als sehr unsicher, die jemenitische Regierung will keinerlei Risiko einer Entführung oder eines Überfalls eingehen. Dieser politische Zustand ist nicht neu. Liest man die Reiseberichte der letzten 250 Jahre, dann wird immer wieder über die gleichen Probleme und  Unruhen berichtet. Unzufriedenheit der einzelnen Stämme mit der Zentralregierung, sei es in Taiz oder Sanaa, Unzufriedenheit mit den regierenden Imanen oder Präsidenten. Wenn dann, wie jetzt behauptet wird, religiöse Fundamentalisten und Gruppierungen zusätzlich dazukommen, wird die Situation noch verwirrender und unüberschaubarer.
Trotzdem ist das Land gross genug, fast doppelt so gross wie Deutschland, um noch genug sehenswerte Landschaften und kulturhistorisch wichtige Orte zu besuchen.
Einzelreisende Touristen ( so sie ein Einreisevisum bekommen haben ) erhalten die Bewilligungen sofort, auch einige Tage im Vorhinein. Neben Pass- und Visakopie sowie einem Passphoto benötigen sie die  Bestätigung einer Reiseagentur, egal ob sie dann mit diesen Reisen. Dann ist ein Formular mit näheren Angaben der besuchten Orte, des Datums und Fortbewegungsmittel auszufüllen. Auch in lateinischer Schrift. Dafür bekommen sie ein in Arabisch ausgefülltes Blatt, das je nach länge der Reise xMal kopiert werden muss. Taiz - Sanaa z.B. 20x.
Studenten brauchen eine Bestätigung ihrer Schule ( wahrscheinlich ob sie brav waren). Die Bewilligung ist  erst am Vortag erhältlich. Auch sie brauchen die zahlreichen Kopien.
Einzelreisende, die ein längeres als zweiwöchiges Visum erhalten haben, gelten als Resident, bekommen die Erlaubnis auch erst am Vortag und benötigen die gleichen Unterlagen wie normale Touristen, auch die zahlreichen Kopien.
Für Gruppenreisende, die leichter zu kontrollieren sind, übernehmen die veranstaltenden Reisebüros diese Prozedur und lassen sichs sehr teuer bezahlen.

Die grosse Hadj, Wallfahrt nach Mekka ist seit einigen Tagen im Gange. Zumindest einmal im Leben soll ein Moslem diese Wallfahrt nach Mekka unternehmen. Die Anreise über Land war aus Sicherheitsgründen nicht möglich, daher mussten die Pilger mit erheblichen Mehrkosten fliegen. Die letzten Tage war Sanaa noch geschäftiger als üblicherweise. Die Pilger haben ihr Pilgergewand eingekauft. Zurückgebliebene besorgen für sie und in deren Auftrag Geschenke für das grosse Eid Al Adha, den grössten Islamischen Feiertag. Es ist eine freudige, manchmal eilige Stimmung, wie bei uns zu Weihnachten. Das Fest soll an Abraham erinnern, der seinen Sohn opfern wollte.  Symbolisch dafür wird ein Lamm geschlachtet. Seit Tagen werden sie mit Pickups in die Stadt gebracht, überall blöckt es. Jeder der es sich leisten kann kauft eines und bringt es irgendwo in dieser Millionenstadt bei seinem Haus unter. Von den Kindern werden sie verwöhnt und gestreichelt, sicher ist es ihnen ( den Kindern) noch nicht bewusst, dass dies in wenigen Tagen der Festtagsbraten sein wird. Wie bei uns sind plötzlich an jeder Ecke Standl mit Süssigkeiten aufgebaut. " Eid " Kekse werden gebacken, neue Kleider und Schuhe werden eingekauft. Ab Dienstag wird das Leben hier im Jemen für einige Tage ruhen, es wird gefeiert. Sogar die Läden im Suq haben zumindest für einen Tag geschlosse
Viele Bewohner Sanaas sind in den letzten Jahren vom Land in die Hauptstadt gezogen. Zu Eid Al Adha fahren sie wieder in die Dörfer, um mit den zurückgebliebenen Alten gemeinsam das Fest zu feiern. Plätze in Bussen sind seit Tagen ausverkauft.Um einen Platz in einem Minibuss oder Taxi zu bekommen muss man um 6 Uhr morgens bei den Abfahrtsstationen sein.

