Samstag, 9. Oktober 2010

Endlich im Jemen




Nach nervenaufreibenden Vorbereitungen bin ich endlich im Jemen. Die jemenitische Vetretung in Österreich verweigerte mir das Visum. Immer mehr zusätzliche Bestätigungen wurden verlangt. Kopfschütteln nicht nur bei mir, sondern auch Unverständnis in Sanaa verursachend. Das jemenitische Tourismusministerium führt zur Zeit eine Werbecampagne in Europa durch. Bis jetzt kommt der grösste Teil der Besucher aus den Golfstaaten und Indien. Journalisten wurden eingeladen um in Reisebeilagen europäischer Zeitungen positives über das Land zu berichten. Auch in Österreich erscheint im September ein dreiseitiger Bericht im Kurier: Visumerteilung in einem Tag. Bei mir hies es nach 4 Wochen: abgelehnt. Die Erklärung: Der Jemen ist auf Einzelreisende noch nicht eingestellt, Herdentiere sind leichter zu beaufsichtigen. Als Einzelreisender muss man eine Wohnadresse im Jemen angeben. Für mich die Adresse der Sprachschule. Das wiederum erweckte den Verdacht, ich könnte zum Islam übertreten ( positiv), bzw. nach einiger Zeit zu nicht westlich orientierten Gruppierungen= fundamentalen Koranschulen überwechseln (negativ). Soll in letzter Zeit bei einigen Sprachschülern vorgekommen sein. Vom Innenministerium in Sanaa bekam ich endlich ein Email mit der Verständigung mein Visum sei am Flughafen in Sanaa hinterlegt. Nur, welche Fluglinie nimmt einen Reisenden ohne Visum im Pass in ein visumpflichtiges Land mit. Auf meine Bitte wurde dann Turkish Airlines verständigt mich doch mitzunehmen. München hat die Mitteilung verstanden, in Istanbul verursachte das fehlende Visum zahlreiche Telefonate. Nach einem Papierkrieg, zahllosen Gepäck- und Passkontrollen, die Beamten waren untereinander in Sichtkontakt, endlich das Verlassen des Flughafengebäudes und da stand dann endlich mein Fahrer der mich zu meiner Wohnung brachte. Im sechsten oder siebten Stock eines typischen Altstadthauses, genau kann ich es wegen der zahlreichen Zwischenstockwerke nicht sagen, nach 3 Stufen mit unterschiedlicher Höhe wechselt die Steigrichtung, dann immer wieder Türen die in Zimmer oder Stauräume führen, endlich angekommen. 04:00 Uhr. Harte 24 Stunden sind hinter mir.

Es hilft alles nicht, ich muss aufstehen. Das Rufen des Muezzins knapp nach 4Uhr habe ich noch wach erlebt, dann tief geschlafen. In der Schule erwarten sie mich schon. Ich werde freundlichst begrüsst, jeder hier weiss dass ich heute komme, auch bei meinen Mitschülern bin ich bekannt. Manche sind schon viele Monate hier und sie kommen aus der ganzen Welt. Die meisten sind um die 30 Jahre alt. Von Al jazeera sind zwei Journalistinnen aus dem Oman gekommen um hier ihre Arabischkenntnisse zu verbessern. Mein Lehrer erwartet mich und geht mit mir zwei Stunden durch die Stadt. So bekomme ich einen ersten kleinen, verwirrenden Eindruck meiner näheren Umgebung. Ich bin mir sicher mich oft zu verlaufen. Die Architektur der Häuser ist überwältigend, viele wirken trotz ihrer Schönheit sehr abweisend und geheimnisvoll. Hinter die Fassaden dringt nur die Fantasie. Es ist ein pulsierendes Leben in den engen Gassen und schmalen Plätzen. Eine Fülle an Südfrüchten wird auf den Marktständen angeboten. Überall sind Garküchen, dort zu essen wird mich aber noch manche Überwindung kosten. Ich werde warten bis ich mich an den Anblick gewöhnt habe. Zurück in der Schule werde ich von einem japanischen Paar gleich zum Mittagessen mitgenommen. Das "Restaurant" nimmt rücksicht auf uns Fremde und wir bekommen jeder unseren eigenen Teller und einen Löffel. Es hat vorzüglich geschmeckt. Eine Art Hendl in pikanter Sauce und einem sehr guten Reis. Dazu Cola light, für mich extra von einem Laden geholt.


Am Nachmittag werde ich gefragt ob ich am Wochenende, Do-Fr, Lust habe mit einigen Schülern nach Taiz mitzufahren, einer Stadt südlich von Sanaa. Gern sage ich zu und so werden wir uns zu siebent in einen Landcruiser für 4 Personen mit zwei Notsitzen zwängen. Darüber und den Arabischunterricht dann das nächste Mal.



Leider gelingt es mir nicht Bilder hochzuladen.



Seid mir gegrüsst, vor Allem meine Kalifin.



Mas salama

5 Kommentare:

rick hat gesagt…

oh kalif, wie erfreut ich bin die nachricht zu empfangen, dass ihre karawane sicher ihr ziel erreicht hat. mögen die sprachgötter mit ihnen seien, die garküchen bekommen und die erlebnisse unvergesslich werden, oh kalif. auf weitere nachrichten hoffend, ein pharao im exil.

Anonym hat gesagt…

Oh, Kalif, seit Ihr froh und dankbar, Ihr habt nichts mit den niederträchtigen Griechen zu tun (die schlimmsten sind auf Zakynthos, bin mir ganz sicher ;), sondern mit den erhabenen, zivilisierten, weltoffenen, fremdenfreundlichen ... Jemeniten in Sanaa ... Alles wird gut, in Jemen kann's für Euch nur besser gehen ... Schönste Grüße von der 3. Nebenfrau Euren 9. Sohnes in Salzburg, die Provinz Brüssels ;)

Kalifin hat gesagt…

Oh, mein großer Kalif! Die Tage des Banges sind endlich vorbei. Erst nach vier Tagen gab es ein Lebenszeichen..ich bin sehr froh, dich wohlauf und vergnügt zu wissen. In Liebe und Gedanken bei Dir - deine Kalifin in den "Bergen"

Anonym hat gesagt…

Deine zweite Frau ist ebenso entzückt von Dir zu hören und freut sich, dass Du nach langem Warten ein Lebenszeichen von Dir gibst!
Bestimmt werden die Speisen in diesem fernen Land Dein Herz bald mehr erfreuen, aber Du bist ja fortgezogen, um jene Sprache zu erlernen, die in diesem Land gesprochen wird!
Sei gegrüßt oh Du mein Kalif!

rick hat gesagt…

oh kalif, wie können sie ihre beiden!! frauen so lange auf eine nachricht warten lassen???