Samstag, 27. September 2008

Aleppo- Palmyra

Nach einigen Tagen vergeblicher Versuche endlich wieder eine Verbindung. Der letzte Tag in Aleppo verlaeuft ruhig. Ich besuche die Omayadenmoschee, laechle ueber die zwangsweise Verkleidung auslaendischer Touristinnen, sie sehen aus wie kleine Gnome in ihren weiten grauen Umhaengen mit den spitzen Kapuzen. In der Moschee selbst findet Unterricht statt. Einige Vorbeter, alle ungefaehr in meinem Alter, bekommen Unterricht im Singen und genauen Aussprechen des Koran. Mit grossem Ernst sind sie bei der Sache und sind ueber den fremden Zuhoerer angenehm ueberrascht. Ein Schriftgelehrter unterbricht sie immer wieder, laesst sie wiederholen bis der richtige Tonfall und die korrekte Aussprache zu hoeren sind.
Anschliessend schlendere ich durch die Strassen und Gassen. Es ist der letzte Tag in dieser so fremden Stadt.
Am Morgen machen wir uns zu fuenft mit zwei Kindern auf den Weg ins 500km entfernte Palmyra. Neben mir ein deutsches Ehepaar aus Berlin und ein australisches Paar kanadisch-japanischer Abstammung mit 2 Kindern. Der Organisator " vergisst" uns die Differenz auf den Fahrpreis zurueckzugeben, dieser war fuer 3 ausgemacht und entschuldigt sich traenenreich,dass wir womoeglich in Unfrieden von ihm weggefahren waeren.

Es wird eine wunderbare Fahrt. Wenige Kilometer hinter Aleppo Richtung Osten ist ein kurzer Halt in einer Siedlung, deren Haeuser aus sogenannten Bienenhaeuser besteht. Sie sehen aus wie Apulische Trullis nur sind sie vollkommen mit Lehm verputzt. Die Frauen dieser Gegend gehen nicht mehr verschleiert und haben statt der schwarzen Einheitskleidung schon farbenfrohe und bunte. Dann, ploetzlich sehen wir hinter einer weissen Mauer hunderte von Beduinentuch bedeckte Koepfe. Wir bitten den Fahrer zu halten. Es findet ein riesiger Schafmarkt statt. Ein heilloses Gewirr an Schafen und Beduinen. Sie sind zu uns alle sehr freundlich, wollen mit ihren gerade gekauften oder verkauften Schafen photographiert werden, rufen Freunde die auch aufs Bild kommen sollen. Nur mit Muehe kommen wir los und fahren weiter. Die Fahrt geht durch eine sehr fruchtbare Ebene, immer wieder sind Bewaesserungskanaele zu sehen. Der vor 35 Jahren gebaute "Assad" Staudamm, wie kann er auch anders heissen, bewaessert ein sehr grosses Gebiet. Nach einer Passkontrolle !! duerfen wir ueber den Damm fahren. Es ist beeindruckend. Auf eine Laenge von 50 km wird der Euphrat aufgestaut. Ein zwiespaeltiges Gefuehl. Unermessliche Zeugnisse der Menschheit wurden ueberflutet, das Ueberleben und die Ernaehrung von Millionen Menschen wurde gesichert. Ein Garten Eden entstand. Wir besuchen eine Festung. Einst war sie Waechter ueber das Euphrattal, jetzt ist sie eine von Wasser umgebene Halbinsel. Der See hat eine wunderschoene blaue Farbe, ein Bad lehnen wir ab. Wassertemperatur 28 Grad. Es ist uns doch zu unsicher. Die Fahrt geht weiter, wir zweigen von der Hauptstrasse ab. Es geht in die Wueste Richtung Resafa, einer Byzantinischen Wuestensiedling. Noch vor wenigen Jahren gab es nur eine Sandpiste, in der Zwischenzeit wurde sie geteer und asphaltiert. Ploetzlich ein dunkler Strich am Horizont, einer Festung gleich tauchen die Tuerme und die Mauern von Resafa auf. Nach dem Maertyrertod des Hl. Sergius entwickelte sich dieser Ort zu einem grossen Pilgerziel, wuchs, wurde reicher und die starke Befestigung war notwendig, um die angehaeuften Pilgerspenden zu schuetzen. Noch heute sind erhaltene Kirchen und Gebaeude aus dem 6. Jhdt. zu sehen und zu bestaunen. Ich bin sehr beeindruckt. Die Wuestenfahrt geht weiter. Es ist unertraeglich heiss. Durch den Fahrtwind der geoeffneten Fenster und der Verdunstungskaelte unseres Schweisses ist es einigermassen ertraeglich. Alle paar Minuten sind drei, vier Windhosen zu sehen, durch die Hitze der Wueste gibt es immer wieder Luftspiegelungen. Manchmal komme ich mir vor wie Lawrence von Arabien. Kamelkarawanen sehen wir keine, Kamele werden nur noch zur Fleischgewinnung und fuer den Tourismus gezuechtet. Dann ein naechster Hoehepunkt, wieder wie aus dem Nichts, Tuerme, eine Mauer, ein Wuestenschloss, Qasr el Hair, einst wichtiger Stuetzpunkt auf der Verbindung nach Mesopotamien, einst umgeben von einer fruchtbaren bluehenden Landschaft, das Wasser wurde in Kanaelen weit her geleitet, heute verfallen, von Sand bedeckt, erst zum Teil wieder ausgegraben, die Bestimmung zahlreicher Gebaeude ist unsicher. Nach einer langen Fahrt erreichen wir nach 500 interessanten Kilometern erschoepft Palmyra.

Palmyra, lang habe ich davon getraeumt diese Stadt zu besuchen. Jetzt bin ich hier.

Es weht ein starker Wind, als Laie sage ich Sandsturm und ich muss meinen ersten Erkundigungsgang abbrechen. Um Mitternacht marschiere ich aber nocheinmal los und lasse die Saeulenstrasse und den beleuchteten Baaltempel auf mich einwirken.

Fortsetzung folgt, das Internetkaffee will schliessen.

Masalam

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

lieber kalif, ich wollte dir nur mitteilen, dass ich deine reise mit sehr großem interesse verfolge, mich selbst an meine reisen erinnert fühle und merke wie mich die sehnsucht packt, wenn ich von all den wundersamen plätzen hier lese.

lange tage u angenehme nächte mein freund und pate

Anonym hat gesagt…

Hallo Michi !
Ein tägliches Märchen auf Deiner Seite entführt in eine total andere Welt
Toi Toi Toi
Heinz