Ich werde in den nächsten Tagen eine Tour in die Berge und dann in die Tiefebene, Tihama, ans Rote Meer machen. Dabei möchte ich einige, wie man sagt, wildromantische Dörfer und alte Städte besuchen. Die Tihama soll ein anderes Jemen sein, stark beeinflusst von nahen Afrika, aber mit genau so freundlichen Menschen.

Soweit es die Internetverbindungen zulassen werde ich mich von unterwegs melden.
Ich wünsche meiner Kalifin und den Zuhausegebliebenen eine schöne und angenehme Woche.

Massalam







4 Kommentare:

rick hat gesagt…

ich bin gespannt auf deine eindrücke vom opferfest im jemen. vielleicht wirst du ja in eine familie eingeladen. wird dort noch auf der straße geschlachtet? in kairo ist das ja off. verboten, trotzdem macht es jeder ganz offen. in saudi arabien wird das verbot aber wohl durchgesetzt. im mekka kauft man ein tier aus dem prospekt und bekommt das fleisch aus dem schlachthaus.
ich wünsche dir eine angenehme woche und hoffe, dass du noch ein paar reisen antreten kannst. viele grüße, rv

Anonym hat gesagt…

Wunderbar, wie Du die Worte setzt. Die Texte lesen sich wie ein spannender Reiseroman. Und die Bilder sind allerfeinst! Es treibt die Bewunderung in meinen Geist!

Ich hoffe Du kannst noch viel sehen und schickt auch noch Bilder bzw brngst uns das alles mit, worauf wir ergriffen Deinen Worten lauschen werden, was zu berichten Du hast. Und - mache dich auf mannigfaltige Fragen gefasst, die Deine Abenteuer im Land der Datteln und Gewürze und Gerüche hinterfragen. Hast Du auch schon die aus der Region (etwas weiter weg)unter einer anderen Religion erdachten duftenden Insignien für das Weihnachtfest besorgt. Sicher finden wir dort Myrthe und Weihrauch in orignal Qualität, die das Fest wieder spannen machen. Lediglich die köstlichen Zwetschken fehlen zur Koplettierung des frühen Weisspruch: "die heiligen drei König' mit ihrem Stern, die fressen die Zwtschnen und sch....en die Kern!"

Verzeih, wenn ich lapidar banales in den Block stelle - sollte der nämliche in publizierbare Form gebracht werden sollte mein Beitrag gelöscht werden.

Chinakaiser

Anonym hat gesagt…

‏السلام عليكم‎!
Beunruhigt wären wir gewesen, hätten wir in den letzten Tagen nichts mehr von Dir gehört - oh großer Kalif. So wollte der Taxler wahrscheinlich nur ein wenig Zubrot verdienen. Bei diesem Irrtum stellt sich mir dann die Frage ... wie sieht es mit Deinen Arabisch-Kenntnisse aus? Hast Du noch keinen Fluch oder das eine oder ander Schimpfwort gelernt? Wie waren doch gleich die Flüche bei Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah, die ich hier - aus Rücksicht auf Deine zartbesaitete Kalifin und allen anderen Zweit- und Drittfrauen, die diesen Text lesen - nun doch nicht widergeben will.
Deinen Texten und Bildern - vor allem den Bildern von Dir - entnehme ich, dass Du Dir die heimische Küche schmecken lässt.
Wohl dann, genieße die letzten Tage im Orient, berausche Dich an den Düften und an all den anderen Dingen, von denen wir nur träumen können, denen Du aber tagtäglich begnest.

Der Wüstenfuchs

Anonym hat gesagt…

Schöne letzte Woche, lieber Kalif, genieße die Zeit, wie es auf arabisch (geschrieben, gesprochen, gesungen und getan etc.) nur geht! Ganz unter diesem Motto, Jemen scheint viel, viel schöner zu sein, als unsere kühnste arabische Träume!
Mach's gut, komm gut Heim! Ich freue mich schon ganz besonders auf unseren baldigen Treffen in Salzburg!
Massalam
d3te