Dienstag, 23. September 2008

Regen, Regen, Regen

In Kairo habe ich von den statistischen 6 Regentage 9! erlebt. Hier in Damaskus holt mich der Regen sintflutartig ein. Vielleicht war ich in einem frueheren Leben Regenmacher bei einem Naturvolk.
Kultur ist angesagt und um 8 Uhr verlasse ich in einem Minibus mit zwei anderen Mitreisenden Aleppo. 20 km noerdlich besuchen wir als Erstes die Kirche von Mskabbat, eine voellig isoliert in der Gegend stehende Basilika aus der 2.H. des 5. Jhdts. Sie hat alle Erdbeben und Anfeindungen ueberstanden , ist bestens erhalten und wird noerdlich und suedlich vom syrischen Militaer bewacht, mit gegen den Himmel gerichteten Geschuetzen. Vielleicht sind die aber auch aus einem anderen Grund da. Es regnet unaufhoerlich, im Laufe des Tages soll ich noch oefters bis auf die Haut nass werden. Die rote Erde ist ein gutes Faerbemittel fuer meine helle Hose. Wir fahren durch eine sehr fruchtbare Kulturlandschaft, kilometerweite Granataepfel- und Pfirsichplantagen. Unser Fahrer freut sich, seit Monaten der erste Regen, ich bin froh, dass es nicht kalt ist.
Wir fahren weiter zum Simeonskloster, 30km im Norden Aleppos. Doch kein Kloster in Sicht. Nur das verfallene Pilgerdorf mit zwei wunderschoenen Klosterkirchen und einigen Rsten der Pilgerherberge. Wo ist das Kloster? Hinter einer tief haengenden Wolken und Nebelschicht versteckt, der Regen wird immer staerker, klatschnass fluechte ich in den Minibus und der Fahrer schlaegt vor, nach roemischen Grabstaetten den Tempel von Al Daira zu besuchen. Die Nebelschwaden haengen manchmal bis zur Fahrbahn.
Um 1950 fand ein Bauer auf einem Huegel einen Loewenkopf aus schwarzem Basalt. Die anschliessenden Ausgrabungen bringen eine Tempelanlage aus der Eisenzeit I ( 1200-700 v.Chr.) ans Tageslicht. Erhalten sind gewaltige Figuren und Ornamente aus schwarzem Basalt. Die schoensten Stuecke sah ich schon in Aleppo im Nationalmuseum. Es regnet noch immer. Wir fahren zum Simeonskloster zurueck und als haette der Heilige unsere Fuerbitten weitergeleitet, wird es heller und fast trockenen Fusses erreiche ich diese meistbesuchte Pilgerstaette der fruehen Christen. St. Simeon wurde durch die Tatsache beruehmt, dass er ab seinem 40. Lebensjahr auf einer Saeule sitzend seine Tage verbrachte und diese 30 Jahre lang nicht verliess. Ihm zu Ehre wurden um diese Saeule, von der das Postament und ein Stumpf erhalten sind, vier dreischiffige Basiliken gebaut. In deren Kreuzungspunkt steht die Saeule. Ein gewaltiges architektonisches Bauwerk, das immer wieder ueberraschende Ansichten bietet. Es trocknet auf, wir fahren mach Aleppo zurueck, sehen syrischen sozialen Wohnbau. Eine schoene Tour, ich sehe aus wie nach einer Grabungscampagne, eine Dusche macht mich wieder etwas ansehlich. Am Abend bin ich hier im Haus zum Fastenbrechen eingeladen und ich besorge noch einige Suessigkeiten.

Masalam

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Regenmacher, herzlichen Dank für die pittoresken, ornamentreichen Reiseberichte aus 2 mal 1001 Kilometern! Es freut mich sehr zu lesen, dass du ganz gut und trittsicher bei deinen unzähligen Abenteuern im tiefsten Orient vorankommst. Hier ist es im Gegensatz very cloudy but not rain, so schafft dein Blog den perfekten Ausgleich und Beitrag gegen/zum? Klimawandel auch im unseren tristen Alpinen Arbeitsalltag.
Viel Spaß und tausende zauberhaften Entdeckungen und Begegnungen noch auf dem Weg!
Massalam

Anonym hat gesagt…

Liebster Kalif! Regen ist wichtig im orient, die Menschen brauchen das Wasser und DU auch! vor allem deine Wäsche!! Bist du noch halbwegs ansehnlich? Was soll ich denn mit der Karawane nach Damaskus mitschicken??? Hannes nimmt bereits für Johanna "Filme" mit, daher ist noch ein wenig Platz im 20kg Koffer! Gibt es ein Foto von der Säule des Hl. Simeon? Das war nämlich eine Frage meiner Diplomprüfung vor über 10 Jahren und ich wusste damals nicht viel über den Orient!Sei gegrüßt und erhol dich zwischendurch!!! Bussi bis bald kalifin

wasserflitz hat gesagt…

Lieber viator,

nach wilder Geisterbahnfahrt auf dem Rupertikirtag (eine der drei nachtaktiven Spukgestalten entriss mir den Krückstock, meiner uns von Gott geschenkten Tochter beinahe die Kreole aus dem Läppchen, es war höchst beunruhigend und äußerst amüsant zugleich) erfuhr ich am Samstagabend von Deiner kalifin auf fernmündlichem Wege (endlich melden wir uns mal, und ihr seid beide aushäusig!), wo Du derzeit wieder weilst.

Recht hast Du! Wir werden Dich (am Monitor) begleiten, beschützen jedoch möge Dich Mercurius, der gute Gott aller Reisenden.

Auf bald, alles Liebe und weiterhin viel Eindrückliches wünscht Dir von ganzem Herzen und in freundschaftlicher Verbundenheit
wasserflitz*

* so hieß einst der erste, uralte Holz-Opti unseres sich in der Moosstraße längst homelike and very comfortable fühlenden Stammhalters, der gestern auch schon 15 wurde. Robbte der Bursche nicht erst vorvorgestern über arretinischen Rasen...?

MustafA hat gesagt…

Hollo Du reisender, mit freuden lese ich das du gut in Damaskus angekommen bist und auch der Regen dir nichta anhaben konnte.Wie gerne würde ich mit dir durch den Suk wandeln und die schönheiten der Stadt besichtigen, als hier im kalten und verregneten Norden zu sitzen. Ich freue mich schon auf deinen nächsten Bericht.
Massalam MustafA