Dienstag, 12. Oktober 2010

Taiz, Ibb, Al Quaida 2.Teil


Taiz, eine Grossstadt, ist eine kleine Enttäuschung. Von der Altstadt sind nur noch wenige Reste erhalten, während der türkischen Besatzung wurde viel zerstört, das wuchtige Kastel oberhalb der Stadt wird seit Jahren renoviert, die Anbauten in einem Stil der eher an Disneyland erinnert. Für Jemeniten trotzdem ein Anziehungspunkt, der Blick auf die Stadt ist gewaltig. In der Stadt selbst gibt es noch den Alten Suq mit dem Angebot des Orients. Besuchenswert sind Moscheen aus dem 12.,13.und 14. Jhdt. wie die Aschrafya Moschee.
Wir hatten das Glück sie trotz " in restauro" teilweise besichtigen zu können. In den Gebetsraum durften wir nicht.

Wir fahren zurück, ein wenn auch nicht weiter so doch langer Weg liegtvor uns. An die Enge des Fahrzeugs haben wir uns alle gewöhnt, Ali der Enkel sitzt jetzt auch in der ersten Reihe. Aus Staugründen sitzen Ko, ein schmaler Japaner und ich neben dem Fahrer. Auch bei der Rückfahrt bin ich von der Schönheit der Landschaft begeistert. Wir kommen in die Stadt Ibb, auch hier ist wegen der Zerstörungen in den Türkenkriegen nur ein kleiner Teil der Altstadt erhalten. Mit grossem Aufwand werden die restlichen Häuser der, in Griechenland würde man sagen Akropolis, wieder instandgesetzt.

Das Klima in Ibb ist sehr angenehm. Heute erst habe ich in einem jemenitischen Journal, natürlich auf englisch, gelesen, dass eine Investorengruppe aus dem Oman dort ein Erholungsdorf mit 350 Villen und Hotels bauen will. Beim leider sehr durch Agyptische Fersehserien beeinflussten Geschmack des vorderen Orients kann man sich vorstellen wie echt orientalisch das werden wird. Der Geschmack der Einrichtungen ist hier überall ein Problem. Durch Fernsehsoaps verbildet vergessen viele die orientalische Einfachheit der Einrichtungen und pruncken und protzen mit Einrichtungsgegenständen, viel zu gross für die kleinen Wohnräume und das nicht wie man meint in Holz , sondern in bunt angemaltem Plastik.! Vergoldete Plastikschränke.!
Beim Mittagessen die erste Erfahrung mit jemenitisch-islamischer Geschlechtertrennung. Jemenitische Gaststätten trennen Reisegruppen mit weiblichen Mitgliedern von männlichen Speisenden. Es gibt Säle, die durch Vorhänge abgetrennte Kojen haben, meistens im Keller, in denen Familien ungestört essen können. Auch uns wollte man in so einen Verschlag verstecken. Nach Protest durften wir uns aber dann doch in den luftigen und hellen Gastraum setzen. Das Essen war vorzüglich, die jemenitische Küche ist sehr gut, angenehm gewürzt und die Zutaten, immer sind sie nicht erkennbar von guter Qualität. Das Gemüse wird leider oft viel zu lange gekocht, wahrscheinlich aus missverstandenen hygienischen Gründen.
In Al Quaida, des Namens wegen ein beliebtes Photomotiv, besuchten wir noch eine der ältesten Moscheen des Landes und dann geht es wieder über die Berge nach Sanaa mit den üblichen Polizei und Militärkontrollen. Eine Strecke haben wir angeblich eine Polizeieskorte, zu sehen ist sie aber erst als sis sich abmeldet. Auch im Jemen gibt es Wochenendestaus und Drängeleien. Dazu kommt, dass fast jeder Fahrer eine vom Kat ausgestopfte Wange hat und mit glasigen Augen hinterm Lenkrad sitzt. Wir sind froh wieder gut in Sanaa angekommen zu sein.



Bilder: Moschee vom Kastel aus und im Inneren
Militärkontrolle
Ibb
Katkauender Hennaverkäufer im Suq von Taiz


Massalam, Allah sei mit Euch

5 Kommentare:

Kalifin hat gesagt…

Mein Abenteurer, das klingt manchmal schon ziemlich orientalisch! Aber ich bin froh, dass es dir gut geht und du sichtlich die Abenteuer und Ausflüge genießt! Danke für die Fotos -in Liebe deine Kalifin

Anonym hat gesagt…

سلام‎ ‏أبو‏خليفة رسول الله

Nach Deinen ersten Stunden, dürfte es ein leichtes sein, diese einleitende Zeile zu lesen und ... zu übersetzen. Deswegen habe ich auch noch ein bisschen gewartet und Dir - oh großer Kalif - noch nicht geschrieben und Deine Reise im fernen Lande kommentiert.
Deine lebensnahen Erzählungen sind ein Genuss; Kara Ben Nemsi würde vor Neid erblassen!
Nur eines geht noch ab. Wie sehen Deine "aufregenden" Nächte im fernen Lande aus: Beschließt Du den Tag mit einer Wasserpfeife, und kaust dazu noch ein bisschen "Kat", um den Hunger zu vertreiben und in orientalischen Träumen zu versinken, wo Dich eine unverschleierte Schönheit in den Schlaf wiegt?
Viele Fragen und hoffentlich viele Antworten die Du uns noch geben wirst.

سلام‎
Der Wüstenfuchs

rick hat gesagt…

diesen trend luxussiedlungen im "orientalischen stil" zu bauen, habe ich auch an der nordküste ägyptens beobachtet. diese städtchen sind neun monate im jahr ausgestorben, in den sommermonaten öffnen all die schnellrestaurants und caféketten. dort nimmt man den hang zum disneyland aber noch ernst. so gibt es promenaden, welchen südfrankreich oder einem spanischen ort nachempfunden sind. weiterhin eine gute reise wünsch rv

rick hat gesagt…

ach...und was ich eigentlich sagen wollte (um den kreis zu schließen) dort werden natürlich auch viele tv-serien gedreht, bekannt und viel gesehen im gesammten arabischen raum. rv

Anonym hat gesagt…

Hallo MM (Maroni-Man),

wir haben Dich und Deine Kalifin auf dem Drachenfest vermißt! Aber wen das Reisefieber packt, den sollte man nicht aufhalten, zumal er solch spannende Berichte verfaßt. Alles Gute und pass´auf Dich auf. Wir freuen uns schon auf die Power.Point.Präsentation wenn´s draußen stürmt und schneit.

Liebe Grüße aus BT - A.