Dienstag, 26. Oktober 2010

Nationalmuseum Sanaa

Heute bin ich schon um 7 Uhr aufgestanden, das Lernpensum ist sehr gross, die Hausübungen mühsam. Dann der Anruf um 9: Mister Michael, hier ist Abdulali, wir müssen den heutigen Unterricht absagen, ich bin zu müde. Der Arme hat ja nicht nur mich als Schüler sondern unterrichtet auch noch in einer Schule und arbeitet als Buchhalter. Nebenbei schreibt er an seiner Dissertation. Es ist mir nicht unangenehm. Zum Lernen habe ich noch Einiges, meine grauen Zellen sind für diese Pause dankbar. Da ich am Nachmittag immer Siesta halte, ohne Kat, ist es für einen Museumsbesuch meistens zu spät.







Ein ehemaliger Imampalast wurde zum Nationalmuseum umgebaut. Beim Betreten des Hauptgebäudes empfängt den Besucher der zarte Geruch feinen Weihrauchs. Die Hauptattraktion sind zwei überlebensgrosse Statuen ehemaliger Könige aus dem 3. Jhdt., " angefertigt von einem römischen Bildhauer mit der Hilfe eines einheimischen Künstlers". So die Beschreibung. Sie sind sehr sehenswert. Ausgegraben wurden sie in Bruchstücken in den 30er Jahren des 20. Jhdt, waren eingelagert und wurden dann im Rahmen eines Hilfsprojektes der Deutschen Regierung in den Ende 70gern in den Restaurierungswerkstätten des Römischen Museums in Mainz in siebenjähriger Arbeit restauriert. Die einzelnen Teile wurden sorgfälltigst bearbeitet und die Figuren als Kopie rekonstruiert. Die konservierten Einzelteile sind in Vitrinen ausgestellt, leider fehlt bei den meisten die Beleuchtung. Auch von den Figuren ist nur eine beleuchtet. In der Bedeutung für das Land und die Präislamische Kunst , stehen sie sicher im selben Rang wie die beiden Griechischen Athleten für Reggio di Calabria. Es wird ein kurzer Überblick des Landes gegeben. An Sabäischer und Präislamischer Kunst sind ausser Münzen und einigen kleinen Votivgaben sehr wenig Objekte ausgestellt. Vielleicht herrscht auch hier die Meinung wie in manchen europäischen Museen vor: Ein Krug, Glas, Schmuckstück, eine Votivgabe muss für den Besucher genügen. Oder sie haben nicht mehr. Trotz der restriktiven Ausgrabungspolitik der Imame dürften viele Gegenstände in ausländische Museen gelangt sein. Wer die grossen Jemenausstellungen in München und Wien gesehen hat wird enttäuscht. Sehr angenehm sind die Beschriftungen, nicht nur in arabischer und englischer sondern zum Teil auch in deutscher Sprache. Auf die doch grosse Bedeutung Österreichischer Forscher wird nirgends hingewiesen. Dafür muss der jetzige Präsident ein wunderbarer und grosszügiger, sehr gebildeter Archäologe sein, immer wieder wird auf seine Schenkungen hingewiesen, leider ohne Quellenangabe. In den anderen, zum Teil leider sehr schlecht beleuchteten Räumen sind volkskundliche, sehr schöne Gegenstände ausgestellt. Meistens aus dem 19. und 20.Jhdt., das Sammelbewusstsein und Unter schutzstellungen sind noch nicht sehr gross und alt. Trotz fehlen irgenwelcher Hinweisschilder auf Photographierverbot kann ich nur wenige Aufnahmen machen. Leider gibt es ausser 4 überteuerten, zum Teil aus Europa stammenden Broschüren keinerlei Bildmaterial zu kaufen..

Der gestrige Besuch des Militärmuseums, angelockt durch Sabäische Ausgrabungsstücke, war waaaaahnsinnig interessant. Unzählige Waffen aus der Vergangenheit der ruhmreichen Armee, zu Einsatz gekommene Gewehre aus dem Kampf gegen die Türken und Berichte über die Greueltaten des Imam. Die Ausgrabungsstücke sind zahlreicher als im Nationalmuseum.
 
Meine Lieben, ich warte noch immer auf Hinweise und Vermutungen um welchen Baum es sich handelt. Einige sind schon eingetroffen. In einem der Bilder ist ein landläufiger, kleiner Hinweis. Auch im Neuen Testament wird dieser Baum kurz erwähnt. Beim Einzug Jesus in Jerusalem stieg ein kleingewachsener Zöllner auf so einen Baum, um besser sehen zu können.
 
Für einige Stunden war das Internet wieder einmal nicht zugängig.
 
Ich hoffe Ihr habt unseren Nationalfeiertag gebührend verbracht.
 
Liebe Grüsse, vor allem an die Kalifin.
 
Massalam

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also doch ein Maulbeerfeigenbaum ...

Was für ein Prachtstück! Er sieht tatsächlich sehr ungewöhnlich aus, wenn man bedenkt, dass ich die unseren jeden Sommer beschneide, gerade vor einem Monat eben auch. Aber unsere Maulbeerbäume sind ja höchstens ein-zwei Jahrzehnte alt und vielleicht eine andere Sorte...

Sei mir herzlich gegrüßt, lieber Kalif und danke für das gute Rätsel, daran erkennen wir abermals deine wahre Größe!
die 3-te.

rick hat gesagt…

oh nein, erkannt habe ich ihn nicht lieber kalif, aber zachaus steigt auf einen maulbeerenbaum, den er war klein als person.

Anonym hat gesagt…

Großer Kalif, gerade erfahre ich, dass das älteste unter Naturschutz stehende Baum im Zentrum von Sofia/BG ein ... über 650 jähriges Maulbeerfeigenbaum ist! Dank Dir indirekt.
LG von der 3.

Kalifin hat gesagt…

Nur zur Info an alle Leser: der Kalif ist derzeit vom internet abgeschnitten. Man spürt ein wenig Unruhe im Land, wir brauchen uns jedoch keine Sorgen zu machen. So hat der Kalif Zeit, seine Pflichten als eifriger Schüler ernst zu nehmen und viele neue Vokabel zu üben. Seid alle umarmt, die Träume pausieren...

Anonym hat gesagt…

wir beneiden dich ziemlich, was du da erleben darfst, haben die Rätselfrage zu spät gelesen,da wir einige Tage in Umbrien und den Marken weilten.
Eines haben wir gemeinsam: auch wir freuen uns, wenn ab und zu die Arabischstunde ausfällt!
Saidalia

Anonym hat gesagt…

habe lange gebraucht, um dir einen Kommentar zu schicken und der hat die schwierige derzeitige Situation noch nicht berücksichtigt, heute habe ich erst deinen letzten Eintrag gelesen. Bei euch da im Jemen geht es ja ganz schön zu! Ein bisschen mulmig wird es einem da ja schon, was du da von dem massiven Militäreinsatz berichtest, komm halt wieder gut heim,

inscha`allah ﻪﻠﻟﺍ ﺀﺎﺷ ﻥﺇ
Saidalia